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Nacht der Dämonen

Titel: Nacht der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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für uns statt gegen uns arbeitet. Die Zamorier, die den Palast besetzt haben, halten etwa fünfzig Geiseln fest, darunter unsere höchsten Priester und besten Gelehrten. Ich konnte die Zamorier überreden, einige davon freizulassen, um mir bei der Verwaltung der Stadt zu helfen, doch leider nicht genug. Ich brauche mehr fähige Hilfe, wenn ich dieser Sache auf den Grund gehen will.«
    »Welcher Sache?« fragte Sost vorsichtig.
    »Einem Rätsel, dass Ihr nur oberflächlich kennt. Hört zu, Sost. Ihr habt Muthsas Schriften studiert, doch ich möchte wetten, dass Ihr Zaruthas Anmerkungen dazu nie gelesen habt.«
    »Ich habe ja nicht einmal davon gehört!«
    »Ihr wisst vermutlich, dass Zarutha Muthsas Schüler war?«
    »Nein – ich habe von ihm nur als Gott sprechen gehört, als Hüter des Erdvolks.«
    »Das ist er auch, für den Uneingeweihten. In Wirklichkeit war er jedoch ein Mensch, der ein großer Zauberer wurde und das Erdvolk verbannte. Danach zog er sich aus der Gesellschaft der Menschen zurück, um allein in der Wildnis zu hausen, und wurde nie wieder gesehen. Doch ehe er aufbrach, gab er Muthsa ein Pergament mit Anmerkungen zur Prophezeiung.« Uss erhob sich und trat an einen großen offenen Schrank, in dem zahllose Schriftrollen geordnet untergebracht waren. Gleich darauf kehrte er mit einem zusammengerollten Pergament in einer und einer schlanken Schriftrolle in der anderen zurück.
    »öffnet zuerst die.« Er händigte Sost die Schriftrolle aus. »Und lest die Prophezeiung, die das Erdvolk betrifft.«
    Sost tat es, obgleich er die Zeilen auswendig kannte.
     
    »Wenn ein Krieger kommt, weit von Norden her,
    mit langen Haaren wie rote Flammen,
    werden die Berge dröhnen wie Trommeln schwer.
    Ein Weib wird nennen den einen Namen.
    Ein Feuer wird brennen,
    wenn die vom Erdvolk rennen
    zurück zur Hölle, aus der sie kamen.«
     
    »Das ist nicht die älteste Abschrift, die ich kenne«, bemerkte Sost. »Sie enthält nicht die vollständigen Prophezeiungen.«
    »Stimmt, doch wie Ihr sehen könnt, die über das Erdvolk. Und nun seht – in Tinte findet Ihr das Symbol des Sternes Kaiphal daneben.« Uss rollte das Pergament auf, das größer als die Schriftrolle war. Es war an einer Seite in dichtbeschriebene Teile gegliedert, und jeder Teil begann mit dem Symbol eines Sternes oder Planeten. »Ah, hier ist das gleiche Symbol. Lest diesen Teil.«
    Sost griff nach dem Pergament und las laut:
    »Der größte dieser Urgötter, der die Welten erschuf, ist OMI-DOM, der Herr von Kaiphal. Und sein höchster Diener ist Belthal, der auf dem Stern Tiamu zu Hause ist. Ihre Kräfte wurden gerufen, um den Stab zu schaffen, mit dessen Hilfe das Erdvolk unter die Turmberge verbannt wurde. Und ihre Kraft wird es sein, mit der das Erdvolk in späterer Zeit freigesetzt werden kann, sollte sich das als erforderlich erweisen. Diese Zeit wird an folgenden Zeichen zu erkennen sein: Der Vollmond wird Tiamu beim Aufgehen verfinstern, während der Planet Kykranosh in Konjunktion mit Kaiphal steht. Dann wird der Name Belthal das Erdvolk wecken, und der Name OMIDOM es befreien. Doch um dies zu bewirken, muss auch das Blut eines Wahren Geistes geopfert werden.«
    Sost versuchte, beim Lesen keine Miene zu verziehen, doch der alte Uss, der ihn scharf beobachtete, bemerkte, dass er doch seine Überraschung nicht ganz zu unterdrücken vermochte.
    »Ha! Ihr seht also die Zusammenhänge – der Stern Tiamu. Und jetzt ist dieses Mädchen Tiamu, das Mophis der Beihilfe zur Flucht der Flammenhaarigen verdächtigte, aus dem Tempel verschwunden, ja vielleicht gar aus der Stadt. Wusstet Ihr das?«
    »Ich weiß nur, dass ich sie nicht sehen – nicht finden konnte.«
    »Ich bin sicher, Ihr würdet sie gern wieder sehen, darum ersuche ich Euch, sie zu finden, wenn das möglich ist. Ihr kennt sie vermutlich besser als jeder andere, glaube ich.«
    »Wenn ich sie finde«, sagte Sost, »wird ihr dann etwas Schlimmes geschehen?«
    »Nein, aber leicht kann ihr etwas Schlimmes geschehen, wenn Ihr sie nicht findet«, entgegnete Uss glatt. »Ich glaube, sie ist eine Figur in diesem seltsamen Spiel des Schicksals: ein Opfer gewaltiger Mächte, die sie sich nicht einmal vorzustellen vermag. Ja, es ist etwas im Spiel, das selbst ich nicht kenne. Zweimal habe ich versucht, auf magische Weise ihren Aufenthalt festzustellen – mit der Hilfe von Dingen, die ihr gehören, die sie benutzte. Und beide Male spürte ich, dass sich mir seltsame Kräfte in den Weg stellten.

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