Mythor - 070 - Abenteuer in Erron
zu finden.
Im Augenblick achtete niemand auf den Koch. Die Gelegenheit war günstig. Secubo rannte auf kurzen Beinen hinüber zum Diromo der Königin.
Ein Speer flog an ihm vorbei, aber er nahm es gar nicht wahr. Secubo begann, das Diromo zu besteigen.
Wenige Augenblicke danach war sein kühner Plan haltlos in sich zusammengebrochen.
Königin Berberi saß gelassen in ihrem Tragezelt und sah Secubo forschend an, als er eintrat.
»Sieh da, du willst mir sicher das Essen bringen!«
Secubo rollte mit den Augen. In der Rechten hielt er das Messer, mit dem er jetzt überhaupt nichts anzufangen wußte.
»Äh«, machte er. »Ähem!«
»Wird draußen noch gekämpft?«
Das Lärmen der Bewaffneten war mehr als deutlich zu hören, aber das schien Berberi überhaupt nicht zu kümmern.
»Es wird«, stotterte Secubo. »Barbaren!«
»Ich habe es gesehen«, sagte die Königin freundlich. Secubo hätte gerne gewußt, ob sie nur so tapfer tat, oder ob sie tatsächlich so furchtlos war. Sicherlich würde sie sich nicht so einfach gnadenhalber erstechen lassen, wie sich Secubo das vorgestellt hatte. Dem Koch dämmerte die betrübliche Einsicht, daß er sich irgendwie reichlich trottelhaft aufgeführt hatte. Noch aber war nichts Unwiderrufliches geschehen.
»Sie haben den Magier entführt«, stotterte Secubo. »Aus meinem Zelt!«
»Erschreckend«, sagte Berberi. Es klang teilnahmsvoll.
Draußen ertönte wildes Rufen.
Noch mehr Barbaren?
»Sieh nach!« bestimmte die Königin.
Secubo folgte dem Befehl. Sein Gesicht war von Begeisterung gerötet, als er Berberi Bericht erstattete.
»Die Barbaren werden angegriffen. Ays, Tokapireiter. Ihr Anführer treibt die Barbaren vor sich her wie Spreu vor dem Wind, herrlich.«
»Sehr erfreulich«, sagte Berberi. »Du wirst dir etwas einfallen lassen für die tapferen Krieger.«
»Gewiß«, beeilte sich Secubo zu versichern.
Er verließ das Zelt und sah zu, wie die Tokapireiter unter den Barbaren aufräumten.
Es war ein wüstes Getümmel. Ays und Erronen rannten durcheinander, dazwischen trampelten Tokapis, ein paar Reittiere der Barbaren, ein wildgewordenes Ur…
Der Offizier der Ays war vom Tokapi gesprungen und trieb zwei Barbaren vor sich her.
Er handhabte sein Schwert meisterlich, stellte Secubo fest, längst hätte der Mann die beiden Barbaren erschlagen oder wenigstens schwer verwunden können, aber er zog es vor, mit ihnen zu spielen wie eine Katze mit Mäusen. Die Barbaren hatten gegen den Meister keine Aussicht auf Erfolg, aber sie wehrten sich mit letzter Verzweiflung.
Secubo suchte nach Kulan. Der Offizier lehnte am Fels und versuchte, ein Messer aus seinem linken Bein zu ziehen. Sein Gesicht war schmerzverzerrt.
Wenige Augenblicke später wandten sich die Barbaren zur Flucht.
Es geschah mit unglaublicher Schnelligkeit. Plötzlich begannen sie zu laufen, verloren sich im Gewirr der Felsen, und nach einigen Minuten war es totenstill im Tal.
Die Tokapis schnaubten leise.
Der Anführer der Retter stieß das Schwert zurück in die Scheide. Er sah sich um.
»Versorgt die Verwundeten«, ordnete er an. »Seht nach, welche Schäden die Lorvaner angerichtet haben. He, du!«
Secubo deutete auf seine Brust.
»Richtig, du. Komm her!«
Secubo leistete dem Befehl hastig Folge.
»Wo ist die Königin? In dem Zelt auf dem Diromo?«
»Allerdings«, sagte Secubo. »Und ich bin der…«
Der Offizier schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab.
»Sage deiner Herrin, daß ich sie zu sprechen wünsche!«
»Das wird nicht nötig sein.«
Königin Berberi war im Eingang des Zeltes aufgetaucht. Secubo eilte hinzu und half ihr auf den Boden herab.
Der Offizier grüßte vollendet. Berberis Augen ruhten mit sichtlichem Wohlgefallen auf dem Mann.
»Du mußt Prinz lugon sein«, sagte Berberi leise.
Der Offizier richtete sich auf. Sein Gesicht zeigte ein Lächeln des Bedauerns.
»Ich bin es nicht«, sagte er. »Ich bin Arruf, Befehlshaber der Garde des Prinzen.«
»Du bist gerade zur rechten Zeit gekommen«, sagte Königin Berberi. »Diese Leute begannen gerade, mir lästig zu werden. Ich danke dir, daß du mich von ihnen befreit hast – wozu meine Krieger wohl nicht in der Lage waren.«
Unter dem verächtlichen Blick fiel Kulan förmlich in sich zusammen. Zu der sicherlich schmerzhaften und hinderlichen Messerwunde kam nun noch diese öffentliche Demütigung. Secubo grinste hämisch – das gönnte er dem angeberischen Schnösel von Offizier.
»Das Geschick ist zu preisen,
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