Mythor - 123 - Duell der Steinmänner
Skobal hatte keine Waffen, und der Transport auf dem Yarl hatte seine Kräfte nicht gerade wachsen lassen – in einem offenen Kampf wäre er jedem der Krieger unterlegen gewesen. Außerdem schmerzte noch immer sein angeschlagenes Bein.
Skobal schleppte sich weiter. Er nutzte die Steine als Sichtschutz und sah zu, daß er ab und zu einen Haken schlug, um etwaige Verfolger in die Irre zu führen.
Zu seinem Glück waren die Yarl-Krieger vornehmlich daran interessiert, ihren Dämonenpriester zu befreien. Und es war ihnen bereits gelungen, einen großen Teil der flüchtigen Sklaven wieder einzufangen oder zu töten. Skobal wußte: mit jedem seiner Freunde, der in die Sklaverei zurückgeführt wurde, schwand auch das Interesse der Jäger, auch den letzten der Flüchtigen einzufangen. Es war eine gräßliche Logik, aber sie stimmte. Skobal konnte es aus sicherer Entfernung beobachten.
Skobal setzte seine Flucht fort. Er bewegte sich ruhig und gleichmäßig, und er achtete darauf, nur durch die Nase zu atmen. Es war ein alter Trick, sehr nützlich, wenn es galt, mit den Kräften hauszuhalten – sobald er zu schnell ging, mußte er auch durch den Mund atmen, und das war das deutliche Zeichen, den Schritt zu mindern. In diesem Tempo schleppte er sich weiter, nur fort von den Yarls und ihren fürchterlichen Gebietern.
Das Schicksal seiner Freunde war ihm keineswegs gleichgültig, aber Skobal wußte, daß er nicht die geringste Aussicht hatte, ihnen in irgendeiner Form zu helfen. Waffenlos, verletzt, nur mit einem schäbigen Lendenschurz bekleidet, war er wahrscheinlich das wehrloseste Geschöpf, das sich in dieser Einöde herumtrieb.
Nach einiger Zeit begann Skobal Hunger und Durst zu spüren. Die Dämonenpriester waren nicht eben freundlich im Umgang mit ihren Sklaven, aber sie ließen sie wenigstens nicht verhungern – jeder Yarl schleppte neben den Sklaven auch einen ausreichenden Mundvorrat. Das Zeug schmeckte zwar scheußlich, aber Skobal begann sich in der jetzigen Lage fast nach dem muffigen Getreidebrei zu sehnen, den man ihm morgens und abends vorgesetzt hatte.
Noch ärger peinigte ihn der Durst. Wenn er nicht bald eine Quelle oder wenigstens einen Tümpel fand, war Skobal bald verloren.
Noch schaffte er es, eine Wegstunde nach der anderen hinter sich zu bringen, langsam und gleichmäßig – aber er wußte, es war ein Wettrennen mit dem Tod. In diesem Land der Düsternis und des Schreckens gab es Myriaden von Möglichkeiten umzukommen und nur eine Handvoll Wege zu überleben.
Stunden später brach Skobal zusammen. Die Beine waren bleischwer, die Lungen rasselten, es ging nicht mehr weiter. Entkräftet sank er auf den steinigen Boden, und ein paar Herzschläge später war er eingeschlafen.
Alles verloren, das war der erste Gedanke, den Skobal hatte, als er die Augen öffnete. Über sich sah er das Gesicht eines Tatasen, und das konnte nur bedeuten, daß man ihn doch gefunden hatte.
Dennoch versuchte Skobal in einem verzweifelten Aufbäumen sich zu entfernen, aber die harte Hand des Tatasen hielt ihn an der Schulter. Skobal war zu schwach, sich gegen diesen Griff zu wehren – der überraschend sanft war, wie er plötzlich feststellte.
»Ich weiß nicht, wovor du dich fürchtest, aber vor mir brauchst du keine Angst zu haben«, sagte der Tatase freundlich. Neben seinem Schädel tauchten andere Köpfe auf, und auch diese Gesichter wirkten freundlich.
»Du bist Tatase wie ich«, stieß Skobal hervor. Er richtete sich langsam auf. »Was hast du hier zu suchen? Wie bist du ihnen überhaupt entkommen?«
»Wem?«
Die Verwunderung in den Augen des Kriegers war deutlich. Skobal begriff, daß sein Gegenüber sich in diesem Landstrich nicht auskannte.
Hastig sprudelte er hervor, was er wußte, und er konnte sehen, wie sehr er mit seiner Erzählung beeindruckte.
Währenddessen nahm Skobal die Gelegenheit wahr, die Begleiter des Tatasen anzusehen. Es waren vier Personen, die ihn gefunden hatten – eine der seltsamsten Gruppen, die Skobal sich nur vorstellen konnte. Neben dem Tatasen Tobar, der so wohlgenährt, gesund und lebensfroh in diesem Land nichts zu suchen hatte, gab es noch ein höchst seltsames Geschöpf namens Gerrek und einen hochgewachsenen Mann, den Skobal mit einer gewissen Scheu betrachtete. Er wußte sich seine Gefühle selbst nicht recht zu erklären, aber immer wieder schielte er zu dem offenen Gesicht des Mannes hinüber, der Skobals Erklärungen mit großer Aufmerksamkeit anhörte.
Und da
Weitere Kostenlose Bücher