Mythor - 074 - Das Fest der Masken
Sternzeichen trug. Die Goldene Galeere. Ich fuhr zweimal auf diesem Schiff, und beide Male war es für mich eine Niederlage…“
Er verstummte.
„Die Goldene Galeere“, murmelte die Erste Bürgerin nachdenklich. Aber nichts an ihr verriet, ob sie diese Bezeichnung schon einmal gehört hatte. „Das Sternzeichen… wir wunderten uns bereits darüber. Der Stern mit der herausgebrochenen Zacke. Wir kamen zu der Vermutung, daß es das Symbol für einen zerstörten Hexenstern sei. Eine bessere Erklärung scheint es nicht zu geben.“
Verwirrt verließ Mythor sie wieder und versuchte seine wirbelnden Gedanken zu ordnen. Ein seltsames Licht hatte in Salmeis Augen geglänzt, als sie vom zerstörten Hexenstern sprach.
Was hatte das zu bedeuten?
*
„Nun“, sagte Scida langsam und nahm einen kräftigen Schluck aus einem Weinkrug, den sie in ihrer Unterkunft aufbewahrte. „Es mag schon alles seine Bedeutung haben.“
„Daran zweifle ich nicht“, knurrte Mythor grimmig. „Bloß welche?“
So buntschillernd und herrlich die Blütenpracht der Lumenia tagsüber war, so bizarr und manchmal dämonisch fremdartig die Masken der Hanquonerinnen, so angenehm war es doch, in den dunklen Stunden wieder unmaskiert zu sein und auch die Freunde wieder in ihrer wirklichen Gestalt zu sehen. Und ganz so begeistert war Mythor von seiner Idee, Scida als Fronja auftreten zu lassen, längst nicht mehr, denn Aussehen und Stimme paßten nicht zueinander. Ganz abgesehen von der Yacub-Gestalt des Beuteldrachen, die ihm immer wieder einen Schauer über den Rücken jagte, so lebensecht wirkte sie…
Gerrek und Mythor hatten sich in Scidas Raum eingefunden, um deren Weinvorräte zu verringern. Der Beuteldrache trauerte dem Rezept des „Feuerwassers“ nach, das mit Nucrilia verloren war.
„Der Hexenstern“, sagte Scida wieder. „Hm… dorthin sind wir unterwegs. Und dieses Zeichen auf dem Segel mit der zerstörten Zacke. Ich glaube, es symbolisiert den Hexenstern. Er gilt übrigens als Monument des Lichtboten, aber das weißt du ja!“
„Aber das weiß ich nicht“, stieß Mythor überrascht hervor. „Ein Monument des Lichtboten?“
Scida zuckte mit den Schultern. „Ich denke, du bist der Sohn des Kometen. Und da weißt du es nicht?“
„Vergiß nicht, daß ich aus Gorgan stamme“, sagte Mythor heiser.
„Vielleicht… Mythor, aber gibt es denn in Gorgan am anderen Ende der Welt keinen Hexenstern, dessen eine Zacke zerstört ist?“ Staunen klang aus Scidas Stimme.
Größer noch war Mythors Verwunderung, aber nicht über einen etwaigen Hexenstern in Gorgan, sondern darüber, daß Scida offenbar die zerstörte Zacke als normal ansah!
Er fragte sie danach.
„Mythor, ich war noch nicht am Hexenstern im Süden Vangas, wie du noch nie im äußersten Norden Gorgans gewesen sein willst, und darum kann ich dir die Frage nicht beantworten, ob ein zerstörter Hexenstern normal ist, aber welche Macht kann aus ihm eine Zacke herausbrechen?“
Eine Frage mehr, auf die es keine Antwort gab!
Welche Macht war in der Lage, ein Monument des Lichtboten erfolgreich anzugreifen? Mächte der Finsternis…? Mächte, die aus der Schattenzone nach der Welt griffen wie damals Cherzoon, dessen Macht weit bis in den Norden Tainnias ging, fast bis nach Eislanden?
Mythor hatte gehofft, ein Rätsel zu lösen, und ein größeres war hinzugekommen.
Und Lankohr präsentierte das nächste!
*
Der Aase stolperte förmlich in den Raum. „Hier seid ihr also!“ stieß er hervor. „Ihr glaubt ja gar nicht, was ich…“
„Mehr Respekt, Zwerg“, wies die Amazone ihn an. „Und dann tief Luft holen. Danach berichte in Ruhe.“
Der Aase hüstelte und sank in sich zusammen.
„Ich habe etwas unglaublich Wichtiges entdeckt“, sagte er hastig. „Und ich dachte mir, daß ihr es erfahren müßt.“
„Ist es die herausgebrochene fehlende Zacke?“ fragte Gerrek und freundete sich etwas enger mit Scidas Wein an.
„Häh?“ machte Gerrek. „Ist dir eine aus der Krone gefallen?“
„Ich fürchte, er hat bald einen in der Krone, wenn er so weitersäuft“, stellte Scida fest und entriß Gerrek den Krug. „Was ein Schluck Feuerwasser letztens aus dir machte, versuchst du jetzt mit einem Faß Wein zu erreichen, wie? Geh in die Schänke, statt meine Vorräte zu plündern, die ich mühsam zusammentrug!“
„Kaum so mühsam wie ich“, mumelte Gerrek trübsinnig und starrte in seinen Bauchbeutel, in dem sich allerlei Dinge angesammelt hatten; es wurde Zeit
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