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Mythor - 135 - Die Unberührbaren

Mythor - 135 - Die Unberührbaren

Titel: Mythor - 135 - Die Unberührbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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verrieten, daß es sich nicht um Kinder, sondern um Erwachsene handelte.
    Necron hatte sich einen erhöhten Standort ausgewählt und beobachtete die Männer und die Landschaft. Er war auf der Hut. Er wollte einen klaren Kopf behalten und wissen, wenn jemand kam, dem Idyll ein jähes Ende zu bereiten.
    Die Gefahr war fast mit Händen zu greifen. In der Ferne, aber doch deutlich erkennbar, sah Necron Tiere – weiße Geschöpfe, deren Körper glitzerten wie das Gestein ringsum. Sie sahen aus, als wären sie aus dem erstaunlich weichen Gestein geschnitten und dann belebt worden.
    Eine Herde weißer Einhörner mit pechschwarzen Hufen und ebenholzfarbigem Horn trabte vorbei, begleitet von einem Wolfsrudel – auch hier war das Fell schneeweiß, von glitzernden Streifen durchsetzt. Lautlos zog die Tiergruppe vorbei, und so herrlich schön und angsterregend zugleich war dieser Anblick, daß die Männer ihr Bad einstellten und den Tieren nachgafften, bis sie hinter einem Felsvorsprung verschwanden.
    Necron hatte das Schwert über die Knie gelegt.
    Der Fleck war so wundervoll zauberisch, daß es nicht zu begreifen war, daß es hier nicht von Menschen wimmelte – folglich gab es Unheil in der Nähe, das selbst Kühne davon abhielt, sich anzusiedeln in der Nähe der warmen Kaskaden.
    Dann tauchten Menschen auf.
    Hagere Gestalten in hellen Gewändern, die Köpfe kahl. Die Bewegungen waren langsam und schleppend, als litten diese Menschen unter Altersschwäche, krankheitsbedingter Gliederlahmheit oder unter dem Alpdruck einer unerträglich gewordenen Schuld, die den Nacken niederbeugte und die Bewegungen langsam werden ließ.
    Eine Prozession des Schreckens, pilgerten sie an den Badenden vorbei, denen immer weniger wohl wurde in der warmgebadeten Haut.
    Seltsamerweise hielten die Elendsgestalten einen großen Abstand voneinander – als hätten sie Furcht, einem der Ihren näherzukommen. Leises Pilgergemurmel war zu hören, als sie vorbeischritten.
    »He du!«
    Der Einsiedler, der Necron am nächsten stand, sah auf. Zum ersten Mal konnte Necron unter den weißen Kapuzen mit den goldglitzernden Streifen ein Gesicht sehen – hagere Züge, dennoch Weichheit ausstrahlend, Augen darin, von denen ein magischer Sog auszugehen schien – und eine nicht erkennbare, aber deutlich fühlbare Warnung.
    Viele Herzschläge lang hielt der Einsiedler Necrons hartnäckig forschenden Blick aus. Neugier und leise Warnung hielten sich die Waage. Dann glomm im Auge des Einsiedlers eine kurze, Grauen einflößende Kette von Ausdrücken auf.
    Zunächst Bewunderung – offenbar hielt kaum ein Lebender dem Blick dieser Gestalten länger als ein paar Augenblicke stand.
    Dann Warnung – ein körperlich spürbarer Hinweis, diese Gefilde zu fliehen, dessen Deutlichkeit fast schon Schmerz bereitete.
    Angst alsdann – Vorboten des Grauens, das jedem bevorstand, der sich erkühnte, den Schleier des Geheimnisses lüften zu wollen.
    Zuletzt Trauer – sturzbachgleich, alles mit sich reißend und überschwemmend, ein Gefühl in einer ertränkenden Stärke, so allgewaltig, daß Necron bis ins Mark erschreckt die Augen schloß – und als er wieder aufsah, war der seltsame Mann weitergezogen, mit langsamen, schleppenden Bewegungen, wie sie Necron zuvor nur bei sehr kranken alten Menschen gesehen hatte.
    Necron schüttelte sich, als könne er den Bann, der ihn ergriffen hatte, solcherart loswerden.
    Wieder tauchten Tiere auf – bedächtig dahinstapfende Leiber, horntragend und fleischesschwer. Necron fackelte nicht lange, nahm den nächsten Bogen zur Hand und schoß. Pfeilkundig wie kaum einer in Nykerien, verfehlte er auch diesmal sein Ziel nicht. Zu Tode getroffen brach das Tier auf der Stelle zusammen.
    Necron eilte hinüber, während seine Männer es sich wohl sein ließen in den warmen Quellen. Einige Dutzend Schritte entfernt badeten Jente und Aeda, sie winkten Necron zu, als er an ihnen vorbeiging, um nach dem Wild zu sehen.
    Die Augen waren gebrochen – und ihr Ausdruck war der eines giftigen Hohns, der Necron einmal mehr warnte und erschreckte. Alles, was er von diesem Landstrich zu sehen, zu hören, zu fühlen bekam, sagte eines überdeutlich aus – dies war Feindesland für jeden, der nicht anerkannt wurde von jenen, die für den umfassenden Zauber verantwortlich waren.
    Und Necron wußte – mit den Mächten, die dafür verantwortlich waren, wollte er möglichst nicht verfeindet sein.
    Er versuchte, das Tier auszuweiden – aber zu seiner

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