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Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Titel: Nachrichten aus einem unbekannten Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Pflanzen verschwunden seien. Eine weitere Theorie bemüht Parasiten und Seuchen. Die mag es gegeben haben, doch welche Superseuche könnte jede einzelne der so unterschiedlichen Saurierarten dahingerafft haben? Auch längst nicht jeder Vogel steckt sich mit Vogelgrippe an, und als die Pest unter den Menschen wütete, hat sie unsere Vettern, die Schimpansen, verschont.
    Eine Weile kursierte schließlich das Gerücht, kleine Säuger hätten den Sauriern die Eier weggefressen. Auch gut. Aber dann muss man sich fragen, warum sie nicht schon früher damit angefangen haben und nach dem Genuss so vieler Eier nicht geplatzt sind. Auch heute stirbt die Amsel nicht aus, weil das Eichhörnchen gern ausgiebig frühstückt. Bleibt, den Fleischfressern die Verantwortung zuzuschanzen, die es einfach übertrieben und statt der Koteletts quasi den Metzger gefressen hätten. Aber nicht mal Tyrannosaurus Rex, die Killermaschine, war ein derartiger Idiot, seine Ressourcen restlos aufzubrauchen, er hätte es zudem gar nicht gekonnt. Schön gruselig ist auch die Vision einer gigantischen Raupenplage, der sämtliche Blätter zum Opfer fielen, weshalb die Pflanzenfresser abdankten und die Fleischfresser in Folge gleich mit. Sicher, Raupen können einem den Nerv töten, aber gleich alle Blätter eines ganzen Planeten?
    Schließen wir biologische Ursachen aus, kommen Klimafaktoren ins Spiel. Angenommen, gegen Ende des Mesozoikums wäre der atmosphärische Sauerstoffgehalt gesunken und der des Kohlendioxids dafür gestiegen. Kleine Säuger und Vögel wären damit gut zurechtgekommen, die riesigen Echsen hingegen an Sauerstoffmangel eingegangen. Das weckt Erinnerungen an den Treibhauseffekt, und in der Tat vermuten viele Wissenschaftler in der Oberen Kreide eine Zunahme des weltweiten Vulkanismus. Hatte nicht schon Sibirien aufs Übelste von sich reden gemacht? Vulkane hätten das Klima erwärmen und über chemische Umwege Chlor in die Atmosphäre blasen können, das die Ozonschicht zerstörte.
    Augenblick, Ozon ... auch das kommt uns bekannt vor. Damals war eine Supernova verantwortlich gewesen. War wieder ein Stern explodiert, dessen zerstörerische Wellen uns vor 65 Millionen Jahren erreichten? Hatte die UV-Strahlung alle Saurier erblinden lassen, wie es ein paar Gelehrte vermuten, und weil es noch keine Blindenhunde gab, liefen die alle bei Rot über die Straße, und dann .
    Im Ernst, auch darüber wurde nachgedacht. Bis jemand fragte, wie bitte schön ein Fischsaurier in schummriger Tiefe durch Sonnenlicht erblinden soll.
    Dreimal dürfen Sie raten, wer als Nächstes ins Spiel kommt.
    In den fünfziger Jahren schlug der amerikanische Nobelpreisträger Harold Urey ein Szenario vor, nach dem ein Meteorit von den Dimensionen des Halley’schen Kometen, ein Brocken von zehn bis 15 Kilometern Durchmesser, aufs Land oder ins Meer gestürzt sei und ein globales Fiasko mit gebirgshohen Flutwellen und schweren Beben entfacht habe, dem eine Art nuklearer Winter folgte. 1980 erschien in Science der Artikel eines weiteren Nobelpreisträgers, der Ureys These stützte. Der Physiker Luis Alvarez hatte in Gesteinen aus dem Kreide-Tertiär-Übergang ungewöhnlich hohe Konzentrationen an Iridium entdeckt, wie sie sonst nur in Meteoriten vorkommen. Weltweit fand sich diese Iridiumschicht. Alvarez schloss daraus auf den Einschlag eines zehn Kilometer großen Himmelskörpers und identifizierte sogar die Einschlagstelle. Seitdem wird um diesen Meteoriten heftig gestritten, genauer gesagt um das, was er angerichtet hat. Um Ihnen die ganze Diskussion zu ersparen, andererseits ein Bild zu vermitteln, wie atemlos die Wissenschaft um den Stein des Aussterbens pirouettiert, gebe ich Ihnen einen kurzen Abriss dessen, was alleine im Verlauf der letzten fünf Jahre zum Thema veröffentlicht wurde.
    Augenblick, hier ist noch eine Meldung, bevor wir in die Chronologie des Forschens eintauchen: Die Beuteltiere legen Wert auf die Feststellung, sie hätten schon vor 70 Millionen Jahren Gondwana besiedelt. So viel zum Zeitalter der Saurier.
    Jetzt aber los!

 
Das Fiasko mit dem Fiasko
    Damals, als sich die Planeten formten, blieb eine Menge Baumaterial ungenutzt und wurde durch gravitative Kräfte in den äußeren Gürtel des Sonnensystems gezwungen. In ewiger Schwärze und Kälte trudeln dort seither Milliarden winziger bis riesiger Körper aus Staub, Gestein und Eis herum und bilden eine Art Schale, die unser Sonnensystem völlig umschließt. 1950 erhielt die Oort’sche

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