Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 084 - Stadt der Amazonen

Mythor - 084 - Stadt der Amazonen

Titel: Mythor - 084 - Stadt der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giesa Werner K.
Vom Netzwerk:
ihn zu ihr vorstoßen. Der Sohn des Kometen - die Tochter des Kometen!
    Hände berührten seine Stirn. Zum ersten Mal empfand er wieder etwas. Ein Kribbeln auf der Haut, das von der Stirn sternförmig ausging, über sein Gesicht, über den ganzen Kopf lief und irgendwo verschwand.
    Monotone Gesänge drangen an sein Ohr. Bleiche, entrückte Gesichter unter Kapuzen. Lippen, die sich bewegten. Finger, die einen ständigen Druck auf seine Stirn ausübten.
    Da war etwas, das ihn abtastete. Nicht seinen Körper, sondern seinen Geist. Forschend drangen sie in ihn vor.
    Suchten sie nach seinen Erinnerungen?
    Oder suchten sie in ihm nach Fronja?
    Er wollte schreien und konnte es nicht.
*
    Links des Matria-Palasts, zwischen Palast und Arena, erhob sich der Tempel der Eaden. Über den Dächern der gedrungenen Häuser Spayols, von denen nur die wenigsten prunkvoll und künstlerisch verziert gebaut waren und damit unter Beweis stellten, dem Adel zu gehören, ragte das Dach des Traumpalasts auf. Aber keiner der drei wagte aufzuatmen, als sie das Dach sahen, das sich kuppelförmig emporwölbte und von zwölf Türmen gesäumt wurde - einer für jede Zaubermutter. Denn noch hatten sie den Traumpalast der Eaden nicht erreicht.
    Eine breite Hauptstraße führte dorthin, wie überhaupt alle wichtigen Bauwerke durch sehr breite Straßen, die außerordentlich glatt gepflastert waren, miteinander verbunden waren. Mehrere dieser großen Ausfallstraßen führten zum Hafen. Eine davon war diese, auf der die drei sich befanden. Weit hinter sich konnten sie Schiffe erkennen.
    Eine große Anzahl von Spayolerinnen war unterwegs, auch ein paar sich gesenkten Kopfes bewegende Männer mit Einkaufskörben; offenbar schickten ihre Herrinnen sie zum Markt, um Gemüse und Fleisch, Gewürze und Getränke einzuholen für den nächsten Tag. Hin und wieder ertönten Hörner und warnten mit ihrem gellenden Klang die Passanten vor heranpreschenden Fuhrwerken. Scida, Kalisse und Gerrek hielten sich tunlichst am Straßenrand.
    Die zehn Amazonen, die aus einer Seitengasse traten, hatten weder Scida noch Kalisse oder gar der Mandaler je zuvor in ihrem Leben gesehen; weder irgendwo in Vanga noch hier in Spayol. Die zehn verteilten sich wie bei einem Angriff in breiter Linie über die Straße und vollführten eine Zangenbewegung. »Da sind sie!« schrie eine von ihnen, wohl die Anführerin, und deutete auf die drei.
    »Die Bestohlene?« murmelte Kalisse. »Ob sie sie gekauft hat, um uns ihrerseits…«
    »Was wollt ihr?« fragte Scida laut. Die zehn Kriegerinnen vollendeten ihre Umzingelung und befanden sich jetzt auch hinter ihnen. Andere Frauen wichen vorsorglich aus; sie erkannten, daß sich ein Kampf anbahnte, und in fremde Händel mischte man sich tunlichst nicht ein.
    »Eure Köpfe!« schrie die Anführerin der anderen. »Und von dem da möglicherweise den Schwanz.«
    »Ich bin nicht der da!« schrie Gerrek. »Ich bin Gerrek, der berühmte Mandaler! Weg da!« Er stapfte unverdrossen auf die ihm am nächsten stehende Kriegerin zu.
    »Gerrek!« schrie Scida. »Was…«
    Die Amazone war völlig überrascht. Daß ausgerechnet diese sonderbare Gestalt sich nicht um halb gezückte Schwerter kümmerte und einfach drauflosmarschierte, begriff sie erst, als Gerrek sie mit einer kräftigen Armbewegung zur Seite schob. Da aber riß sie beide Schwerter aus den Scheiden und griff an.
    Gerrek holte aus und hieb ihr die Fäuste auf den Helm. Das Visier klappte herunter, keilte sich fest, und die Amazone stand im Dunkeln.
    »So macht man das«, sagte Gerrek zufrieden und klatschte in die Krallenhände. Daß dabei der Amazonenhelm in der Mitte war und es der verdunkelten Kriegerin in den Ohren dröhnte wie beim Weltuntergang, störte ihn nicht weiter.
    »Auf sie!« schrie die Anführerin.
    Gerrek duckte sich. Ein Schwert pfiff über ihn hinweg und hätte fast seine Knitterohren durchtrennt. Als dann noch jemand im Eifer des Gefechtes mit dem Eisenschuh auf seinen Schwanz trat, packte ihn der heilige Beuteldrachenzorn.
    Gerrek räumte auf.
    Während Scida und Kalisse Rücken an Rücken gegen die Übermacht fochten und sie sich vom Leibe hielten, handelte der Beuteldrache, den keine der zehn Kriegerinnen ernst genommen hatte. Eine nach der anderen pflückte er förmlich aus dem Kreis der blitzenden Schwerter und lähmte sie mit dem Kalten Griff, bis die letzten vier merkten, woher die eigentliche Gefahr kam. Als sie sich jetzt in einer Blitzaktion Gerrek zuwandten, spie dieser

Weitere Kostenlose Bücher