Mythor - 055 - Luftgeister greifen an
wird, kann der Schwarm nichts mehr ausrichten. Er ist dann seiner Gefährlichkeit beraubt…«
»Wer sind diese Unheimlichen, die die Luftgeister lenken, Vina?« fragte das Tau-Mädchen leise.
Ein Schatten fiel über das Gesicht der Hexe.
»Ich weiß es nicht«, sagte sie nur.
Aufmerksam sah Ramoa sie an und versuchte, in den Zügen der Hexe zu lesen.
Wußte sie es wirklich nicht – oder wollte sie nichts sagen?
Mit hoher Geschwindigkeit jagte das Luftschiff nordwärts durch Wolkenbänke und Nebelschleier, der Regenbogen-Brücke entgegen.
*
»Der Dämon war sehr mächtig, das erkannte ich sofort, als er auftauchte«, fuhr Zuma fort. Immer wieder mußte Mythor sich ins Gedächtnis rufen, daß die Zaubermutter es nicht selbst war, die hier sprach. Ihr Zauber wirkte weit über ihren Tod hinaus. »Er forderte mich zum magischen Duell. Es blieb mir keine andere Möglichkeit, als der Forderung nachzukommen, und so stellte ich mich ihm schweren Herzens.
Lange, sehr lange währte der Kampf, und ich hegte bereits Hoffnung, dieses Duell zu gewinnen. Doch dann überraschte er mich mit einer List, und es gelang ihm, mich zu besiegen.«
Unwillkürlich mußte Mythor an Cherzoon denken, den Dämon des Caer-Oberpriesters Drudin. Cherzoon war überaus mächtig gewesen, und mit ihm war auch Drudins Macht gewachsen. Aber dieser Dämon, von dem die Zaubermutter erzählte, mußte noch weitaus mächtiger sein, wenn es ihm gelungen war, Zuma zu besiegen. Oder lagen hier die Verhältnisse ganz anders als in der Nordwelt? Mythor konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen.
»Doch bei seinem Sieg allein«, berichtete die Zaubermutter weiter, »blieb es nicht. Was daraus folgte, war bei weitem schlimmer. Denn jener Wall, den ich auf den Blutigen Zähnen hatte errichten lassen, um die Kraft der Großen Barriere zu stärken, wurde durch seinen Sieg ins Gegenteil umgekehrt.«
Mythor sah es. Die Regenbogen-Farben zeigten es ihm in ihrem raschen Wechsel!
Er sah, wie von den Bauwerken, die von den nur schemenhaft erkennbaren Wesen, den Helferinnen der Zaubermutter, errichtet worden waren, etwas ausging, das das genaue Gegenteil von allem früheren war. Das Böse fiel wie ein Schatten über den »Wall«.
Schreiend flohen jene, die ihn errichtet hatten. Die Magie des Bösen glitt hinter ihnen her, versuchte sie niederzustrecken. Doch den meisten gelang es, zu entkommen, und fürderhin mieden sie diese Inselkette mit dem Aussehen eines riesigen Gebisses.
Mythor war unwillkürlich erblaßt. Alles war ganz anders als in dem ersten Traumbild, dem Traum der Zaubermutter. Es war fast wie ein Schock für ihn. Dem Traum folgend, hatte er ursprünglich angenommen, Zuma habe den Dämon besiegt, aber ihre Erzählung und die Bilder waren das genaue Gegenteil. Und der Wall war verändert worden – hin zum Bösen!
Er wußte, was aus ihm geworden war.
Der Wall war zerfallen. Ramoa hatte es ihm erzählt. Und die magischen Zonen, die ihn ursprünglich vor dem Bösen schützen sollten, waren entartet…
Nur die Regenbogen-Brücke existierte noch! Sie allein war nicht verändert worden!
»Es gelang mir nur«, fuhr Zuma fort, »diesen kleinen Regenbogen zu erhalten, mit dem ich so große Pläne gehabt hatte. Doch nun ist mir das zunichte gemacht worden, der Erfolg blieb mir durch die Niederlage gegen den Dämon versagt. Den Regenbogen allein vermochte er nicht zu ändern, denn er ist das Licht, das die Schatten fliehen. Hier in diesem Regenbogen verankerte ich nun den Zauber, um jenen, denen es später gelingen mag, die Brücke aus Licht zu betreten, mitzuteilen, was damals geschah. Hier hinterließ ich mein Testament.
Ich weiß nicht, was seit jener Zeit bis zu diesem Tag, da du gekommen bist, Fremder, geschehen ist. Ich kann nur hoffen.
Ich hoffe, daß Vangard mein Vermächtnis übernommen hat. Er, der mein Zauberlehrling war und doch zugleich einer der Besten, die mein Werk fortführen könnten. Ich hoffe, daß er in meinem Sinn weiter an der Großen Barriere gegen die Dunkelmächte baut, damit Vanga weiter besteht.«
Mythor preßte die Lippen zusammen. Vangard…
Die Farben bewegten sich langsamer. Das Licht wurde diffuser, die Bilder verblaßten. Mythor sah sich wieder im Regenbogen selbst, hoch in der Luft über dem schäumenden Wasser.
Zuma, die uralte Zaubermutter, hob grüßend die Hand, und in ihren weisen Augen lag etwas, das Mythor nicht zu deuten vermochte. Was wollte sie ihm noch mitteilen?
Ein Ruck durchfuhr seinen
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