Mythor - 074 - Das Fest der Masken
etwas an.“
„Du willst unsere Erinnerungen stehlen?“ fragte Mythor. Unwillkürlich glitt seine Hand an den Schwertgriff.
„Oh, ein Kämpfer“, sagte Zirri spöttisch. „Nun, es wird dir nicht helfen. Mein Wille geschieht.“
„Doch vorher höre uns an“, sagte Lankohr schrill. „Ehrwürdige Zaubermutter, du wirst deinen Sinn ändern, wenn du verstehst, worum es geht… die Tochter des Kometen…“
Zirri fuhr zu ihm herum.
„Was weißt du von ihr? Sprich!“
„Wir, ehrwürdige Zaubermutter“, keuchte Lankohr furchtsam, „und ein paar Kriegerinnen sind in geheimer Mission der Zaubermutter Zahda unterwegs! Wir reisen zum Hexenstern, um die Tochter des Kometen zu retten!“
Betroffen wich die Zaubermutter ein paar Schritte zurück. „Ist das wahr?“
„Ja“, sagte Mythor. „Du weißt wie wir, daß sie in großer Gefahr ist.“
„Nur eine Zaubermutter kann es euch gesagt haben. Ja, es stimmt. Aber warum beobachtet ihr mich?“
„Die Hermexe“, schrie Lankohr. „Wir dachten…“
„Ihr denkt ein wenig viel“, sagte Zirri. „Vielleicht zuviel. Die Hermexe geht euch nichts an.“
„Fronja ist in großer Gefahr, und je mehr Zeit verstreicht, desto größer wird die Gefahr“, sagte Mythor langsam. „Im Namen der Zahda verlange ich deine Unterstützung, ehrwürdige Zaubermutter. Wir reisen mit Hanquon, doch dein Luftschiff ist weitaus schneller. Bringe uns zum Hexenstern.“
Er wußte selbst kaum, was ihn dazu gebracht hatte, diese Worte auszusprechen. Die Sorge, die Angst um Fronjas Wohlergehen mußte ihn dazu getrieben haben.
Doch im nächsten Moment war sein Gesicht nur noch wilder, zuckender Schmerz. Eine unsichtbare Faust traf ihn, wirbelte ihn zurück. Er schrie auf. Magie! durchfuhr es ihn. Sie hat mich gezüchtigt!
„Du verdienst die Züchtigung um weit mehr“, sagte Zirri, und es war, als träfe ein Frosthauch den Gorganer. „So redet niemand mit einer Zaubermutter! Merke dir das… Mann!“
Mythor nickte stöhnend. Er wagte nicht mehr zu sprechen. Er war mit seiner Forderung einen Schritt zu weit gegangen, und er wußte, daß jedes weitere Wort Zirri zu einem neuerlichen Zornausbruch treiben mußte.
„Du“, sagte Zirri und deutete mit ausgestrecktem Arm auf Lankohr. „In die Gondel mit dir! Du wirst mit mir fliegen!“
„Ich?“ keuchte Lankohr verständnislos. „Ich? Aber warum?“
„Weil ich es so entscheide!“ schrie Zirri. Zum erstenmal wurde sie laut. Von ihren Worten wie von Fausthieben getrieben, taumelte der Aase auf die Gondel zu und schwang sich hinein.
„Wohin fliegen wir?“ jammerte er.
„Du wirst es erleben!“ fauchte Zirri und kletterte hinter ihm in die Gondel.
Mythor sah es im Traum. Er begriff nichts.
Ruckartig wurde der Schleppanker eingeholt. Das Luftschiff sprang den Himmel an und ritt über den Regenbogen davon. Der Nebel verflog. Fassungslos sah Mythor hinterdrein.
Es war alles, so unglaublich schnell gegangen. Ehe er verstehen konnte, ehe er etwas tun konnte, war die Zaubermutter verschwunden, und mit ihr die Hermexe und der Aase.
Wohin flog sie?
Er wußte es nicht, und er war fassungslos. Und in diesem Gemütszustand machte er sich auf den Weg zurück. Auf den Weg nach Hanquon, der Schwimmenden Stadt.
Ihm war, als habe er eine Schlacht verloren.
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