Nach Norden, Strolch
Meter dem Ufer zu. Er hatte gut gerechnet… es gab einen knirschenden Schlag, und mit einem Schrei des Entsetzens schoß Bud durch die Luft, taumelte auf die steile Sandbank und schleppte sich an Land.
›Rotbarts‹ Abgang war würdevoller. Er stieg über das Ruder auf die Sandbank und erlitt, abgesehen von nassen Füßen, keinerlei Unbequemlichkeit.
Der Kahn trieb wieder hinaus, und im Treiben sank er tiefer und tiefer, bis nur noch die Spitzen von Bug und Fleck sichtbar waren. Schließlich verschwand er ganz. ,Rotbart« legte seine Hand auf seine verletzte Wange, zog mit einer Grimasse einen Splitter heraus und grinste.
»Hab’ mir vorgenommen, ihn zu erledigen. Hab’ ihn auch erledigt«, sagte er selbstgefällig und setzte sich, um Atem zu schöpfen und sich eine sehr wichtige Frage zu überlegen: Hatte Lenny ein Recht auf seinen Anteil an dem ausbedungenen Blutgeld?
Fifty-fifty wäre höchst ungerecht.
Die erste Andeutung einer Gefahr war für die beiden Menschen in der Kabine das Einströmen des Wassers durch die lose zusammengelegten Bodenbretter. Zuerst traute Robin seinen Augen nicht, und dann, als er das Hämmern der Brechstange vernahm und das Gurgeln des eindringenden Wassers, erstarrte er vor dieser unglaublichen Niederträchtigkeit.
Mit Hilfe einer Taschenlampe suchte er hastig nach etwas, womit er die Luke aufbrechen konnte. Das Brett, das die Tür zum Waschraum bildete, schien ihm das einzig geeignete zu sein, aber die Scharniere waren fest angeschraubt, und es gelang ihm trotz allen Bemühungen nicht, auch nur eines zu löchern.
»Wir gehen unter, nicht wahr?« fragte Oktober ruhig.
»Es kommt mir so vor«, erwiderte er.
»Nützt dieses Messer irgend etwas?« Sie holte unerwartet die Waffe, die Lenny geworfen hatte, aus ihrer Tasche.
Es war ein Klappmesser von eigenartigem Typ: Die Klinge war schmal, so lang wie der Griff. Er riß die willkommene Waffe aus ihrer Hand, klappte sie auf und machte sich an die Luke; doch das Holz war hier mindestens zwei Zentimeter dick, und obwohl er den Vorteil hatte, die Löcher, die die Kugeln geschlagen hatten, als Angriffspunkte benutzen zu können, bestand wenig Hoffnung, eine genügend große Öffnung für ihr Entkommen herauszuschneiden.
Jetzt stand ihnen, wie ›Rotbart‹ richtig berechnet hatte, das Wasser zwischen Hüfte und Schulter. Der Kahn schaukelte erst nach der einen Seite und dann nach der anderen, und mit jedem betrunkenen Torkeln des Fahrzeugs war ihnen, als sei das Ende da.
»Kann man die Luke denn nicht in der anderen Richtung schieben?« fragte sie.
Er betrachtete den Rand und sah sofort, daß der Holzdeckel nur durch eine Holzleiste an seinem Platz gehalten wurde, die überdies schon durch die Hammerschläge gelockert war. Er stieß mit dem Messer in das Holz hinein und hatte die Genugtuung, ohne Mühe einen langen Splitter abreißen zu können. Ein zweiter Splitter folgte. Als er wieder zustieß, hörte er das Knirschen des Hecks auf der Sandbank. Das Wasser reichte jetzt bis an seine Schultern. Er arbeitete mit fieberhafter Hast; die Gegenwart des Mädchens hinderte ihn. Da sie kleiner war als er, mußte sie sich auf die unterste der drei zum Deck führenden Stufen stellen. Er bohrte noch ein Stück Holz weg, stemmte dann seine Hände gegen die untere Fläche der Luke und schob mit aller Kraft. Die Luke öffnete sich nicht, wie er gehofft hatte, sondern gab nur etwa einen Zentimeter nach und blieb dann stecken. Aber jener Zentimeter hatte einen anderen Erfolg, den er nicht erwartet hatte. Die Brechstange polterte auf das Deck nieder. Er arbeitete mit seinen Händen in entgegengesetzter Richtung, zog - und die Luke glitt zurück. Er kletterte hinaus, packte ihren Arm und riß sie auf das Deck, das jetzt schon unter Wasser stand.
»Kannst du schwimmen, Oktober?«
»Ja … Wie weit und wie lange?«
Anscheinend bestand aber nicht die Notwendigkeit, sehr weit und sehr lange zu schwimmen. Als das Boot gurgelnd versank, stieg aus der Dunkelheit links ein steiles Ufer auf. Einen Augenblick später waren sie im Wasser und schwammen heftig gegen den Strom. Ein Baumstamm trieb an ihnen vorbei - dann streckte Robin seine Hand aus und klammerte seine Finger in die Lehmbank, sie glitten und rutschten die steile, schlammige Fläche entlang, bis seine Hand die dornigen Zweige eines Busches ergriff …
Oktober war die erste, die ihre Sprache wiedererlangte.
»Wo sind wir nun?« fragte sie.
»Verdammt - keine Ahnung!« sagte Robin, »aber
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