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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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„zwei gewaltige und rumpflose Beine aus Stein“ in der Wüste findet und neben ihnen, halb eingesunken im Sand, den zerbrochenen Kopf einer Statue, aus dessen zerschmettertem Gesicht noch immer „der Spott eisiger Herrschaft“ spricht …
    Und auf dem Sockel stehen diese Worte:
     
    „Mein Name ist Ozymandias, König der Könige:
    Siehe meine Werke, die Gewaltigen, und verzweifle!“
    Sonst bleibt nichts. Rund um den Zerfall der kolossalen
    Ruine, grenzenlos und leer,
    erstreckt sich einsam und weit der Sand bis in die Ferne.
     
    Ganz genau. Ozymandias. Wie konnten wir diesem Roboter erklären, daß seine phantastischen Schöpfer nicht mehr existierten? Daß die Ruinen ihrer Vorposten auf Dutzenden von Planeten von einer Milliarde Jahre alten Felsen bedeckt werden? Daß wir gekommen waren, um ein in der Vergangenheit verborgenes Mysterium zu erforschen, so uralt, daß wir uns die unermeßlichen Zeiträume nicht einmal vorstellen können? Und während all dieser Äonen hat der Roboter hier gewartet, der geduldige, zeitlose Diener, bereit, seine Bilder zu zeigen und zufällig vorbeikommende Reisende mit der Macht seiner Herren zu beeindrucken … nie ahnend, daß er als einziger Zeuge all dieser Herrlichkeit übriggeblieben und sein ganzer Stolz auf diese große Zivilisation nun nutzlos war.
    Die Vorführung ging zu Ende. Wir blinzelten, als sich unsere Augen auf das plötzliche Verblassen dieses strahlenden Glanzes in der Gruft umstellen mußten. Der Roboter begann wieder zu sprechen, langsam und deutlich betonend; er benutzt den gleichen Tonfall wie wir, wenn wir uns mit einem Ausländer unterhalten oder jemandem, der ein wenig schwerhörig oder nicht ganz helle ist. „Dihn ruuu … mirt korp ahm … mirt chlook … ruuu ahm … hohm mirt … korp zort …“ Wie zuvor gab Dr. Horkkk einige zusammengesetzte Sätze als Antwort zurück, mit auf gut Glück zusammengestellten Kombinationen aus dihns und ruuus und ahms. Der Roboter lauschte seiner Erwiderung in einer, wie mir schien, interessierten und anerkennenden Art und Weise. Dann deutete er mehrmals auf den Inschriftsknoten, den Dr. Horkkk bei sich hatte, und sprach in einem offensichtlich drängenden Ton. Natürlich gab es keine Hoffnung auf eine wirkliche Verständigung. Aber der Roboter schien zumindest zu glauben, wir seien einen Versuch wert. Und wenn eine Maschine der Erhabenen dieser Meinung ist, dann bedeutet das ein Kompliment.
     
    4. Januar
     
    Den größten Teil der beiden letzten Tage hat Dr. Horkkk damit verbracht, Bandaufzeichnungen seines „Gesprächs“ mit dem Roboter durch seinen Linguistik-Computer laufen zu lassen und zu versuchen, dem ganzen Durcheinander etwas Sinnvolles abzuringen. Die Resultate sind gleich Null. Der Roboter hat nur etwa zwei Dutzend verschiedene Worte von sich gegeben und sie auf verschiedene Arten kombiniert, und das reicht nicht aus, um das Auffinden eines sinnvollen Musters zu ermöglichen.
    Wir anderen sind ständig zwischen der Fähre und der Gruft hin und her gependelt und haben die Gastfreundschaft des Roboters voll ausgenutzt. Inzwischen sind wir ziemlich sicher, daß uns die Maschine nicht feindlich gesinnt ist. Der Tod von 408b war ein tragischer Irrtum; die Gruft ist offenbar so konstruiert worden, daß sie ohne die Erlaubnis des Roboters niemandem Zugang gewährt. Und wenn 408b nicht einfach in dem Augenblick spontan in sie hineingelaufen wäre, als sich die Tür gelöst hatte, dann wäre er nicht getötet worden. Sobald wir uns als freundlich gesinnte Lebewesen erwiesen hatten, schaltete der Roboter das Blitzfeld ab, und jetzt sind wir immer willkommen, sooft wir die Gruft auch betreten wollen.
    Wir werden kühner. Am ersten Tag standen wir nervös herum, als fürchteten wir, der Roboter könnte jeden Augenblick seine Meinung ändern und uns in unsere Atome zerlegen, doch inzwischen fühlen wir uns in der Gruft wie zu Hause, haben sogar eine vollständige Tridem-Aufzeichnung der Geräteanordnung angefertigt und auch eine Menge Schnappschüsse vom Roboter selbst aufgenommen. Wir wagen es nur nicht, irgend etwas von der Maschinerie zu berühren, da der Roboter ganz offensichtlich der Aufseher der Gruft ist und sehr gut den Befehl haben könnte, alles zu vernichten, was auch nur den Anschein erweckt, eine Bedrohung ihres Inhalts darstellen zu können. Und außerdem: Da 408b von uns gegangen ist, haben wir kaum den Hauch einer Vorstellung, welchen Zwecken diese Geräte überhaupt dienen.
    Der Roboter hat

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