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Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Titel: Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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Gelenke.
    »Bist du verletzt?« war Mythors erste Frage.
    Robbin schob den Unterkiefer etwas nach vorne, so daß seine Mundpartie noch ausladender wirkte. Sein mürrischer Gesichtsausdruck erhellte sich ein wenig.
    »Du meinst meine Leibbinden?« sagte der Graue. »Das ist meine Art, mich zu kleiden. Die Binden stützen meinen Körper, geben ihm Halt. Man könnte sie auch als Kraftbänder bezeichnen.«
    »Wie kommst du in die Hermexe - unter die Dämonen?« fragte Mythor und fügte mißtrauisch an: »Du bist doch kein Dämon?«
    »Ich bin ein Pfader«, sagte Robbin. »Die andere Frage könnte ich auch dir stellen.«
    Mythor nickte und fragte:
    »Warum hast du mir geholfen?«
    »Deine drei Haryien-Federn haben mich neugierig gemacht«, antwortete Robbin, streckte die Beine aus und begann mit der Rechten an einer Armbinde der Linken zu nesteln. »Von wo kommst du? Und wurdest du auch mit der Dämonenhorde in - dieses Ding geschwemmt?«
    »Nein, ich kam erst in die Hermexe, als ich erfuhr, daß Dämonen eingedrungen waren«, antwortete Mythor. »Die Zaubermütter von Vanga haben mir Zugang verschafft. Ich bin ein Krieger aus Gorgan.«
    Robbin gab durch nichts zu erkennen, ob ihn Mythors Worte beeindruckten. Irgendwie war er eine tragische Erscheinung, und er wirkte stets traurig und melancholisch.
    »Hast du die Haryien-Federn aus der Schattenzone mitgebracht?« fragte Robbin.
    »Ich bekam sie von einer Haryie, die in der Arena von Spayol ihr Leben ließ«, antwortete Mythor.
    »Habe ich es mir fast gedacht: Du warst noch nie in der Schattenzone«, sagte Robbin fast vorwurfsvoll. »Sonst hättest du dich den Dämonen gegenüber anders verhalten.«
    »Wie?«
    Robbin zuckte die schmalen Schultern. Er war damit beschäftigt, eine der Armbinden von seiner Linken abzunehmen. Er ging dabei sehr gemächlich zu Werk und rollte die abgewickelte Binde sorgsam zusammen. Ohne aufzublicken, sagte er:
    »Du hättest bald erkennen müssen, daß die Schwarze Magie der Dämonen hier unwirksam ist. Und ohne ihre Magie sind sie praktisch hilflos. Außerdem trachten sie dir nicht nach dem Leben. Ich habe das Kesseltreiben auf dich beobachtet, du scheinst für sie sehr wertvoll zu sein, lebend wichtiger als tot.«
    Robbin schwieg erwartungsvoll, ohne jedoch in seiner Tätigkeit innezuhalten. Er hatte nun die Armbinde aufgerollt, zögerte kurz und begann dann damit, sie wieder um seinen Arm zu wickeln. Dabei ging er ebenso sorgsam und gemächlich vor.
    »Was ist ein Pfader?« fragte Mythor.
    »Fragen hast du!« rief Robbin ungehalten aus. »Ein Pfader ist ein Wegbereiter. Ein Führer, der Fremde durch ihnen unbekanntes und manchmal auch gefährliches Gebiet führt…«
    Er unterbrach sich, als von irgendwo ein Rumoren erklang. Das Geräusch schwoll an zu einem Dröhnen, das das Gewölbe erschütterte. Und es endete in einem donnerartigen Krachen.
    Mythor sprang auf und nahm Abwehrstellung ein.
    Robbin blieb ungerührt sitzen.
    »Die Dämonen führen sich wieder auf!« sagte er vorwurfsvoll. »Es besteht kein Grund zur Beunruhigung. In dieser Asylnische sind wir vor ihnen sicher.«
    »Asylnische?« wiederholte Mythor verständnislos.
    Er blickte sich genauer um. Sie befanden sich in einem langgestreckten Gewölbe, das von sechs schmucklosen Säulen getragen wurde. Entlang der Wände standen Truhen und Gefäße, an Haken hingen Räucherschinken, luftgetrocknete und gepökelte Tierhälften zusammen mit Trinkschläuchen.
    »Es ist alles da, selbst Wein und Wasser im Überfluß«, erklärte Robbin und fügte bedauernd hinzu: »Nur Salz haben sie vergessen. Salz findet sich nur in Spuren im Fleisch und anderen Genußmitteln. Aber du findest nirgends eine Prise reines, köstliches Salz. Das war sehr nachlässig von ihnen.«
    »Wen meinst du?« fragte Mythor.
    »Aus dir werde einer klug«, meinte Robbin seufzend und erhob sich mit einer geschmeidigen, schlangenartigen Bewegung, die bei Mythor wiederum den Eindruck erweckte, daß er keine Knochen im Leibe habe. Robbin fuhr fort: »Du willst von den Zaubermüttern entsandt worden sein und weißt nicht einmal, daß sie hier Asylnischen und Vorratskammern eingerichtet haben. Ich will dich nicht einen Lügner nennen, aber wie kannst du das erklären?«
    »Um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich wurde in die Hermexe verbannt«, antwortete Mythor. »Aber ich habe die Verbannung nicht unfreiwillig auf mich genommen. Und was ist mit dir? Über dich weiß ich noch gar nichts.«
    »Ich habe keine Geheimnisse«,

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