Mythor - 055 - Luftgeister greifen an
wollte – da zerschellte die Goldene Galeere in den rasenden Elementen der Schattenzone. Und Vangard, Zumas Zauberlehrling, der seine Schuld wieder begleichen wollte, würde es nun nie mehr tun können. Denn als die Galeere zerstört wurde, hatte Vangard, der Süder, den Tod gefunden…
Nur Mythor hatte den Untergang überstanden. Mythor und das Gläserne Schwert Alton. Alles andere – Ausrüstung wie Menschen – lagen irgendwo unter den Schatten auf dem Meeresgrund.
Zusammen mit Drudin und Cherzoon…
Es war vorbei. Mythor begriff, daß mit dem Süder eine Hoffnung gestorben war. Vangard war tot – tot wie Zuma.
Mythor dachte wieder an die Zaubermutter, die dies alles nun nie mehr erfahren würde. Ohne daß sie es gesondert erwähnt hatte, wußte er, daß sie das magische Duell mit dem Dämon aus der Schattenzone nicht überlebt hatte. Sie mußte von ihm ermordet worden sein, hatte gerade noch so lange gelebt, um ihr magisches Vermächtnis in einen Zauber im Regenbogen zu legen.
Und das war auch schon alles.
Keine weitere Vision kam mehr, kein Hinweis, keine Hilfe. Was er mit dem so erworbenen Wissen um das Entstehen des Regenbogens anfangen sollte, blieb ihm selbst überlassen. Wie er die Blutigen Zähne jemals würde verlassen können, blieb immer noch ungewiß. Das, weshalb er überhaupt gekommen war, blieb ihm nach wie vor verborgen.
Zwar waren einige Rätsel gelöst worden. Das Geheimnis, das Vangard umwittert hatte, war kein Geheimnis mehr. Mythor wußte, daß er sich in Vanga befand – doch was nützte es ihm, wenn er keine Gelegenheit erhielt, irgendwann wieder in das Geschehen einzugreifen?
»Irgendwie werde ich das dumpfe Gefühl nicht los«, brummte er und erhob sich wieder, »daß die Schattenzone mit einem einzigen Schlag eine ganze Menge Probleme losgeworden ist. Schlußendlich an den Nachwirkungen jenes verdammten Duells sind Zuma und Vangard gestorben, und der Sohn des Kometen sitzt auf einem Haufen lausiger, von Fischköpfen ständig berannter Inseln gefangen und darf sich für den Rest seines Lebens mit diesen Besessenen herumprügeln, damit sie ihm nicht das Fell über die Ohren ziehen. Ich danke!«
Er machte ein paar Schritte weiter vorwärts. Aber seine Hoffnung, vielleicht doch noch eine weitere Vision zu empfangen, erfüllte sich nicht. Alles blieb ruhig, während er dem Ende des Regenbogens zustrebte.
Ein seltsames Gefühl durchfloß ihn. Was wäre gewesen, wenn dieser Regenbogen die angestrebte, geradezu unglaubliche Größe und Länge erreicht hätte und durch die Schattenzone geführt hätte?
Hätte er seinen Endpunkt vielleicht sogar ausgerechnet in Logghard, der Ewigen Stadt, gefunden?
»Alles ist möglich«, brummte er unzufrieden, »und das Phantastischste erweist sich zum Schluß als am wahrscheinlichsten.«
Langsam setzte er seinen Weg fort. Was würde ihn auf der anderen Seite erwarten?
Oniak und Ramoa… Oniak war unter den Waffen der Fischköpfe gestorben, und Ramoa in der Fallgrube zurückgeblieben. Er entsann sich jetzt wieder deutlich an das Geschehene. Zumas Vision hatte die Schranken durchbrochen. Vielleicht war auch Ramoa jetzt tot, von jenem geheimnisvollen Drachenmann ermordet. Vielleicht…
»Ich bin also der nächste und letzte«, sagte er halblaut. Ihm wurde immer klarer, daß es auf den Blutigen Zähnen für einen normalen Menschen, also für jemanden, der nicht besessen und deshalb mit einem Fischkopf gezeichnet war, auf die Dauer kein Überleben geben konnte. Irgendwann in nächster Zeit würde es auch ihn erwischen.
Da wurde es hinter ihm im Regenbogen laut.
Schritte…?
Er war in der Brücke aus farbigem Licht nicht mehr allein? Wer war ihm gefolgt? Einen Herzschlag lang durchfuhr ihn die Hoffnung, daß es die Feuergöttin sein mochte.
Aber als er dann herumwirbelte, erkannte er jäh, daß er sich getäuscht hatte.
Es wäre ja auch zu schön gewesen…
Der andere hatte das Fallgruben-Abenteuer überlebt. Der Unheimliche der aufrecht ging wie ein Mensch, bewaffnet mit einem Schwert war und das Aussehen eines Ungeheuers besaß.
Der Drachen-Krieger!
Wie von selbst glitt Mythors Hand zum Griff des Gläsernen Schwertes.
*
Das Luftschiff war sogar noch schneller gewesen, als selbst Vina angenommen hatte. Der Nebel und die tiefziehenden Wolken ließen selbst die erfahrene Hexe die eigene Geschwindigkeit über- und die zurückgelegte Entfernung unterschätzen. So mußte sie dann noch eine weite Schleife fliegen, um die
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