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Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Titel: Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giesa Werner K.
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verwünschen, das sie alle in Hanquon zum Lauern und Warten zwang. Eine offene Auseinandersetzung hätte er vorgezogen, und auch Scida fieberte mehr und mehr danach, die Angelegenheit im Eilverfahren zu beenden. Aber dazu mußte man die Jägerinnen der Niez zunächst einmal entlarven, und dann durfte die Auseinandersetzung nicht auf der Lumenia ausgetragen werden.
    »Bei Quyl«, murmelte Mythor. »Es wird Zeit, daß etwas geschieht.«
*
    Im Sternenlicht und seiner Maske für die Dauer der Nacht ledig, stieg Mythor zur obersten Blätterstufe empor. Jede dieser Plattformen bedeutete eine Blütezeit der Lumenia. Wenn diese beendet und damit ein zwölfter »Kleiner Tod« stattfand, wie das Ausblühen und Welken von den Hanquonerinnen genannt wurde, würde sich aus der Blüte eine zwölfte Stufe bilden.
    Ob die Erste Bürgerin, die jetzt auf der elften Stufe wohnte, dann umsiedeln würde – weiter empor? Wahrscheinlich, denn als Erste Bürgerin stand ihr zu, auf alle anderen hinabsehen zu können.
    Er erklomm die elfte Stufe und näherte sich ihrer Behausung. Wie nahezu alle Hanquonerinnen wohnte sie im Wurzelstock. Dieser war geradezu entsetzlich ausgehölt worden, vertrug dies aber ohne Schwierigkeiten. Lediglich der Lebensstrang in seiner Mitte, der von der obersten Blütenspitze bis zur untersten Wurzel führte, durfte nicht verletzt werden.
    Mythor klopfte heftig gegen die Eingangstür. Um diese Tageszeit war Salmei für gewöhnlich in ihrer Behausung, und es war auch nicht das erste Mal, daß er sie aufsuchte. Schon einmal war er hier oben gewesen, als er das Segel der zerschellten Goldenen Galeere in einer der Lagerhütten entdeckt und Salmei danach gefragt hatte.
    Die Erste Bürgerin von Hanquon öffnete ihm und lud ihn ein, die Räumlichkeiten zu betreten. Sie war eine wohlbeleibte und durchaus gemütliche Frau und schien dem Mann Honga keine Vorurteile entgegenzubringen. Überhaupt hatte sie gleich zu Anfang versichert, daß Hanquon frei von Männerhaß war, und dies war wohl tatsächlich so. Zumindest waren weder Mythor noch Gerrek oder Lankohr jemals belästigt worden – wenn man von den Vorfällen mit den Amazonen der Niez absah.
    »Worum geht es?« fragte Salmei und deutete auf einen Weinkrug. »Du kannst dich bedienen, wenn du magst.«
    »Ich bin von einer Bürgerin überfallen worden«, beschwerte er sich und begann von dem Giftanschlag zu berichten. Dabei beobachtete er ihr Gesicht. Er hoffte, daß sie die Trägerin der Flügelschlangenmaske verwarnen oder von der Lichtblume entfernen lassen würde – oder daß sie zumindest klar Stellung beziehen würde. »Du sagtest, daß das Gesetz Hanquons jede Gewaltausschreitung verbietet«, schloß er. »Daß aber war ganz eindeutig Gewaltanwendung.«
    Er wartete, was Salmei hierauf erwiderte. Ging sein Plan auf, sie als Werkzeug zu verwenden?
    »Du bist ganz sicher, Honga, daß es eine Bürgerin Hanquons war?« fragte sie nach einer langen Weile des Überlegens.
    »Sie trug eine Maske«, wiederholte er. »Eine geflügelte Schlange. Wer außer denen, die mit Hanquon unterwegs sind, tragen Masken? Zudem werden meine Begleiterinnen und ich seit geraumer Zeit verfolgt und belästigt. Es…«
    »Du wirst hier, auf der Lumenia, belästigt?«
    »Hier wagen sie es nicht«, knurrte er, »weil es das Gesetz gibt. Aber sobald wir einen Hafen anlaufen… in Colonge war es die Händlerin Nucrilia, die mich zu erschlagen versuchte. Auf Ascilaia eine andere Amazone. Und hier ein erneuter Angriff. Daß muß ein Ende haben! Man muß in Hanquon doch sicher und geschützt reisen können.«
    »Man kann es«, behauptete Salmei ruhig. »Früher, jetzt und in Zukunft. Was, denkst du, könnte ich tun?«
    Er lehnte sich mit dem Stuhl etwas zurück. Er dachte nicht daran, die Verantwortung von der Ersten Bürgerin zu übernehmen. »Salmei, du mußt es selbst entscheiden, denn ich bin nur Gast in Hanquon, du aber die erste Bürgerin.«
    »Du sagst es! Und deshalb werde ich auch nicht einschreiten.«
    Er sprang überrascht auf.
    Salmei lächelte.
    »Honga, du hast selbst gesagt, daß all diese Überfälle sich außerhalb Hanquons abspielten. Dorthin aber reicht mein Arm nicht. Ich kann nicht eingreifen, weil es nicht im Bereich unseres Gesetzes geschah.«
    Die Kerzen flackerten unruhig.
    »Es gibt einen Vorfall, der sich auf der Lumenia abgespielt hat«, sagte er plötzlich.
    »Ach, ja?« lächelte Salmei spöttisch. »Jetzt, nachträglich, fällt er dir wieder ein?«
    »Maskentausch«,

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