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Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Titel: Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giesa Werner K.
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Alles Polternde war aus ihr geschwunden. Und als er in sich hineinlauschte, war da auch irgend etwas, das ihm ein leichtes Unwohlsein vermittelte, aber er war nicht in der Lage, es auszuloten. Es war mehr nur eine Ahnung.
    Hier draußen auf dem Meer wehte eine stärkere Brise als in der direkten Nähe der Inseln, und der Wind brachte Kühle mit sich. Es war eine Kühle, die nicht erfrischte, und sie trug ebenfalls zu Mythors Unbehagen bei.
    »Laß uns näher zum Pflanzenstock gehen«, sagte Kalisse, als habe sie seine Gedanken erraten.
    Leicht zitterte das große Blatt unter ihren Füßen, als sie unter das Dach traten, das aus einem mächtigen Blatt des nächsthöheren »Stockwerks« bestand. Mythor sah einen Teil des Pflanzenstocks. Überall befanden sich Öffnungen für Türen und Fenster, und zum erstenmal stellte er fest, daß sich diese Türen und Fenster restlos schließen ließen. Rings um den ausgehöhlten Stock gab es die üblichen Hütten; Unterkünfte für Mitreisende oder Lagerschuppen für die Waren, mit denen die Hanquonerinnen handelten.
    Plötzlich stampfte eine massige Gestalt eine zerbrechlich wirkende Leiter herab. Die einzelnen Stockwerke der Lumenia waren durch bewegliche, leichte Leitern miteinander verbunden; feste Treppen hatten sich als sinnlos erwiesen, da sich die Blätter in ständiger Bewegungen befanden und teilweise auch gegeneinander arbeiteten. Im Innern des Pflanzenstocks gab es dann noch Körbe, die an Seilen über Gegengewichte auf- und niedergeholt werden konnten.
    Die dünne Leiter hielt dem Gewicht des Wesens stand. Ein vierarmiges, steingraues Ungeheuer mit glühenden Augen ließ los, drehte sich und stampfte dann langsam auf Prinz Odam und Coerl O’Marn zu.
    Die Yacub-Maske sah äußerst lebensecht aus, fast so, als stände die Dämonenbestie leibhaftig hier, die in Wirklichkeit mit einem Entersegler verschwunden war.
    »Hallo, Gerrek«, sagte Kalisse leise.
    Yacub kam zu ihnen, blieb stehen und sah sich vorsichtig nach allen Richtungen um.
    »Es ist soweit«, sagte er dann. »Der Augenblick ist gekommen, unsere Gegnerinnen holen soeben zum Gegenschlag aus.«
    »Ich ahnte es«, schrie Coerl O’Marn. Die Hand flog nach dem Schwertgriff, ließ ihn aber sofort wieder los. Es war keine Gegnerin in erreichbarer Nähe.
    »Sie müssen sich sehr sicher fühlen, hier draußen. Sie müssen noch irgendeinen Trumpf besitzen«, knurrte Mythor. »Aber was mag dieser sein?«
    Eine von Yacubs Händen legte sich auf Mythors Schulter. »Komm«, sagte der Vierarmige. »Wir müssen…«
    Im gleichen Moment sah Mythor etwas, das ihm fast den Atem nahm. Er hatte am Rand des Blätterdachs gestanden und war irgendwie wieder mehr zum Rand getreten, so daß ihm ein Blick nach oben die ganze Höhe der blühenden Lumenia zeigte.
    Und oben geschah etwas. Es mußte die achte oder neunte Stufe sein, so genau konnte er es in der Schnelligkeit nicht sehen. Aber dort mußte sich etwas befinden, das ähnlich einem Katapult arbeitete.
    Etwas Großes wurde in die Höhe geschleudert, stieg unheimlich rasch empor und flammte dabei auf! Brennend stieg es empor, erreichte den höchsten Punkt seiner Flugbahn und sank dann wie ein feuriger Komet wieder hinab, um weit von der Schwimmenden Stadt entfernt zischend im Meer zu verschwinden.
    Auch Kalisse mußte es gesehen haben.
    »Ein Zeichen«, rief sie. »Es muß ein Zeichen gewesen sein!«
    »Für wen?« keuchte Mythor. »Was soll es bedeuten?«
    Seltsamerweise schwieg Yacub. Coerl O’Marn sah wieder nach oben. Prinz Odam ebenfalls, und da sah er eine Gestalt über sich auf dem Rand der nächsten Stufe. Die Gestalt ließ sich fallen und kam in den Knien wippend nur ein paar Schwertlängen von ihnen auf dem Blatt auf.
    Es war die geflügelte Schlange.
*
    Hoch oben im Topp des größten Mastes hing eine Amazone, mit kräftigen Seilen gesichert, so daß sie auch bei stärkeren Krängbewegungen des mächtigen Schlachtschiffes nicht aus dem Mastkorb geschleudert werden konnte. Die See ging höher, und das gewaltige Schiff rollte und stampfte. Kühler Wind pfiff durch die Wanten und über das Deck.
    Die Amazone sah ständig in eine bestimmte Richtung. Sie wartete auf etwas. Dort, weit entfernt und kaum noch als Ahnung eines Schattens zu erkennen, bewegte sich die Lumenia. Die Amazone im Ausguck besaß die besten Augen der gesamten Schiffsbesatzung, und so hatte Tertish sie hinaufbefohlen.
    Jäh fuhr die Amazone zusammen. Ihre scharfen Augen hatten etwas entdeckt. Eine

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