Mythos
hielt ihn fest. Mit einem Ruck riss er sich los. Pérez stand hinter ihm. Der Peruaner war unbemerkt aus dem Cockpit gekommen.
Van der Merwe wollte die Pistole heben, aber es gelang ihm nicht.
Wieso tat das so weh, wenn er den Arm bewegte? Steckte da etwas zwischen seinen Schulterblättern?
„Was hast du gemacht? Verdammte Kloot!“, schrie er. Bevor er erneut versuchen konnte, >Schen ko die Waffe zu heben, bohrte sich etwas tief in seinen Rücken. Mit einem Schrei prallte er gegen Pérez und krallte die Linke in das kerosingetränkte Hemd, das der Peruaner sich um den Hals gebunden hatte. Geistesgegenwärtig griff Pérez nach der Hand mit der Pistole und drückte sie nach draußen. Van der Merwe wehrte sich nicht, schaute ihn nur mit weit aufgerissenen Augen an. Pérez drückte ihn von sich weg zur Luke. Der Hubschrauber schwebte inzwischen einige Meter über der Lichtung. Carlos musste bemerkt haben, dass etwas nicht stimmte, wusste aber offenbar nicht, was er tun sollte.
Van der Merwe ließ die Waffe fallen und suchte mit der Hand nach einem Halt. Er krallte sich am Rahmen der Luke fest, doch seine Finger rutschten über das Metall. Etwas knallte gegen die Außenwand des Hubschraubers. Tilly schrie erschrocken auf. Dann fetzte ein gefiederter Bolzen eine tiefe, rote Rinne in van der Merwes Unterschenkel, verfehlte Pérez knapp, knallte gegen die Decke des Laderaumes und fiel auf den Boden. Die Beine knickten unter dem Niederländer ein, er kippte nach hinten. Aus einem Reflex heraus versuchte Pérez, ihn festzuhalten. Doch er bekam nur den Gurt der Tasche in die Finger, die van der Merwe quer über der Brust trug. Langsam rutschte der Gurt aus der Schnalle, dann stürzte der Niederländer hinaus, überschlug sich einmal und landete unter dem Hubschrauber auf der Erde.
Aus seinem Rücken ragte ein gefiederter Bolzen. Und neben dem rechten Schulterblatt steckte die Klaue, die Pérez dem Basilisken abgenommen hatte.
Der Niederländer rührte sich nicht mehr.
Der Hubschrauber drehte sich in der Luft um sich selbst, als ob Carlos sich vom Cockpit aus einen Überblick verschaffen wollte.
Pérez packte Tillys Arm und zog sie durch die Luke herein.
Wieder knallte ein Bolzen gegen die Wand des Hubschraubers. Carlos schrie etwas durch den Lärm nach hinten. Tilly krabbelte über den Boden zur gegenüberliegenden Wand und klammerte sich an einen der Klappsitze.
Hinten im Laderaum hockte MacLoughlin. Sie war trotz der Schmerzen in ihrer Schulter hinübergekrochen und hatte die Pistole an sich genommen, die Pérez dort abgelegt hatte. Aber dann hatte sie nicht feuern können, ohne Pérez zu gefährden.
Der Hubschrauber schwebte zehn Meter über der Lichtung. Pérez beugte sich ins Cockpit.
„Der Priester ist noch da unten“, schrie er.
Der Pilot drehte die Maschine, bis d’Albret vor ihnen ins Blickfeld kam.
D’Albret hatte sich auf die Ellbogen hochgestemmt, erleichtert darüber, dass diese Ungeheuer ihn offenbar für tot gehalten hatten.
Erst jetzt bemerkte er, dass einer der Basilisken noch da war.
Das Tier hatte hinter ihm gestanden. D’Albrets Blick fiel auf die riesigen, sichelförmigen Klauen an seinen Füßen.
Mit einem Satz sprang der Basilisk zu ihm, die Arme mit den kurzen Schwungfedern gespreizt. Er landete mit einem Fuß auf d’Albrets Brust und drückte ihn zu Boden. Eine wellenartige Bewegung ging durch das grünbraun gestreifte Gefieder, als sich dem Tier die Federn sträubten.
D’Albret spürte das Gewicht des Reptils auf seiner Brust. Er sah die spitzen Zähne in seinem Maul und den Schaum, dessen Bläschen in den großen Nasenlöchern platzten. Er roch einen seltsamen, angenehmen Geruch nach Erde und frisch geschlagenem Holz.
Ein Keuchen entrang sich der Brust des Basilisken, dann ein bellendes Husten. D’Albret krallte die Hände in die Erde, als das Tier den zweiten Fuß hob. Tränen liefen über seine Wangen, während er das Reptil anstarrte.
Der Basilisk verharrte. Die kalten, gelbgrün irisierenden Augen erwiderten den Blick des Priesters. Die feinen Federn um die tiefen, schwarzen Augenhöhlen zuckten.
Und mit einem Mal nahm d’Albret ganz deutlich das Bewusstsein hinter diesen Augen wahr. Das Reptil blinzelte, dann schaute es erneut auf sein Opfer – mit einem Blick, in dem ein Verst/diem ein and durchschien, ein Wissen und zugleich eine unendliche Erschöpfung. Es war, als schauten sie beide, Tier und Mensch, im Angesicht des Gegenübers in einen Spiegel.
Und da war
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