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Nach Norden, Strolch

Nach Norden, Strolch

Titel: Nach Norden, Strolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Krane und sah den Dampf von Lokomotiven.
    Es war gegen vier Uhr, als der Schlepper stoppte. Der Stoß beim Anlegen des Kahns am Ufer weckte das Mädchen. Robin ging zu seinem Guckloch.
    »Wir nehmen mehr Lastkähne ins Schlepptau«, sagte er.
    Nach einem ergiebigen Austausch von Flüchen zwischen dem Kapitän des Schleppers und dem Neger am Ruder, wobei der Kapitän anscheinend von einem Individuum namens Tom vom Ufer her unterstützt worden war, wurde die Reise fortgesetzt. Robin döste und träumte, er sei wieder im Haus des Schweden, könne es aber nicht verlassen, weil vor jeder Tür und jedem Fenster die Leiche des verblichenen Eigentümers baumelte. Er spürte einen Druck an seinem Arm und erwachte.
    »Wir halten wieder«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Ich hörte, wie jemand den Neger fragte, ob er an seinem Halteplatz gestern nacht einen Mann und eine Frau gesehen habe -«
    Tritte hallten auf dem Deck; schwere, dröhnende Schritte.
    »Und was ist denn dort unten?«
    Die Tür zum Waschraum bildete ein dickes Brett, das sich nach innen öffnen ließ. Robin packte den Hut und die Tasche des Mädchens sowie seinen eigenen Rock und schob sie durch die Öffnung. Er folgte ihr und lehnte, indem er seine Füße gegen die Planken des Kahnes stemmte, seinen Rücken fest gegen die Tür. Die Luke knirschte, und Schritte polterten über den Boden der Kabine.
    »Niemand da, Sir. Ich bin den ganzen Tag in dieser Kabine aus und ein gegangen.«
    »Wir wollen doch nachsehen!«
    »Nein, Sir! Ach nein, Sir!« Angst bebte in der Stimme des Negers.
    »Warte nur, Nigger - bleib du da, bei uns …«
    Es gab einen Krach, und die Luke schloß sich. Sie waren weg. Robin schlich sich hinaus, horchte und vernahm bald darauf eine zornige Unterhaltung.
    »Fünf Liter Schnaps unterm Bettzeug - so ein versoffener Nigger!«
    Darauf fand irgendwo in der Nähe ein endloses und bewegtes Gespräch statt, aber Robin konnte nichts verstehen. Der Kahn mußte an einem Dock festgemacht haben, denn er hörte das Poltern von Wagenrädern und das langsame Trapp-Trapp von Pferdehufen. Die Sprecher bewegten sich auf ihn zu. Robin vernahm wieder die Worte des Beamten.
    »… ich kann Ihnen nur sagen, Byrne …«
    Byrne! Robin wagte es, die Luke um einen Spalt zu öffnen; die anbrechende Dämmerung erlaubte es.
    »… keine Diskussion. Sie verlassen die Stadt. Sie sind nicht willkommen, daran ist nun mal nicht zu tippen. Mir ist’s egal, was Sie Vorhaben. Ich weiß schon, weiß schon! Ich krieg’ Leslie auch ohne Sie! Danke bestens. Ich weiß sehr genau Bescheid …«
    Robin konnte ›Rotbarts‹ Antwort nicht verstehen.
    »Aber doch! Bin immer froh, Informationen zu erhalten, Mr. Byrne. Sie sind seinen Spuren bis zu diesem Lastkahn gefolgt? Tja … Ich kenn’ die Geschichte und weiß, wie der Polizist sein Motorrad verloren hat. Schade! Sie sind ihm bis zum Kahn gefolgt? Guter Spürhund sind Sie! Er ist nämlich nicht auf diesem Kahn und war auch nie da. Alles, was hier zu finden war, war Schnaps - und Holzsprit noch dazu …«
    »Kann ich nicht wenigstens die Nacht über hierbleiben? Ich mach’ mich morgen ganz früh dünne. Hören Sie, Inspektor, dieser Kerl hat meinen Partner erwischt - durchs Bein geschossen. Ich bin ganz rasend! Und der Schuft ist doch auf dem Kahn - er und seine Gans. Irgendwo steckt er hier. Ich hab’ ’n Riecher. Eine Million ließ ich springen, wenn ich ihn hochnehmen könnte.«
    Sie gingen langsam auf und ab, während er sprach. Robin hörte die Antwort nicht. Gefährlicher als die ganze Polizei war ›Rotbart‹, denn er hatte Informationsquellen, die der Polizei nicht zugänglich waren. Außerdem stand ihm ein gutes Auto zur Verfügung, und so war es nicht schwer zu verstehen, wie er es fertiggebracht hatte, ihnen zu folgen. Die beiden hatten auf ihrer Reise zwar niemand gesehen außer dem alten Mann in seinem Einspänner, aber wer hatte nicht alles sie sehen können? Wie viele Leute mochten aus ihren Fenstern gespäht und sie in der Morgendämmerung vorbeirasen gesehen haben?
    »Wir können nichts tun als warten«, sagte Robin.
    Oktober fand, er spräche wie ein älterer Herr und sagte es ihm. »Möglich; mir ist auch, als sei ich hundert Jahre alt. Ich weiß nicht, wo wir sind, und wir können jeden Augenblick aus dem Kahn in die Arme der Hafenpolizei geraten.«
    In der Nähe war eine Kirchenuhr. Sie zählten die Viertelstunden, bis es zehn schlug. Robin öffnete die Luke, schloß sie aber schnell wieder. Zwei Männer

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