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Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Titel: Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giesa Werner K.
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hinaus.
    Näher und näher dem Ziel, das der Sohn des Kometen anstrebte, um Fronja zu retten. Näher und näher dem Hexenstern.
    Die Lumenia erblühte immer prächtiger, und ihre Blütenblätter zeigten ein sich ständig veränderndes Farbenspiel. Aber die Hanquonerinnen wußten, daß dies ein letztes Aufblühen vor dem »Kleinen Tod« war, wie sie das Verblühen der Lumenia nannten.
    Und damit würde auch das große Fest der Masken sein Ende finden. Bis vielleicht in zehn oder fünfzehn Sommern die dreizehnte Blütezeit hereinbrach und die Lumenia um abermals eine Blätterstufe wachsen lassen würde…
    Und abermals brach ein neuer Tag heran und zwang die Menschen unter ihre Masken…

8.
    Prinz Odam sah Coerl O’Marn nahen. Wieder einmal mußte Mythor mit leichter Bitterkeit feststellen, wie gut die Maske Kalisses geworden war. Dabei hatte sie von der magischen Maskenbildnerin die Vollrüstung und das Aussehen des Alptraumritters nur nach den Angaben fertigen lassen, die von Mythors Beschreibungen in ihrem Gedächtnis haften geblieben waren. Nur zu gut waren diese Beschreibungen gewesen, nur zu gut stand das Bild jenes tapferen, ehrenhaften Mannes immer noch in Mythors Erinnerung. Coerl O’Marn, der für die eroberungslüsternen Caer gekämpft hatte, sich dann aber zu schade war, seine Kräfte den dämonischen Kräften zur Verfügung zu stellen.
    Er war Mythors Freund geworden. Und er hatte sich für Mythor geopfert, hatte an dessen Stelle Drudins Dämonenkuß empfangen, damals in der Ebene der Krieger. Und dadurch war er dem Bösen doch noch verfallen, war gezwungen worden, zu Mythors erbittertestem Feind zu werden.
    Und immer wieder, wenn er die Maske ansah, ärgerte Mythor sich über sich selbst. Narr, der er war! Warum mußte er durch ausgerechnet dieses Abbild immer wieder aufs neue die Erinnerung an jenes entsetzliche Erlebnis in sich wachrufen? Warum quälte er sich selbst damit?
    Und ausgerechnet eine Amazone unter dieser Maske! Sicher, Kalisse war eine ehrenhafte, tapfere Kriegerin, und doch konnte sich Mythor nicht daran gewöhnen und verwünschte jene Stunde, in der der unselige Vorschlag seinen Lippen entfloh.
    Coerl O’Marn – Kalisse – trat langsam auf ihn zu. Sie befanden sich im »Heck« der Lichtblume auf einem der großen, unteren Blätter, und Mythor starrte in das schäumende Kielwasser. Die Insel Ibrillan war schon nicht mehr zu sehen, war zu weit schon entfernt. Und je mehr Zeit verstrich, desto mißtrauischer wurde er. Und nicht nur er allein, auch die anderen. Alle hatten damit gerechnet, daß der letzte, entscheidende Schlag der Niez-Amazonen, sie zu vernichten, spätestens vor dem Verlassen Ibrillans stattfinden würde. Doch er war ausgeblieben.
    Warum?
    Daß sie aufgegeben hatten, war mehr als unwahrscheinlich. Und gab es wirklich hier draußen auf dem Meer, in den schier unendlichen Weiten, eine bessere Möglichkeit als auf einer der Inseln? Hier draußen galt doch unanfechtbar das Gesetz, das alle Kampfhandlungen und Streitigkeiten unterband! Hanquon war eine Stadt der Ruhe, des Friedens, und ihre Sympathien galten allen Zaubermüttern gleichermaßen. Hanquon war neutral, und nicht allein deshalb wurde die Schwimmende Stadt häufig damit beauftragt, Kurierdienste zu übernehmen. Diesen Ruf galt es zu wahren, und Salmei war unerbittlich.
    Mythor begriff nicht, warum die beiden Amazonen immer noch zögerten. Was wollten sie damit erreichen?
    Was erwartete die Schwimmende Stadt draußen auf dem Meer?
    Coerl O’Marn trat neben den Gorganer. Ein Verdacht keimte jäh in ihm auf. Vielleicht waren die Niez-Amazonen doch nicht so untätig.
    »Logghard«, murmelte er das Losungswort.
    Die Coerl-O’Marn-Maske schien zu lachen. »Aubriuum«, lautete die Antwort.
    Unwillkürlich beruhigte Mythor sich. Ein Verrat war unmöglich, den Namen jenes Dämons kannte in Vanga niemand. Er hatte Kalisse vor sich.
    »Du hast die gleiche Befürchtung wie ich«, sagte Coerl O’Marn. »Maskentausch. Sie schlagen zu. Ich ahne Gefahr.«
    »Maskentausch?« fragte Mythor leise.
    »Vielleicht, vielleicht aber auch auf andere Art«, sagte Kalisse. »Ein Schwerthieb aus dem Hinterhalt… ihre Chancen sind gut. Wir sind nur noch zu viert seit jener unseligen Nacht, vergiß das nie. Und ich habe seit Tagesanbruch ein ungutes Gefühl. Etwas braut sich über unseren Köpfen zusammen.«
    Mythor preßte die Lippen zusammen. So hatte Kalisse noch nie gesprochen, so ruhig und dennoch von verhaltener Kampfwut erfüllt.

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