Nacht der Dämonen
Durcheinander …«
Keldum überlegte kurz. »Das riecht mir nach weiterer Zauberei. Sag nichts davon zu den anderen, aber melde es mir, wenn jemand davon spricht – ich glaube jedoch nicht, dass sie es werden. Ich weiß nicht, was dieser verfluchte Dämonenbeschwörer im Schilde führt, aber er kann darauf Gift nehmen, dass er mich nicht zum letzten Mal gesehen hat!«
Gevem wartete kurz, dann sagte er: »Aber Ihr werdet doch gewiss nicht allein zurückkehren wollen!«
Keldum seufzte und blickte ihn an. »Komm – wir müssen in die Stadt.« Er holte tief Luft. »Hat das fette Schwein überlebt?«
Gevem nickte und deutete mit dem Kopf auf eine baumgeschützte Mulde, in der Hefei, zwar mitgenommen, aber ohne größere Verwundungen saß und vor sich hinmurmelnd in die Luft starrte.
»Ja«, sagte Keldum unheildrohend wie ein Tempelgong, der zur Opferung aufruft. »Wir haben keine Wahl, als zur Stadt zurückzukehren – einstweilen …«
Im Tempel wurde der junge Priester Sost erneut einer hochnotpeinlichen Befragung unterzogen, durch Uss dieses Mal, der nach Mophis’ Tod Hohepriester geworden war. In der Nähe stand ein hochgewachsener, finsterer Mann in Uniform – Tusuth, der Kommandant der Stadtgarde, der nun, gemeinsam mit Uss, den Befehl über Elkad übernommen hatte.
»Man hat uns berichtet, dass Ihr die Menge gegen uns aufwiegeln wolltet«, sagte der alte Priester.
»Nicht gegen euch!« wehrte sich Sost. »Nur gegen dieses wahnsinnige System der Opferungen, das unserer Stadt so lange schon schadet.«
»Seht ihr, er gibt es zu!« polterte Tusuth. »Ich bin der Meinung, dass die Götter, bereits übermäßig gekränkt wurden, als dass noch seinesgleichen durch die Straßen laufen und sich den Mund wetzen dürfen …«
»Schon gut, Kommandant«, sagte Uss. »Ich glaube, mit diesem Problem vermag ich allein fertigzuwerden. Ich danke Euch, dass Ihr mich darauf aufmerksam gemacht habt, doch nun will ich Euch nicht länger von Euren ohnedies anstrengenden Pflichten abhalten.«
Tusuth verneigte sich leicht – nicht mehr als nötig unter Gleichgestellten – und verließ das Gemach.
»Jetzt …« Uss zupfte nachdenklich und gereizt an seiner langen Nase. »Ich bin bereit, in Betracht zu ziehen, dass Ihr nicht in dieser Stadt aufgewachsen seid. Doch gewiss ist Euch klar, wenn das Erdvolk nicht besänftigt wird, dass …«
»Ihr solltet es besser wissen!« unterbrach Sost ihn kühn. »Und Ihr solltet mich auch nicht wie einen Uneingeweihten behandeln. Ich weiß ebenso gut wie Ihr, dass das Erdvolk seit vielen Generationen nicht eine Menschenseele geholt hat …«
»So – so!« Noch gereizter funkelte Uss ihn an und streckte einen knorrigen Finger anklagend aus. »Gut, Ihr seid also kein Dummkopf – aber bildet Euch nicht ein, dass Ihr respektlos zu mir sein dürft. Ich bin dabei, Euch ein Angebot zu machen, das anzunehmen zu Eurem Besten ist. Aber wenn Ihr weiter herumlauft und die Leute gegen die Obrigkeit aufwiegelt, lasse ich Euch des Mordes an Mophis überführen.«
»Was?« Sost spürte, wie seine Handflächen feucht wurden. »Aber …«
»Hat die Menge nicht gehört, dass Ihr selbst gesagt habt, Ihr seid bei Mophis gewesen, als er getötet wurde?«
»Ich habe gesagt, ich sah, wie ein zamorianischer Soldat ihn tötete.«
»Ah, ja. Und wenn ich recht gehört habe, habt Ihr sogar auf diesen Soldaten gedeutet.«
»Das stimmt.«
»Ich möchte gern hören, was Ihr über diesen Mann wisst.«
»Dann glaubt Ihr mir?« fragte Sost hoffnungsvoll.
»Vielleicht – wenn es mir beliebt. Was ist mit diesem Zamorier?«
»Ich kann Euch leider nicht allzu viel über ihn sagen. Er erwähnte, sein Name sei Peth, ‚und er sprach wie ein Shemit. Er sagte, er sei von weither gekommen, um Wissen zu erlangen. Und er zitierte den Propheten Muthsa. Das Erdvolk würde in seine Hölle zurückkehren und die Stadt vom Grauen befreit werden, sagte er. Das ergrimmte Mophis’ ungemein. Er versuchte diesen Peth zu töten, doch der war flinker.«
»Aha.« Nun zupfte Uss an seinem spitzen Kinn. »Was haltet Ihr von all dem, junger Mann? Ihr habt Euch doch eingehend mit Muthsas Schriften befasst. Meint Ihr, die Prophezeiung wird sich wirklich erfüllen?«
»Ich weiß nicht – aber tatsächlich tut sich in letzter Zeit allerhand Seltsames.«
»Ja – und ich glaube, Ihr seid darin verwickelt, vielleicht mehr, als Ihr ahnt. Nun, hier ist mein Angebot, Sost: Ihr seid einer meiner besten Schüler. Ich möchte, dass Ihr
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