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Mythor - 055 - Luftgeister greifen an

Mythor - 055 - Luftgeister greifen an

Titel: Mythor - 055 - Luftgeister greifen an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. K. Giesa
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Geschwindigkeit herabzusetzen, nachdem der Zugvogel über die jäh unter ihnen auftauchende Brücke hinweg gerast war.
    Ramoa atmete tief durch. Die Dämmerung wollte hoch über den Wolken bereits einsetzen. Hier oben, hoch in der Luft, war der Sonnenuntergang wiederum anders als unten auf dem Boden. Der finstere Gürtel der Schattenzone war daran schuld.
    Doch es würde noch einige Zeit dauern, bis es wirklich dunkel wurde. Noch stand die Sonne so hoch, daß sie den Horizont nicht berührte. Sie würden Honga und Gerrek noch bei Abendlicht aufnehmen können…
    … wenn nichts Unvorhergesehenes geschah…
    Aber was sollte geschehen? Ramoa zwang sich, wieder ruhig zu werden. Sie sagte sich, daß das Ungewohnte, in einem Luftschiff zu fliegen, sie unruhig machte. Es war das erste Mal, daß sie ihre Inselwelt verließ. In ihrer Jugend war sie darauf vorbereitet worden, Feuergöttin zu werden, und hatte nichts anderes kennengelernt als ihr Dorf auf der Insel Tau-Tau, und später war sie dann zum Vulkan gebracht worden und hatte dort ein zweites Zuhause gefunden. Den Rest der Welt kannte sie nur aus den Erzählungen, selbst ihr Wissen über die Blutigen Zähne, mit dem sie Honga beeindruckt hatte, stammte aus zweiter Hand.
    Alles, was jetzt auf sie einstürzte, war fremd. Die Inseln mit ihren ständig wechselnden, teilweise mörderischen Landschaften, das Luftschiff der Hexe… und selbst die Luftgeister, die sie bisher nur vom Boden aus gesehen hatte, wenn sie einmal über den Inseln auftauchten.
    Und doch wurde ihre innere Unruhe immer stärker. Es nützte nichts, daß sie sich immer wieder sagte, Vina habe die Lage im Griff. Langsam glitt der Zugvogel jetzt auf die Regenbogen-Brücke zu und wurde dabei langsamer und sank tiefer. Fast spielerisch bewegte die Hexe die Lenkhebel.
    Größer und breiter wurde der Regenbogen unter ihnen. Ramoa klebte förmlich an einem der Fenster, die aus durchsichtiger Drachenhaut bestanden; die übrige das Knochengerüst der Gondel umspannende Drachenhaut war undurchsichtig. In der einsetzenden Dämmerung verlor der Regenbogen nichts von seiner Helligkeit. Im Gegenteil schien er nur um so heller und prachtvoller zu strahlen. Ramoa konnte sich an der Farbenvielfalt kaum sattsehen. Es war berauschend, diese Brücke aus Licht zu betrachten.
    Und der Zugvogel senkte sich auf dieses Licht hinab!
    »Ramoa, falls du Honga und Gerrek zu erblicken hoffst – du wirst sie erst sehen können, wenn sie die Brücke wieder verlassen«, rief Vina ihr zu und lachte über das ganze Gesicht. Ramoa senkte nur den Kopf. »Ich…«
    »Ich weiß, es ist ein herrliches Bild«, sagte die Hexe. »Aber würdest du es dir auch ansehen, wenn du allein im Luftschiff wärst und es lenken müßtest?«
    »Nein«, erwiderte Ramoa. Ihre frühere Entschlossenheit kam zu ihr zurück. Sie wandte sich von dem berauschenden Anblick ab und kehrte zu dem Steuer-Mechanismus zurück. Als sie neben Vina stand, trat diese zurück.
    »Bringe den Zugvogel an das Südende der Brücke und halte ihn dort eine Mannslänge über dem Boden in der Schwebe«, verlangte sie.
    Aus großen Augen sah Ramoa die Hexe an. »Ich – ich soll…?«
    Vina nickte ihr zu. »Du sollst mir beweisen, daß du allein vom Zusehen gelernt hast, wie man das Luftschiff lenkt. Vergiß nicht, daß wir Luftschiff-Hexen als Beobachter hin und wieder auch in Gefahr geraten. Und solange du an Bord bist, mußt du notfalls auch für mich einspringen können. Ganz besonders, solange Gerrek nicht hier ist. Auch er beherrscht das Luftschiff…«
    Ramoa nickte.
    Sie trat an Vinas Stelle. Ihre Hände berührten die Hebel, die die Steuerflügel oben am Ballon bewegten.
    Langsam glitt das Luftschiff seinem Ziel entgegen und tief hinab. Vina sah sich nach den anderen Richtungen um.
    Ein leichter Ruck ging durch ihren sich versteifenden Körper. Ihre Augen wurden schmal.
    Noch weit entfernt sah sie, wie sich aus dem Norden ein zweiter Schwarm von Medusen aus den Nebeln schälte.
     
     
    *
     
    »Nein«, murmelte Gerrek. »Nicht schon wieder! Mein Freund, du bist ein wenig zu ungestüm, weißt du das eigentlich?«
    Mythor-Honga verhielt mitten in der Bewegung. Das Gläserne Schwert zur Hälfte aus der eigens von den Tau angefertigten Scheide gezogen.
    Eine steile Falte bildete sich auf seiner Stirn, während sich die Brauen senkten. Er starrte den Drachen-Krieger an.
    »Du kannst sprechen?« fragte er überrascht.
    »Du etwa nicht?« erkundigte sich das Ungeheuer. »Was ist

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