Nachrichten aus Mittelerde
(
Der Herr der Ringe
, Anhang A, I, 2 und 4). Berúthiel lebte im Haus des Königs in Osgiliath, hasste die Geräusche und Gerüche des Meeres und das Haus, das Tarannon »auf Gewölbebögen, deren Füße tief in den weiten Wassern des Ethir Anduin standen«, unterhalb von Pelargir erbaute; sie hasste alles Schöpferische, alle Farben und allen kunstreichen Schmuck, trug nur schwarze und silberne Kleider, wohnte in kahlen Gemächern, und die Gärten des Hauses in Osgiliath waren voll von entstellten Plastiken unter Zypressen und Eiben. Sie hatte neun schwarze und eine weiße Katze, ihre Sklaven, mit denen sie sich unterhielt oder deren Gedanken sie las und die sie dazu anhielt, allen dunklen Geheimnissen Gondors nachzuspüren, so dass sie Kenntnis von jenen Dingen hatte, »die Menschen zumeist zu verbergen wünschen«; sie richtete die weiße Katze ab, den schwarzen nachzuspionieren und sie zu quälen. Niemand in Gondor wagte es, die Katzen anzufassen; alle fürchteten sich vor ihnen und stießen einen Fluch aus, wenn sie sie vorüberschleichen sahen. Das Folgende ist in diesem einzigartigen Manuskript beinahe gänzlich unleserlich, ausgenommen das Ende, wo gesagtwird, dass ihr Name aus dem Buch der Könige getilgt wurde (»aber die Erinnerung der Menschen ist nicht gänzlich in Büchern begraben, und niemals verschwanden die Katzen der Königin Berúthiel gänzlich aus den Gesprächen der Menschen«), dass König Tarannon sie allein mit ihren Katzen auf ein Schiff bringen und dieses bei Nordwind aufs Meer treiben ließ. Das Schiff wurde zuletzt gesehen, wie es unter einem Sichelmond an der Küste von Umbar vorbeiflog, mit einer Katze auf der Mastspitze und einer weiteren als Galionsfigur am Bug.
8
Dies ist ein Hinweis auf »die Zweite Prophezeiung Mandos’«, die im
Silmarillion
nicht erscheint; ihre Erläuterung kann hier nicht versucht werden, weil dies eine Darstellung der Geschichte der Mythologie in ihrer Beziehung zur veröffentlichten Version erforderlich machen würde.
9
Gandalf sagte erneut: »Olórin war ich im Westen, der vergessen ist«, als er nach der Krönung König Elessars in Minas Tirith zu den Hobbits und zu Gimli sprach (vgl. »Die Fahrt zum Erebor«, Seite 518).
10
Die ›fremden Sterne‹ beziehen sich ausdrücklich nur auf Harad, was bedeutet, dass Aragorn ein gehöriges Stück der südlichen Halbkugel bereist hatte. [Anmerkung des Autors]
11
Ein Zeichen über dem letzten Buchstaben von
Inkā-nūs
weist darauf hin, dass der Schluss-Konsonant ein
sch
war.
12
Eines der Gedichte aus der Sammlung sehr früher altnordischer Dichtung, bekannt als ›Liederedda‹ oder ›Ältere Edda‹.
III DIE PALANTÍRI
D ie Palantíri waren ohne Zweifel niemals Dinge, die öffentlich in Gebrauch oder allgemein bekannt waren, noch nicht einmal in Númenor. In Mittelerde wurden sie in bewachten Räumen aufbewahrt, hoch oben in mächtigen Türmen, nur Könige und Herrscher und ihre dazu berufenen Hüter hatten Zugang zu ihnen, und niemals wurden sie öffentlich zu Rate gezogen oder ausgestellt. Doch bis zum Verschwinden der Könige waren sie keine düsteren Geheimnisse. Ihr Gebrauch zog keine Gefahr nach sich, und kein König oder eine andere Person, die ermächtigt war, sie anzuschauen, hätte gezögert, die Quelle seines Wissens um die Taten und Meinungen ferner Herrscher zu enthüllen, hätte er sie mit Hilfe der Steine erlangt. 1
Für die Zeit nach den Tagen der Könige und dem Verlust von Minas Ithil findet sich keine weitere Erwähnung von ihrem öffentlichen und amtlichen Gebrauch. Nach dem Schiffbruch Arveduis, des Letzten Königs, im Jahr 1975 blieb im Norden kein antwortender Stein zurück. 2 Im Jahr 2002 ging der Ithil-Stein verloren. Dort blieben dann nur der Anor-Stein in Minas Tirith und der Orthanc-Stein übrig. 3
Zwei Dinge trugen damals dazu bei, dass die Steine missachtet wurden und aus dem allgemeinen Gedächtnis des Volkes verschwanden. Das erste war Unwissen darüber, was mit dem Ithil-Stein geschehen war: Es wurde billigerweise angenommen,er sei von den Verteidigern zerstört worden, bevor Minas Ithil erobert und geplündert wurde; 4 doch es war leicht möglich, dass er geraubt worden und in Saurons Besitz gelangt war, und einige der Klügeren und Weiterblickenden könnten dies angenommen haben. Es schien so, als ob sie dies annahmen und zugleich begriffen, dass der Stein ihm zum Schaden Gondors wenig nützen würde, wenn er nicht mit einem anderen Stein Verbindung aufnahm, der
Weitere Kostenlose Bücher