Mythor - 123 - Duell der Steinmänner
Gliedern steckte.
Dann sah er die drei kommen.
Stämmige Gestalten, dicht in Felle verpackt, die sie gegen die kühlen Winde schützen sollten. An den Gürteln trugen sie Schwerter, und in den Händen trugen sie weitmaschige Netze, einer hielt ein Seil mit einer Schlinge wurfbereit.
»Willkommen«, sagte Mythor.
Skobal konnte von seinem Platz aus alles überblicken. Er sah die mürrischen Gesichter der drei – und er sah, wie sie hinüberschielten zu Gerrek.
»Was macht ihr hier?« knurrte einer der drei Vermummten mit tiefer Stimme. »Fangt ihr auch Yarls? Wenn ja, dann verschwindet, dies ist unsere Gegend.«
»Wir sind keine Yarlfänger«, versuchte Mythor die Ankömmlinge zu besänftigen.
»Falls ihr mich jagen wollt, werdet ihr eine Überraschung erleben«, sagte Gerrek wütend; er hatte aus den Blicken und Gerätschaften den gleichen Schluß gezogen wie Skobal – die Yarlfänger hatten den Beuteldrachen gesehen, ihn für ein seltsames Tier gehalten und sich sofort an die Jagd gemacht.
Die Yarlfänger zuckten mit keiner Miene, aber sie ließen die Hände sinken.
»Wir kommen als Freunde«, sagte Mythor. »Kommt und wärmt euch. Beim Feuer läßt es sich besser reden.«
Die drei wechselten rasche Blicke, dann hockten sie sich ans Feuer – mit dem Rücken an den Felsen gelehnt und die Waffen griffbereit.
»Ihr seid mißtrauisch, wie ich sehe«, sagte Mythor.
»Diese beiden haben hier nichts zu suchen«, sagte der Anführer der Yarlfänger. »Entweder gehören die beiden zu den Kriegern der Dämonenpriester, oder sie sind ihnen davongelaufen. Der da sieht ganz aus wie ein Entflohener. Und beides bringt uns Ärger.«
»Ihr mögt die Dämonenpriester nicht?«
»Wer mag diese Geschöpfe schon?« fragte der Yarlfänger und spie auf den Boden. »Ihr etwa?«
Mythor lachte. Dieses Lachen klang nicht im mindesten überheblich. Er schien die Dämonenpriester tatsächlich nicht sehr zu fürchten.
Zum ersten Mal seit langer Zeit keimte in Skobal ein Funke der Hoffnung auf.
3.
Sonderlich vertrauensselig waren die Yarlfänger nicht. Sie äugten immer wieder recht mißtrauisch, und wenn ihre Blicke Gerrek trafen, wirkten sie mitunter sogar begehrlich.
Immerhin hatten sie sich ans Feuer gesetzt und ihre Waffen abgelegt. Tansar, der Anführer der drei, unterhielt sich mit Mythor. Skobal, noch immer geschwächt, hörte aufmerksam zu.
»Wir jagen und fangen Yarls«, erklärte Tansar. »Mit Ormon und Arcor habe ich schon manchen guten Yarl gefangen und verkauft. Und dann sind da noch die Tokuane.«
Mythor deutete auf die Reitechsen.
»Du meinst diese Tiere?«
»Richtig. Es gibt viele in diesem Land, die Tokuane reiten, und es sind nicht nur ehrliche darunter. Nun, solange sie uns ungeschoren lassen, kann es uns gleichgültig sein. Wollt ihr Tokuane kaufen?«
»Habt ihr genug?«
»Sechs Stück«, antwortete Tansar. »Drei könnt ihr haben.«
»Zu wenig für uns«, sagte Mythor.
Der Yarlfänger machte ein mürrisches Gesicht und verstummte. Skobal beobachtete, daß Sadagar mit einem Amulett spielte, das er am Hals trug.
»Neu?« fragte er knapp.
Sadagar, ganz in sein Spiel vertieft, schrak auf. Er zwinkerte, dann verstand er Mythors Frage.
»Ja«, sagte er nach einigem Zögern. Er ließ das Amulett wieder in seinem Gewand verschwinden.
»Der Anhänger scheint sehr wichtig zu sein für dich«, versetzte Mythor. Sein Blick suchte Sadagars Augen.
Skobal spitzte die Ohren. Er ahnte, daß er einige seltsame Dinge zu hören bekommen würde.
»Er ist es«, erklärte Sadagar. Es war ihm anzusehen, wie schwer es ihm fiel zu reden. Er zögerte nach jedem Satz sehr lange. »Ich habe ihn einem Freven abgenommen.«
»Aha«, sagte Mythor nur.
Skobal konnte sehen, wie Sadagars Kiefer in eine mahlende Bewegung gerieten. Sein Blick ging an Mythor vorbei auf den Boden. Schließlich hob er das Gesicht und sah Mythor voll an.
»Das Amulett ist der eigentliche Grund, weshalb ich hierhin unterwegs bin«, sagte Sadagar. »Ich habe eine Spur gefunden, der ich unbedingt folgen muß.«
Mythor schwieg und lächelte freundlich. Er horchte Sadagar nicht aus, aber das Schweigen war offenbar Aufforderung genug für Sadagar, mit weiteren Erklärungen herauszurücken.
»Möchtest du es sehen?« fragte er.
Mythor streckte die Hand aus. Sadagar nestelte das Amulett von seinem Hals und gab es Mythor.
»Ein Frauenbildnis«, stellte Mythor fest. »Kennst du sie?«
»Ich habe sie gekannt«, murmelte Sadagar. Sein Blick war stumpf
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