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Mythor - 068 - Traumland der Ambe

Mythor - 068 - Traumland der Ambe

Titel: Mythor - 068 - Traumland der Ambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vlcek Ernst
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stand die Sonne bereits tief im Westen. Eine große schwarze Wolke schob sich vor sie und zog in östliche Richtung. Sie flog rasend schnell heran und war bald über Mythor. Er blickte hoch, darauf hoffend, im Schutz der Wolke ein Luftschiff zu sehen, und er gab sogar mit Alton Zeichen, um auf sich aufmerksam zu machen. Aber die Wolke zog weiter und enthüllte ihm nicht, was sie in sich trug.
    Vor ihm tauchte der grüne Streifen einer Oase auf, und er beeilte sich, um sie noch vor Einbruch der Nacht zu erreichen. Gerade als die Wolke über der Oase stand, schlugen aus der Pflanzeninsel hohe Stichflammen empor. Die Wolke öffnete ihre Schleusen und schickte eine Wasserflut über den Brandherd. Aber das Wasser konnte die Flammen nicht löschen. Mythor begann zu laufen, doch als er die Oase erreichte, waren von den Zauberpflanzen nur noch verkohlte Stümpfe übrig. Und auch hier fand er glosende Überreste einer zu Asche gewordenen Puppe.
    Während Mythor noch dastand, tauchten einige Hexen auf. Sie trugen alle die blaugrauen Mäntel des vierten Ranges. Sie betrachteten ihn stumm und anklagend, jedoch ohne Feindseligkeit.
    »Das war nicht mein Werk«, verteidigte sich Mythor. »Dies hat Aelgeri getan, die eine von Cele geschickte Meuchelmörderin ist und vermutlich einen Anschlag auf Ambe plant. Ihr müßt sie warnen.«
    Die Hexen sagten nichts.
    »Habt ihr mich denn nicht verstanden?« herrschte Mythor sie an. »Wenn ihr schon nichts für Ambes Sicherheit unternehmen wollt, dann zeigt mir wenigstens den Weg zu ihr, damit ich sie beschützen kann.«
    »Ambe hat nichts zu befürchten«, sagte endlich eine der Hexengärtnerinnen. Sie streckte die Hand nach ihm aus, als wolle sie ihn mit dem beringten Zeigefinger durchbohren. »Du bist der Träger allen Unglücks. Auch wenn du das Feuer nicht selbst gelegt hast, so bist du dafür verantwortlich. Warum nur läßt du Ambe nicht endlich in Frieden?«
    »Es muß sich um ein Mißverständnis handeln«, sagte Mythor. »Es ist mir unbegreiflich, daß ich Ambe irgend etwas zuleide getan haben könnte. Ihr müßt mich zu ihr bringen – es ist wichtig! «
    Die Hexen berieten sich kurz miteinander, dann wandte sich ihre Sprecherin wieder an ihn.
    »Es scheint, daß Ambe es gar nicht anders will«, sagte sie bedauernd. »Darum können wir dich nicht daran hindern, sie aufzusuchen. Du besitzt einen Hexenring?«
    »Ja, er gehörte Vina, die Trägerin des roten Mantels war«, antwortete Mythor.
    »Er wird dir den Weg weisen«, sagte die Hexe. Damit wandte sie sich um und verließ, zusammen mit den anderen, die Oase in nördlicher Richtung.
    Mythor holte den Ring hervor und betrachtete den kleinen Kristall. Er begann schwach zu leuchten, und ein Kribbeln machte sich in Mythors Fingern bemerkbar. Einige Atemzüge lang passierte sonst nichts, aber dann begann der Kristall auf einmal stärker zu leuchten. In seinem Innern entstand ein winziger, greller Lichtpunkt. Mythor mußte geblendet die Augen schließen. Als er sie wieder öffnete, sandte der Kristall Lichtpfeile aus, die weit über die Dünen schossen und sich in der vertiefenden Dämmerung verloren. Den Ring vor sich hochhaltend, folgte Mythor den Lichtpfeilen, die ihm den Weg wiesen.
    Unermüdlich schritt er in die Nacht hinein, die nur von den leuchtenden Wegweisern erhellt wurde. Keine Sterne waren am Himmel zu sehen, denn eine dichte, niedrig hängende Wolkendecke spannte sich darüber.
    Mythor kam an einigen Oasen vorbei, ohne an ihnen Rast zu machen. Er aß die mitgenommenen Früchte im Gehen auf und hängte sich dann den Umhang wieder über die Schultern. Obwohl es so viel gab, das ihn beschäftigte, dachte er nicht viel nach. Er wollte sich nicht durch eigene Überlegungen in die Irre führen lassen, sondern von Ambe den wahren Sachverhalt erfahren.
    Er versuchte auch, nicht an Fronja zu denken. Durch die Erzählung von Ambes dritter Puppe stand es für ihn nun zweifelsfrei fest, daß die Tochter des Kometen nicht nur eine Legende war, sondern ein lebendes Wesen, eine Frau aus Fleisch und Blut. Trotzdem gab er nicht viel auf Ambes Beschreibungen von ihrer Person, denn Ambe war eine hoffnungslose Schwärmerin und der Fronja sehr zugetan. So mußte auch das Bild, das sie von der Tochter des Kometen gezeichnet hatte, einseitig und unsachlich sein und war darum mit großer Vorsicht zu genießen.
    Die Weglichter erloschen, der Ringkristall verlor seine Leuchtkraft, und Mythor steckte ihn weg. Er hatte den Garten der Erbauung

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