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Mythor - 135 - Die Unberührbaren

Mythor - 135 - Die Unberührbaren

Titel: Mythor - 135 - Die Unberührbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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Odams Kriegern. Jeder von ihnen bot das gleiche Bild.
    Bei jedem der vier schien sich einer der Feuerkäfer durch die Schlackenhelme durchgefressen und in die Stirn des Trägers gebohrt zu haben – unmittelbar über der Nasenwurzel.
    Dort – so sah es aus – hatten sich die Feuerkäfer gleichsam verpuppt oder sonstwie verwandelt. Sie lebten nicht mehr, erschienen vielmehr als Kristalle – die Ähnlichkeit mit den Dritten Augen der zaketischen Magier und Duinen war überdeutlich.
    Necron fackelte nicht lange. Er griff zum Messer.
    Gaphyr faßte seinen Arm.
    »Was hast du vor?« fragte er schnell.
    »Das Ding herausschneiden«, sagte Necron. »Vielleicht können wir noch etwas retten.«
    Er näherte sich mit dem Messer der Stirn des Prinzen Odam.
    Die Hand blieb eine Handbreit über dem Kristall in der Luft hängen.
    Odam hatte die Augen geöffnet.
    Er sah Necron an.
    »Das wirst du nicht tun«, sagte er mit klarer Stimme.

10.
    Seltsam, durchfuhr es Necron. Wochenlang hatte er sich mit den anderen bemüht und geplagt, stetig Sorge getragen und nichts unversucht gelassen, die todesstarren Leiber der vier ins Leben zurückzurufen. Nun, da der langgehegte Wunsch Wirklichkeit ward, erfüllte Schrecken sein Herz, und er fürchtete sich.
    Odams Blick richtete sich auf Necron, auf das Messer in der Hand des Nykeriers.
    »Du wirst es nicht wagen, die Hand zu heben wider mich«, sagte Odam mit Ruhe. »Weg mit der Klinge.«
    Im ersten Augenblick wollte Necron die Bitte erfüllen, dann aber besann er sich.
    Er deutete auf den Kristall in Odams Stirn.
    »Ich werde dieses Ding entfernen, bevor es aus Freunden Feinde macht.«
    Odam sah ihn durchdringend an.
    »Diese Handlung würde Feindschaft beschwören zwischen uns«, antwortete er. Die Festigkeit seiner Stimme erschütterte Necron nicht wenig. Odam zeigte keinerlei Anzeichen von Furcht, Schrecken, Mattigkeit – er wirkte, als sei er gerade aus erquickendem Schlummer erwacht.
    »Wage es nicht«, riet Odam. Necron als erfahrener Händler verstand die Untertöne der menschlichen Stimme zu deuten, frühzeitig vermochte er Stärke von Prahlerei, Freundlichkeit von Heuchelei zu unterscheiden. Was er bei Odam zu hören bekam, enthielt freundliche Festigkeit, deutete einen einstweilen noch sanft ausgeprägten, aber unerschütterlichen Willen an. Keine Furcht schwang darin mit, keine Verzagtheit, nicht der leiseste Anklang an inneres Widerstreben war zu hören.
    »Unberührbar bin ich nun – auch für dich, Necron«, sagte Odam. Seine Krieger waren erwacht, standen neben ihm – jeder einzelne trug das verhängnisvolle Mal in der Stirn. Jedenfalls erschien es Necron so.
    Gaphyr stieß eine Reihe von Verwünschungen aus, Aeda und Jente waren bleich geworden. Die Überlebenden der Doppelaxt hatten sich an die Wände der Höhle gedrückt. Spukfürchtend wie alle Seefahrer aller Küsten schienen sie nichts anderes zu wähnen, als daß ihre letzte Stunde gekommen sei und sie nun Odam und seinen Kriegern zu folgen hatten in das Land der Schatten und der immerwährenden Qual.
    »Du bist Odam, weißt du das noch?« fragte Necron, noch immer das Heft des Messers umklammernd, daß die Knöchel weiß hervortraten.
    Odams Blick zeigte ein überlegenes Lächeln.
    »Wohl weiß ich’s«, sagte er sanft.
    »Du bist Alptraumritter, hast einen Eid geschworen – entsinnst du dich auch dessen?«
    Odam machte ein Zeichen der Bejahung.
    »Es ist mir gegenwärtig«, antwortete er freundlich.
    »Dann wirst du dich erinnern, daß du als Alptraumritter Pflichten hast«, fuhr Necron fort. »Pflichten, die du zu erfüllen geschworen hast, Pflichten, die du vernachlässigen wirst als Sklave einer höheren Macht.«
    »Bin ich das?«
    Necron deutete mit der Spitze des Messers auf Odams Stirn.
    »Du trägst das Abzeichen deiner Versklavung auf der Stirn, Odam!«
    Er sagte es leise, mit einem deutlich hörbaren sanften Drängen; es verriet die tiefempfundene Sorge eines Freundes – nicht der geringste Vorwurf war darin enthalten.
    Odam lächelte lange.
    »Du irrst dich Freund«, sagte er dann. »Ich verkenne deine Fürsorge nicht, ich weise sie dennoch zurück. Du kannst nicht ermessen, was ich weiß. Es ist gut und richtig so, und ich werde und kann nicht dulden, daß du daran etwas änderst – abgesehen davon, daß du es nicht vermagst.«
    »Ein selbstbewußter, zufriedener Sklave«, sagte Necron nun schärfer. »Aber dennoch Sklave – hörig fremden Mächten, unterworfen fremdem Willen.«
    »Ich sehe, was

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