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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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Notter. »Sie ist eine Mordverdächtige.«
    »Nur fünf Minuten, Herr Inspektor. Sie werden sehen, nachher ist sie wieder klar im Kopf.«
    »Nein«, sagt Notter. Darauf ist es eine Weile still.
    Notter sagt zu Noldi: »Ich habe gedacht, besser das Verhör beenden. Soll er eine Weile im eigenen Saft schmoren. Die Lügen hat er vermutlich alle erzählt, die er sich zurechtgelegt hat. Nachher solltest du weitermachen. Du kennst den Fall viel besser als ich.«
    Doch da hört man wieder Wehrlis Stimme vom Band.
    »Warten Sie« sagt er. »Ich muss noch etwas berichtigen. Eine kleine Korrektur. Ich war nicht ganz ehrlich vorhin. Es hat sich ein wenig anders abgespielt.
    Ich bin wirklich zu Berti und alles war so, wie ich gesagt habe. Nur, als wir auf dem Sofa lagen, noch bevor etwas zwischen uns passiert ist, hat sie die Kippe gemacht. Sie war betrunken. Ich habe einen furchtbaren Schreck bekommen. Das ist der Zucker, habe ich gedacht. Ich habe eine solche Krise schon einmal bei ihr erlebt. Nur nicht so dramatisch. Damals bei uns zu Hause konnten wir den Kollaps abfangen. Wissen Sie, ich bin ebenfalls Diabetiker. Also gehe ich nie ohne Notfallration Insulin aus dem Haus. Aber ich habe sie noch nie gebraucht. Ich halte mich eisern. Deshalb wusste ich nicht, wie viel sie braucht. Ich habe ihr eine Spritze gemacht, und ich fürchte, in der Aufregung habe ich zu viel erwischt. Jedenfalls hat sie sich nicht mehr gerührt.«
    »Warum haben Sie nicht den Notarzt verständigt?«, fragt Franz Notter.
    »Ja, warum nicht? Stellen Sie sich vor, die halb nackte Person und ich allein mit ihr. Was, glauben Sie, hätte meine Frau gesagt? Nein, nein, das war nichts für mich. Ich habe ihren Puls gefühlt, doch der war weg. Ich weiß nicht, wahrscheinlich ist sie vorher schon gestorben. Ich konnte ihr nicht mehr helfen. Deshalb habe ich nur mehr geschaut, dass ich weiterkomme.«
    »An diesem Punkt, habe ich Schluss gemacht mit dem Verhör«, sagt Franz zu Noldi und drückt auf die Stopp-Taste.
    »Glaubst du, das war so, oder lügt er?«
    Noldi seufzt.
    »Wenn ich das wüsste. Vermutlich geht es ihm in erster Linie darum, dass sie das Vermögen erbt. Wenn er Glück hat, kommt er mit dieser Geschichte davon. Wegen unterlassener Hilfeleistung kriegt er höchstens bedingt und kann die Millionen seiner Frau im Kasino verbuttern. Er ist ein Spieler. Wenn sie verurteilt wird, gibt es kein Erbe und ist er ruiniert.«
    »Also, war sie es«, folgert Franz.
    »Ich fürchte ja«, stimmt ihm Noldi zu. »Aber wie beweisen wir das? Solange jeder von ihnen behauptet, es gewesen zu sein, stehen wir dumm da.«
    Sie gehen gemeinsam zu Wehrli, der auf seinem Stuhl sitzt und geradeaus schaut. Erst als er die Tür gehen hört, dreht er sich langsam um.
    »Ah, Herr Oberinspektor«, sagt er, als sei er erfreut, endlich ein bekanntes Gesicht zu sehen.
    Noldi hält sich nicht mit der Begrüßung auf.
    »Eine Frage, Herr Wehrli. Sie sind mit dem Lift zu Berti Walters Wohnung?«
    »Ja«, sagt Wehrli verunsichert.
    »Das ist interessant«, erklärt Noldi. »Ihre Frau hat nämlich ausgesagt, der Lift sei defekt gewesen.«
    Wehrli reagiert schnell.
    »Dann war er, als ich kam, bereits wieder repariert.«
    »Möglich«, gibt Noldi nachdenklich zu.
    Wehrli entspannt sich, da schnauzt ihn Noldi aus heiterem Himmel an.
    »In welches Stockwerk sind Sie gefahren?«
    Wehrli zieht die Luft ein. Diesen Schlag zu parieren, geht nicht in Sekunden. Er muss raten. Und dazu braucht er Zeit.
    Er wird bleich um die Nasenspitze, Schweißtropfen stehen auf seiner Stirn.
    Noldi denkt, na also, geht doch.
    Da krächzt Wehrli: »In den Dritten«, beginnt zu würgen, übergibt sich auf den Tisch vor ihm und fällt vom Sitz.
    Chaos bricht aus.
    Franz Notter schnellt hoch, rast aus dem Raum, knallt mit dem Kopf gegen den Türrahmen, torkelt jaulend davon.
    Noldi denkt, na, großartig. Jetzt steht er allein da. Im Nebenraum sitzt Elsbeth Wehrli und wartet auf ihr Verhör.
    Das Erbrochene auf dem Tisch stinkt.
    Er atmet zwei Mal tief durch, nimmt sein Handy und ruft als Erstes die Sanität. Er sagt, muss aber schnell gehen, der Mann ist Diabetiker.
    Notter erscheint wieder mit blutender Nase. Er wirkt verstört, ist aber wenigstens bei Bewusstsein, im Gegensatz zu Wehrli, der kein Lebenszeichen von sich gibt.
    Die Sanitäter verfrachten ihn auf eine Bahre und fahren im Eilschritt mit ihm ab.
    Elsbeth Wehrli steht in der Tür des anderen Verhörraums.
    »Um Gottes willen, Karl!«, ruft sie, als sie

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