Mythor - 124 - Zeichen des Lichts
Schankstube geht es hier.«
»Dann nichts wie hin«, rief Gerrek und eilte ihm nach, die anderen folgten.
Der Schankraum war fast doppelt so groß wie der Schlafsaal, doch war nur ein einziger Tisch besetzt. Dort saßen vier Lyrer mit verwitterten Gesichtern, zu denen sich gerade Japal gesellte. Sie hatten die Kapuzen ihrer Mäntel zurückgeklappt, hielten die Köpfe gesenkt und umklammerten mit ihren derben Händen Becher, die mit milchiger Flüssigkeit gefüllt war.
»Seid gegrüßt, alle miteinander«, rief Gerrek fröhlich und watschelte zum Nebentisch, der rechts von der Tür zur Küche stand. Als sein Gruß nicht erwidert wurde, murmelte er: »Na, macht nichts, es kann immer noch ein vergnüglicher Abend werden.«
Kaum hatten sie Platz genommen, erschien Morik mit einem großen, vollbeladenen Holztablett. Gerrek klatschte vergnügt in die Hände. Doch nachdem der Wirt das schwere Tablett ächzend abgestellt hatte, schien Gerreks Schnauze immer länger zu werden.
»Was ist das?« erkundigte er sich mißtrauisch und ließ seinen gestreckten Finger von dem Krug mit der klaren, geruchlosen Flüssigkeit über die verkohlt wirkenden fladenartigen Gebilde und den Berg aus Gedörrtem wandern und stocherte dann in den wurzelartigen Dingern herum, bis Sadagar ihm auf die Finger klopfte.
»Es findet sich alles, was zur Fastenzeit erlaubt ist«, erklärte der Wirt. »Gedörrtes Obst und Gemüse, Trockenbeeren, verschiedene Kräuterwurzeln, Blattwerk, ungewürztes Brot und Wasser – eben Karges.«
»So wörtlich habe ich es mir gar nicht vorgestellt«, sagte Gerrek unglücklich.
Mythor nahm eine der steinharten Wurzeln und begann geduldig zu kauen. Allmählich stellte er fest, daß das Gedörrte recht schmackhaft war und die Brotfladen recht gut dazu paßten.
Mythor öffnete gerade den Mund, um das lastende Schweigen zu brechen und die fünf Yarlfänger in ein Gespräch zu verwickeln. Da flog die Tür des vorderen Eingangs auf, und Necron platzte herein, gefolgt von Odam und seinen Kriegern. Einer von ihnen, es war Dahan, trug ein Bündel irgendwelcher Bruchstücke in den Armen.
»Schaut mal, was wir da haben«, sagte Necron und gab dem Schlackenhelm-Krieger einen Wink. Dahan lud die bis zu ellenlangen Trümmer auf dem Tisch ab.
»Ist das noch mehr Karges?« erkundigte sich Gerrek schnaubend.
»Das sind die Bruchstücke eines Lauscherhelms aus Wahnhall«, erklärte Necron mit lauter Stimme, so daß man ihn auch außerhalb der Schankstube hören konnte. »Irgend jemand hat sie im Stall versteckt, aber nicht sorgfältig genug. Es scheint, daß einer den gleichen Weg wie wir von Wahnhall über die Schattenzone nach Lyrland genommen hat. Kann mir jemand darüber Auskunft geben?«
Die fünf Yarlfänger wechselten verstohlene Blicke und schlossen ihre Hände noch fester um die Becher.
»Bist du sicher, daß es sich um die Trümmer eines Relikts aus Wahnhall handelt?« erkundigte sich Mythor.
»Es besteht kein Zweifel, daß es die Überreste eines Lauscherhelms sind«, antwortete Odam. »Wir hätten nun gerne erfahren, wer ihn hierher gebracht hat und was aus dem Besitzer geworden ist. He, Morik!«
Es dauerte einige Zeit, bis der Wirt aus der Küche geschlurft kam. Als er die Trümmer auf dem Tisch sah, begehrte er auf:
»Schafft den Kehricht wieder fort.
Ich wünsche, daß meine Schankstube sauber gehalten wird.«
Necron wirbelte herum und packte ihn am Kragen.
»Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen. Notfalls prügeln wir die Wahrheit aus dir heraus. Ein Fremder mit einem so auffälligen Helm muß dir aufgefallen sein. Vielleicht regt es dein Gedächtnis an, daß das Gebilde auf dem Helm auch Trompetenblume oder Irrsinnie genannt wird. Kannst du mir jetzt antworten?«
Mythor wollte sich schon einmischen und Necron zurechtweisen, aber da nickte Morik. Er warf den Yarlfängern einen hilflosen Blick zu und sagte:
»Es stimmt. Ein Fremder mit so einer auffälligen Kopfbedeckung war bei mir Gast. Er ist wieder weitergezogen. Zuvor hat er jedoch diesen Helm in einem Anfall von Raserei zertrümmert. Anschließend schlachtete er seinen Tokuan und zog dann mit einer Sippe weiter nach Norden. Das ist alles, was ich darüber weiß.«
»Das werden wir noch sehen«, sagte Necron zornig, stieß Morik gegen die Wand und griff nach seinem Messergurt. Bevor er jedoch seine Wurfmesser ziehen konnte, war Mythor aufgesprungen und verstellte ihm den Weg.
»Laß es genug sein, Necron«, befahl er dem Steinmann. »Vergiß
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