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Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)

Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)

Titel: Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Fizek
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Blut muss von jemand anderem gestammt haben." Diese kleine Lüge verzieh sich Geraldine. Sie wollte ihre Schwester nicht mit absonderlichen Geschichten beunruhigen.
    Doch Jaclyn tickte in dieser Hinsicht tadellos. Sie lächelte, aber das Lächeln erreichte nicht ihre Augen. In diesen sammelte sich das Wasser, nie so, dass es zu Tränen kann, nie so, dass andere Menschen darauf aufmerksam wurden; aber Geraldine sah es, dieses zurückgehaltene Weinen und auch einen kurzen Moment die Angst, die in den Augen ihrer Schwester aufflammte und sofort wieder erlosch.
    "Ach komm schon, Jay, es ist alles halb so schlimm. Ich bin kerngesund. Mir fehlt nichts. Ich habe nur einen Gedächtnisverlust und eine leichte Schwellung am Hinterkopf. Vermutlich bin ich tatsächlich überfallen worden und habe einen Schlag abbekommen. Aber das passiert mir mit Sicherheit kein zweites Mal."
    Ihre Schwester schwieg. Statt zu reden zog sie den Stuhl an das Krankenbett und setzte sich.
    "Ich hoffe, du hast Oma nichts davon erzählt.", wechselte sie das Thema.
    "Wer hat dich gefunden?"
    Geraldine feixte. "Du lässt dich nicht ablenken, was?"
    Jaclyn grinste zurück. "Nicht von meiner Schwester. Bei einem Mann wäre das anders."
    "Dann habe ich eine gute Nachricht für dich. Es war ein Mann, der mich gefunden hat."
    "Gut aussehend?"
    "Keine Ahnung, ich war weggetreten."
    "Dein typischer Zustand in Anwesenheit von gut aussehenden Männern.", unkte Jaclyn. "Und ich spiele jetzt nicht auf die Affäre mit Robert an."
    "Du hast ja nichts, auf das ich anspielen könnte, Jay!"
    Jaclyn grinste. "Komm schon, Schwesterchen. Wer hat dich gerettet?"
    Geraldine konnte den lockeren Plauderton nicht durchhalten. Dazu war die Angelegenheit viel zu mysteriös. Nachdenklich schüttelte sie den Kopf. "Ich weiß es wirklich nicht. Seit gestern Abend habe ich ein komplettes Black-out. Aber wir haben ein Bild von diesem Mann. Die Krankenschwester wollte es mir eigentlich bringen."
    "Super", sagte Jaclyn. "Dann können wir danach googeln."
    "Ich habe keinen Namen, und das Bild nützt uns wenig."
    "Lass mich nur machen", sagt ihre Schwester. Dabei lächelte sie geheimnisvoll. "Du sollst morgen entlassen werden?", fragte sie und als Geraldine nickte, fuhr sie fort: "Dann hol ich dich ab."
    Geraldine wollte protestieren, aber Jaclyn blockte sie sofort ab. "Wir sehen uns dann morgen."
    Sie griff nach der Tür, als diese von außen geöffnet wurde.
    Zwei Menschen traten ein, ein Mann und eine Frau. Der Mann war älter, mindestens über sechzig, eher sogar schon siebzig. Er trug leicht abgewetzte Jeans und ein T-Shirt, das am Kragen leichte Schmutzränder aufwies. Sein Haar war grau. Unter seinen Augen hingen schwere Tränensäcke und seine Augenlider verdeckten die Iris und die Pupille. Als er sich als "Inspector Aaron Weizman" vorstellte, war Geraldine über seine relativ hohe und klare Stimme erstaunt. Seine Kollegin hieß Ada Sorrell. Sie war eine korpulente Frau Mitte vierzig und sehr adrett gekleidet. Über einer roten Bluse trug sie ein graues Jackett mit einer kleinen, goldenen Brosche, die die Form einer Ananas hatte. Zu dem Jackett hatte sie passend eine etwas hellere Stoffhose an. Ihr Haar wallte feuerrot und üppig auf ihre Schultern. Sie verbreitete eine Atmosphäre strenger Mütterlichkeit.
    "Der Arzt hat uns eigentlich schon alles erzählt.", begann Weizman. "Wir wollten uns nur erkundigen, ob Ihnen inzwischen irgendetwas eingefallen ist."
    Geraldine schüttelte den Kopf. "Es tut mir leid. Ich erinnere mich immer noch an gar nichts. Haben Sie das Bild bekommen?"
    "Von dem Mann, der sie gebracht hat?"
    Geraldine nickte.
    "Sicher. Wir werden es durch unsere Datenbank jagen müssen. Aber vermutlich werden wir nichts finden. Wenn er nicht in den letzten Jahren ein schweres Verbrechen begangen hat, oder im öffentlichen Dienst tätig ist, dann werden wir Probleme haben, seine Identität festzustellen."
    "Ist das nicht etwas ungewöhnlich", fragte Jaclyn von der Tür her, wo sie stehen geblieben war, "dass die Polizei am Sonntag in einem Krankenhaus auftaucht, vor allem, wenn gar nicht feststeht, ob ein Verbrechen geschehen ist?"
    Sorrell drehte sich zu ihr. "Und Sie sind?"
    "Jaclyn Guthrie, die Schwester."
    Offenbar genügte das der Frau. Sie wandte sich wieder Geraldine und Weizman zu.
    "Nun gut, Miss Guthrie. Solange Sie sich nicht erinnern, können wir wenig unternehmen. Ich möchte gerne Ihre Kleidung mitnehmen, um sie im Labor untersuchen zu lassen. Vielleicht

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