Nachrichten aus einem unbekannten Universum
Paläontologen schätzen, dass über zwei Drittel aller hoch entwickelten Insektenarten bei dem Einschlag ums Leben kamen. Die Nahrungskette war zusammengebrochen. Weniger spezialisierte Gliederfüßer überlebten hingegen in größerer Zahl. Fest steht, dass das Ökosystem nicht langsam zugrunde ging, sondern in kürzester Zeit vernichtend getroffen wurde.
2002, später im Jahr: Nein, nicht alleine der Meteorit hat das Aussterben verursacht, sondern es begann schon sieben Millionen Jahre zuvor, als die Durchschnittstemperatur auf der Erde von 25 auf 15 Grad Celsius fiel. Speziell die Saurier kamen mit der Kälte nicht klar, der Meteorit versetzte ihnen lediglich den Todesstoß.
2002, noch später: Auch David Kring vom Daniel Durda Southwest Research Institute der University of California hat am Computer gesessen und Szenarien simuliert. Als Erstes rechnet er hoch, welche Auswirkungen der Einschlag eines zehn Kilometer großen Himmelskörpers tatsächlich haben könnte. Das Resultat ist gespenstisch. Zehn Milliarden Mal mehr Energie würde freigesetzt als beim Abwurf der beiden Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. Brennende Trümmer wurden demzufolge in die Atmosphäre geschleudert, stürzten im Verlauf der nächsten Tage zurück zur Erde und entflammten große Teile der äquatorialen Wälder. Auch Indien und Nordamerika wurden von Feuerwalzen erfasst. Was nicht wieder auf die Erde gelangte, verband sich zu Partikelwolken in der Atmosphäre, trieb die Temperaturen in die Höhe und schuf ein Treibhausklima, in dem weitere Gebiete Feuer fingen. Kring addiert den Effekt der Erdrotation und kommt zu dem Ergebnis, dass der Flächenbrand binnen weniger Tage gewaltige Mengen Kohlendioxid in die Atmosphäre geblasen haben muss. Dieses, zusätzlich zu Wasserdampf und zerfallenem Sulfat- und Karbonatgestein, leitete dann einen dramatischen Klimawandel ein, dem fast alles erlag, was bis dahin nicht gestorben war.
Immer noch 2002, Boltysch-Krater, Ukraine: Schon seit langem ist der 24 Kilometer große Krater verzeichnet, ohne dass Einigkeit herrscht, wann genau er entstand. Allgemein galt, er sei mindestens 70 Millionen Jahre alt, doch neue Erkenntnisse lassen vermuten, der Einschlag könne auch später erfolgt sein, etwa zur Zeit des Chicxu- lub-Impacts. Ist das große Sterben von Flora und Fauna tatsächlich nur einem einzigen Supermeteoriten geschuldet? Warum nicht ein ganzer Meteoritenschwarm, fragen Wissenschaftler und geben der Vermutung Raum, einige davon könnten auch ins Meer gestürzt sein. Das Bestechende an dieser Theorie ist, dass sie erklären würde, wie ein ganzer Planet innerhalb kürzester Zeit praktisch entvölkert wurde. Das Bombardement erfolgte flächendeckend. Andererseits, da nicht alle Meteoriten gleich groß waren, differierten auch die Auswirkungen, was wiederum erklären würde, warum manche Arten vollständig vernichtet wurden und andere wie durch ein Wunder kaum betroffen waren.
2003: Die Untersuchung des Chicxulub-Kraters schreitet voran, als Aufnahmen des Spaceshuttle Endeavour aus dem Jahr 2000 neu ausgewertet werden. Die Radardaten enthüllen Struktur und Beschaffenheit des Kraters. Die Stimmen mehren sich, wonach der Einschlag in Yucatan allein für das Aussterben verantwortlich war.
2002, später: Peter Wilf von der Pennsylvania State University widerlegt die Theorie, wonach ein langsamer Klimawandel den Sauriern schon lange vor dem Einschlag zusetzte. Klimawechsel habe es zu allen Zeiten gegeben, weitaus drastischere sogar. Wilf und sein Team untersuchen Pflanzenfossilien aus der späten Kreide und registrieren allenfalls geringe Schwankungen. Noch eine Million Jahre vor dem Impact lebten gerade die Saurier in einem für sie perfekten, warmen Klima.
Mitte 2003: Alles Quatsch! Der Einschlag eines Meteoriten in Yucatan kann nie alleine für den globalen Exitus verantwortlich gewesen sein, versichert Chris Hollis vom Institute of Geological und Nuclear Sciences in Neuseeland. Schon eine ganze Weile zuvor sei es kalt geworden. Hollis’ Team führt zum Beweis die geografische Lage Neuseelands zur Kreidezeit an, das seinerzeit rund 1.500 Kilometer näher an der Antarktis lag. Tatsächlich hielt sich das große Artensterben auf der Insel in Grenzen. Hollis begründet das damit, die Bewohner Neuseelands seien halt von vorneherein besser an tiefe Temperaturen und eingeschränktes Tageslicht angepasst gewesen, während die äquatorialen Arten nur die liebe Sonne kannten. Allerdings räumt er
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