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Mythor - 084 - Stadt der Amazonen

Mythor - 084 - Stadt der Amazonen

Titel: Mythor - 084 - Stadt der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giesa Werner K.
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weiter in den Schatten des Hauseingangs zurücktrat, aber die Hexe vernahm Wortfetzen, die der Wind zu ihr wehte, und erkannte die Absicht der drei.
    Eine Absicht, die ihren Plänen zuwiderlief.
    Sie folgte den dreien in einigem Abstand, bis sie eine Möglichkeit sah. Diese Möglichkeit ergab sich am Übungsplatz.
    Ihre Hände bewegten sich, drehten einen Ring, und der gelbe Stein in der Fassung glomm kaum wahrnehmbar auf, während die Lippen der Hexe Worte formten, die eine andere Hexe vernahm.
*
    Es war ein Übungsplatz, wie es etliche in Spayol gab, die sich in mehr oder weniger großen Abständen um die große Kampfarena verteilten. Hier fanden kleinere Übungskämpfe statt, die ebenso ihre Zuschauerinnen fanden wie die großen Schaukämpfe in der Arena, wenngleich diese Übungen auch weniger aufsehenerregend waren; dafür kostete das Zuschauen nichts, und wer sich berufen fühlte, konnte auch einmal in den Ring steigen und seine Kräfte messen.
    Gerrek, Scida und Kalisse hatten sich nach vorn gedrängt. In der Nacht hatten sie einen leeren Platz gesehen, jetzt bei Tage herrschte reger Betrieb. Die Erscheinung des Beuteldrachen rief einiges Aufsehen hervor, aber weil er keine Anstalten machte, sich in den abgesperrten Raum zu begeben, verlor man schnell wieder das Interesse an ihm.
    Drei Amazonen kämpften mit Stäben aus Eisen, halbmannslang und kaum weniger gefährlich als Schwerter, wenn man sie zu handhaben verstand. Ihre Gegner…
    … waren keine Menschen!
    Scida pfiff leise durch die Zähne, als sie erkannte, womit sie es zu tun hatten. Es waren Puppen, Nachbildungen von Menschen, aber ohne Gesicht, die magisch bewegt wurden. Scida erkannte eine Hexe in braunem Gewand, die am Rand des Feldes stand und seltsame Handbewegungen vollzog. Scida versuchte die Bewegungen zu deuten und erkannte sie; auf einem Jahrmarkt in ihrer Heimat hatte sie einmal eine Puppenspielerin gesehen, die mit ihren Händen Kreuze bewegte, an denen Fäden hingen, die die Puppen bewegten. So war es auch hier, nur daß es weder Drehkreuz noch Fäden gab, und die menschengroßen Puppen bewegten sich nur durch Hexenkraft nach den Anweisungen der Hexe im braunen Mantel.
    Es mußte erstaunlich leicht sein.
    Die Puppen kämpften gegen die Amazonen, wurden wieder und wieder von den Übungsschlägen getroffen, und eine andere Kriegerin schrie Punktzahlen für jeden Treffer.
    Kalisses Augen schimmerten hell, als sie sich etwas vorbeugte. Offenbar juckte es ihr in der gesunden Hand, ebenfalls ihre Kräfte zu erproben. Auch sie hatte gesehen, auf welche Weise die Puppen gelenkt wurden.
    Gerrek hustete trocken. Rauchwölkchen stiegen aus seinen Nüstern, aber er beherrschte sich wieder. Er spie kein Feuer.
    Das war der Moment, in dem Scida den leichten Ruck an ihrem Gürtel spürte und herumfuhr.
*
    Leicht zuckte die Puppenspielerin zusammen, als die Botschaft einer anderen Hexe ihren Geist erreichte. Sie war selbst nicht ausgebildet genug, zu antworten, aber sie war sofort bereit, der mächtigeren Hexe den Gefallen zu tun.
    Die Kampfrunde war ohnehin gleich beendet, und es mochte für die Zuschauerinnen sogar eine besonders interessante Überraschung sein, wenn sie selbst so tat, als ob die Puppen ihrer Kontrolle entglitten… eine Schau, die eigentlich reif für die große Arena war, dachte sie bedauernd. Aber eine solche Aktion konnte man nur einmal durchführen, danach verlor sie ihren Reiz.
    Aber sie würde ihren Zweck erfüllen.
    Weiter bewegten sich ihre Hände und lenkten die Puppen nach ihrem Willen, dem Ende der Runde entgegen. Und dann…
*
    Obgleich sie alt war, war Scida schnell. Schnell genug, daß man sie immer wieder unterschätzte. So auch diesmal, und mit blitzschnellem Zupacken erwischte sie ein Handgelenk und riß den Arm in die Höhe. »Wem gehört diese Hand?«
    Eine Hand, die ein kleines Messer mit schmaler, aber äußerst scharfer Klinge hielt. Ein Messer, wie es Diebe zu verwenden pflegten. Scidas andere Hand griff gleichzeitig nach der zweiten Hand des Diebes, die bereits ihren Beutel ergriffen hatte.
    Doppeltes Pech, mein Junge, dachte Scida und wunderte sich nicht einmal darüber, einen Mann vor sich zu haben. Dem ging es wahrscheinlich so dreckig, daß er keinen anderen Weg mehr gesehen hatte als sich unter die Diebe von Spayol zu begeben. Wenn du wüßtest, wie wenig Geld sich in meinem Beutel befindet…
    Das Gesicht des erwischten Diebes lief feuerrot an. Die grüne Mütze paßte nicht dazu, und Gerrek, der die Szene

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