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Nach Norden, Strolch

Nach Norden, Strolch

Titel: Nach Norden, Strolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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’nen anderen Lumpen abgemurkst - tja - dafür müßte er doch eigentlich ’ne Tapferkeitsmedaille kriegen …!«
    Als sie zurückkehrten, sprachen sie über Strolche im allgemeinen. »Da drin hab’ ich zwei, schau nur!«
    Er ließ seine Laterne die schlafenden Strolche beleuchten. Oktober drückte sich fest gegen die Wand. Robin hatte das andere Ende des Waggons gewählt, und die beiden Männer sahen nicht in ihrer Richtung. Das Laternenlicht verschwand.
    »… Was nützt es schon? Du schmeißt sie ’raus, dann tun sie sich womöglich gegen dich zusammen, und eines Tages heißt es: ›Todesanzeige: Joe Smith, achtunddreißig Jahre alt; von Kranzspenden bitten wir abzusehen.‹ Laß sie schlafen. Sache der Bahnpolizei, nicht meine.«
    Der Zug bewegte sich noch einige Meilen vorwärts und blieb dann plötzlich stehen. Robin blickte hinaus und sah im blendenden Licht der Scheinwerfer einen Mann mit roter Laterne, der die Schienen entlang auf die Lokomotive zukam. Ein uniformierter Polizeibeamter in hohen Stiefeln.
    Robin teilte die Nachricht dem Mädchen mit.
    »Der wird wohl auf einem Motorrad gekommen sein.«
    Er riß die Tür an der anderen Seite des Waggons auf und sprang auf die Schienen hinunter. Wenige Sekunden danach stand sie an seiner Seite. Kein Stationsgebäude war in Sicht, aber hundert Meter vor der Lokomotive sah er eine flache Bahnüberführung. Dort würde wohl das Motorrad stehen - ihm war fast, als könnte er das Licht erkennen. Sie erreichten den sandigen Graben neben der Strecke, und Robin kroch in der Richtung der Lokomotive. Er konnte durch das Zischen des Dampfes Stimmen vernehmen: »Was Sie nicht sagen?« und »Stimmt, Sir.« Er besann sich auf Lenny und grinste.
    Das Zischen des Dampfes hörte plötzlich auf.
    »… nur ein leerer Waggon - die anderen sind alle versiegelt … Zwei ›Penner‹, aber die sind seit Littleberg drin.«
    Das Geräusch schwerer Tritte entfernte sich an den Schienen entlang. Der Lokomotivführer lehnte aus dem Fenster, um nichts zu versäumen - sein Rücken den Flüchtlingen zugekehrt.
    Die Gefahr lag in den Scheinwerfern. Die warfen Strahlen über beide Schienen, aber der Graben wurde tiefer, und so, wenn sie ihre Köpfe duckten, konnten sie unter dem Rand bleiben. Das Gehen war schwierig. Sie stampften durch Schlamm. Ihre Füße verwickelten sich im derben Riedgras. Robin geriet in ein tiefes Schlammloch und versank bis zu den Knien.
    »Adieu, du schöner heller Sommeranzug«, stöhnte er, als er sie an dem Loch vorbeiführte. Die Überführung war zwanzig Meter weiter, aber von einem Motorrad war nichts zu sehen. »Wir können nicht allzuviel vom Schicksal verlangen«, sagte Robin philosophisch, aber in derselben Sekunde spiegelten die Strahlen des Scheinwerfers matt auf poliertem Stahl. Das Rad lag sogar auf der rechten Seite des Weges; es war nicht einmal nötig, die Schienen zu überqueren.
    Er kletterte den steilen Damm empor und zog sie mit sich.
    »Leg dich lieber hin -«
    Peng!
    Eine Kugel schlug neben seiner Hand an dem Drahtgitter auf und sauste dann summend in die Nacht hinaus. Der Schuß war aus dem Graben, fünfzig Meter hinter ihnen, gekommen. Oktober hatte das Aufblitzen gesehen.
    »Laufen!«
    Sie lag auf den Knien, aber er riß sie auf die Füße und sie rasten gebückt weiter.
    Peng!
    Robin stolperte nach vorwärts - Oktobers Herz blieb stehen.
    »Nichts - dicht am Kopf vorbei … Es ist nichts!«
    Er war in Deckung und machte sich in fliegender Eile an der schweren Maschine zu schaffen.
    »Gib mir die Pistole!«
    Er gab sie ihr ohne ein Wort, und sie kroch vor. Ein Mann rannte die Schienen entlang, ihnen entgegen, aber sie hatte nur für den versteckten Mörder im Graben Augen.
    Und dann sah sie ihn und feuerte. Die Wucht des Rückstoßes verblüffte sie fast ebenso wie die Stärke der Detonation.
    »Komm!« rief Robin. Er saß rittlings auf der Maschine, deren Scheinwerfer hell leuchtete. »Hinter mir, auf dem Gepäckträger - halt dich fest!«
    Sie gehorchte, fand einen stählernen Träger hinter seinem Sitz und setzte sich seitwärts darauf, mit den Armen um seinen Körper. Er trat auf den Starter … Es knatterte, und sie glitten mit zunehmender Geschwindigkeit dahin.
    »Er schießt - der Polizist«, schrie Robin. »Keine Sorge - wir sind keine gute Zielscheibe!«
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die Straße eine Biegung machte und der Bahndamm außer Sicht kam. Sie konnten die Scheinwerfer des Zuges noch lange sehen. Das Motorrad

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