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Nach der Hölle links (German Edition)

Nach der Hölle links (German Edition)

Titel: Nach der Hölle links (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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Andreas’ freie Hand. Ihre Finger glitten umeinander und verschränkten sich.
    »Gut?«, fragte Sascha träge. Er fühlte sich auf positive Weise müde und zerschlagen.
    »Hm-hm.«
    »Machen wir das jetzt öfter?«
    Ein leises Lachen: »Klar. Wofür habe ich denn jahrelang geübt?«
    Sascha öffnete ein Auge und schielte zu Andreas hoch. »Ich sollte dich warnen.«
    »Wovor?«
    »Ich werde in Zukunft jedes Mal geil werden, wenn du die Schublade oder deine privaten Übungen erwähnst.«
    »Na, wenn das so ist …«, Andreas reckte sich grinsend und zog Sascha liebevoll am Ohr. »Schublade, Schublade, Schublade, Schublade …«
    * * *
    Der beste Morgen seines Lebens brach an. Es kümmerte ihn nicht, dass es seit sechs Uhr früh regnete und der Himmel versuchte, Hamburg vom Angesicht der Erde zu schwemmen. Pfützen konnte man überspringen, nasse Kleidung wechseln, Haare wurden von allein trocken.
    Außerdem war es guter Regen; weich und erfrischend nach der drückenden Wärme, die in letzter Zeit so oft über der Stadt gehangen hatte. Allerdings musste Andreas zugeben, dass es auch Frösche und Ziegelsteine hätte regnen können, und das Prädikat des schönsten Morgens seines Lebens hätte trotzdem Bestand gehabt.
    Mit einem Sprung setzte er über eine Pfütze in den Dimensionen eines kleineren Gartenteichs hinweg. Die Kanalisation verschluckte sich in den Bemühungen, die Wassermassen zu fassen.
    Er sollte sich ein Fahrrad zulegen, dachte er. Damit wäre er schneller beim Bäcker und wieder zu Hause gewesen. Nicht wegen des Regens. Wen interessierte das bisschen Wasser? Nein, zu Sascha wollte er. Zu seinem Freund, den er schnarchend im Bett zurückgelassen hatte und für den er Frühstück besorgen wollte. Weil Sascha immer Hunger hatte, weil der Tag jung war und weil Andreas spürte, dass es ihn heute nicht anstrengen würde, hinter unentschlossenen Kunden in der Warteschlange zu stehen.
    Er ging einkaufen, Sascha blieb zu Hause. Verkehrte Welt.
    Andreas war zufrieden mit sich. Er grinste verstohlen und hielt sich gerade noch davon ab, sich den Hintern zu reiben. Ein echtes Glied war etwas anderes als nachgiebiges Spielzeug, das man selbst führte. Er wollte dennoch um nichts in der Welt tauschen.
    Kaum glaubte er selbst, was er getan hatte. Der Sex war das geringste Problem. Sex mit Sascha war immer gut gewesen und würde es immer sein. Doch ein Taxi zu rufen und sich den eigenen Dämonen zu stellen, war eine ganz andere Baustelle. Zu sagen: »Ja, lass es uns versuchen. Auch wenn es mir Angst macht.« Das war die Hürde gewesen.
    Im Nachhinein verstand Andreas kaum, wie schwer er sich getan hatte. Allerdings stand er in diesem Augenblick, da er seine Beute im wasserdichten Rucksack nach Hause trug, auch neben sich.
    Seine Füße schienen kaum den Boden zu berühren. Zum ersten Mal begriff er, was gemeint war, wenn jemand davon sprach, dass er Bäume ausreißen könne. Unendliche Energie toste durch seinen Geist. Entscheidungsfreudigkeit, Antrieb, Zufriedenheit und Vorfreude hockten auf dem wenig benutzten Sofa seines inneren Wohnzimmers und nickten ihm grüßend zu.
    Es war, als wäre ein Burgwall in ihm gefallen. Tausend Ideen sprudelten ihm durch den Kopf. So viele Dinge, die er tun wollte, weil Sascha da war. So viele heimlich vermisste Zweisamkeiten, die es nachzuholen galt. So viel unerwarteter Rückhalt, dass große Probleme zu schrumpfen begannen. Wie klein sie werden konnten, wusste Andreas nicht, und es war ihm nicht wichtig. Nicht an diesem wunderbaren Tag, an dem er nicht allein aufgewacht war.
    Als Andreas seine Wohnung erreichte, war er bis auf die Haut durchnässt. Eine Spur aus feuchten Fußabdrücken zierte Treppe und Flur, als er leise den Schlüssel ins Schloss schob und lauschte. Geräusche im Bad ließen ihn wissen, dass seine Mühe unnötig war. Wie es aussah, war das Faultier erwacht.
    Bevor Andreas seine Schuhe abstreifen konnte, flog die Badezimmertür auf: »Da bist du ja. Wie kommt es eigentlich, dass du immer verschwunden bist, wenn ich morgens aufwache?«
    An einem anderen Tag hätte Andreas bereut, dass er ohne Abmeldung verschwunden war. Immerhin war Sascha in der Vergangenheit wirklich schon in einem leeren Bett aufgewacht, nur um sich fragen zu müssen, was vorgefallen war.
    »Murphy?«, fragte er zwinkernd und trat auf Sascha zu. Um alle Zweifel zu zerstreuen, legte er ihm die Hand in den Nacken und küsste ihn schmatzend. »Ich habe uns Frühstück geholt.«
    Andreas kam nicht

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