Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 074 - Das Fest der Masken

Mythor - 074 - Das Fest der Masken

Titel: Mythor - 074 - Das Fest der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giesa Werner K.
Vom Netzwerk:
als bisher begannen sie die Lumenia zu erforschen, spähten hinter jeden Winkel. Vielleicht konnte es ihnen von Nutzen sein, jede Fußbreite der Pflanze zu kennen, wenn es zu einer Auseinandersetzung kommen würde. Es mußte Möglichkeiten geben, sich zu verbergen – oder Gefangene zu verstecken. Denn Mythor war sicher, daß sich zumindest Kalisses Kriegerinnen nicht zurückhalten würden, wenn sie durch Zufall auf ihre Widersacherinen trafen.
    Die meisten Hanquonerinnen hielten sich auf den drei obersten Blattschichten auf, dicht gedrängt um die große Blüte an der Spitze bewundernd, die in ihrer Ausdehnung die oberste Blätterplattform bei weitem überschattete. So fiel es in den unteren Stockwerken kaum auf, daß ein paar maskierte Gestalten sich um jeden sich bewegenden Schatten kümmerten, neugierig in diesen oder jenen Winkel spähten, Türen öffneten und sogar in Privatgemächer eindrangen.
    Genau davor schreckte Mythor nicht zurück, und er ahnte, daß auch Gerrek so dreist sein würde. Lieber Himmel, was würde der Bursche dabei alles stehlen?
    Als Mythor bei seiner Suche die Tür eines Lagerschuppens öffnete, um nur der Vollständigkeit halber einen Blick hineinzuwerfen und festzustellen, ob dieser häufig oder weniger häufig betreten wurde, ahnte er nicht, welche Entdeckung ihm bevorstand.
    Die Tür knarrte leicht in den hölzernen Angeln. Ein schmaler Lichtbalken fiel in das Innere des Schuppens. Er war fast leer. Auf dem Boden ausgebreitet lag nur etwas, das wie ein großes Segel aussah.
    In diesem Moment wurde Mythor stutzig. Ein Segel? Wozu benötigte man auf der Lumenia ein Segel? Es gab doch weder Masten noch Takelage…?
    Aber es mußte ein Segel sein, denn es war wie ein solches geformt und auch so groß. Mythor konnte sich nichts in Hanquon vorstellen, was sich von einem Tuch dieser Größe bedeckenließ.
    Neben der Tür steckte eine Fackel. Mit den Feuersteinen, die er in einer Tasche seines Leibrocks mit sich führte, setzte er sie in Brand. Der Fackelschein erhellte das Innere des Lagerschuppens weiter.
    Und riß das Segel aus der Dämmerung.
    Unwillkürlich fuhr der Gorganer zusammen.
    „Die Goldene Galeere“, entfuhr es ihm.
*
    Es mußte das Segel der Goldenen Galeere sein – wie auch immer es hierher gekommen sein mochte! Denn es war unverwechselbar. Die Goldene Galeere des Prinzen Nogomir, mit der er nach Vanga gelangt war! Der Schiffbruch am Gorgan-Tor… Drudin und der Schwarzstein, die zusammen mit Mythors Lichtboten-Ausrüstung in den Tiefen des Meeres unter der Schattenzone versanken, als die Goldene Galeere wie eine Eierschale in den Urgewalten des Ozeans brach…
    Fassungslos starrte der Sohn des Kometen das Segel an, während die Erinnerung ihn ansprang wie ein Raubtier. Die Goldene Galeere war vernichtet, war vergangen… und hier lag ihr Segel, das einzige, das sie besessen hatte, aufgezogen am einzigen großen Mast! Erdfarben der zähe Stoff, und darauf der goldene Stern, der eigentlich zwölf Zacken haben mußte… aber nur elf besaß! Der Platz für die zwölfte Zacke war leer, als sei sie von irgendeiner Gewalt herausgebrochen worden. Und dies war kein Zufall, kein Webfehler gewesen. Denn die Schildaufbauten der Galeere hatten das gleiche Zeichen getragen. Ein elfzackiger Stern, dessen zwölfte Zacke fehlte… wie zerstört…
    Wie kam das Segel nach Hanquon? Mythor wußte, daß er vielleicht einem großen Geheimnis auf der Spur war.
    Vielleicht einer Gefahr?
    Er mußte es in Erfahrung bringen, und doch mußte er warten. Denn erst, wenn der Tag der Nacht wich, würde er Salmei fragen können.
*
    „Das Segel?“ Die Erste Bürgerin lächelte. „Oh, du kennst es? Vielleicht kannst du uns Auskunft geben, woher es stammt.“
    Mythors Augen weiteten sich. „Du weißt es nicht, Bürgerin? Ich hatte gehofft, es von dir zu erfahren!“
    „Du weißt, daß wir vom Handel leben… größtenteils wenigstens. Die Fischer, von denen wir es erhielten, besaßen nichts anderes von Wert, und so bezahlten sie damit für die Waren, die wir ihnen gaben, denn mit Fischen“, sie lachte auf. „Mit Fischen sind wir selbst reich gesegnet. Es war in der Nähe der Großen Barriere, wo sie es aus dem Wasser zogen, doch von welchem Schiff es stammt, wußte niemand.“
    „Die Große Barriere“, preßte Mythor hervor. „Ja, das kann stimmen…“
    „Du weißt, welches Schiff sich von ihm treiben ließ?“ fragte die Erste Bürgerin.
    „Ich kenne nur ein Schiff, das ein solches

Weitere Kostenlose Bücher