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Nacht der Dämonen

Titel: Nacht der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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auf seine Hand.
    »Eine Seuche herrscht in dieser Stadt«, murmelte Sost. »Immer wieder habe ich gebetet, dass die Dämonen sie auslöschen, ehe sie sich außerhalb dieses Tales ausbreiten kann.«
    Peth, der genug von Sosts weingeborenen Worten hatte, schüttelte die Knöchelchen in beiden geschlossenen Händen, dann warf er sie auf die Stufe und beobachtete, wie sie fielen.
    »Und?« fragte Sost.
    Peth steckte die Knöchelchen wieder in den Beutel.
    »Nun?«
    »Ihr könnt entkommen, wenn Ihr wollt, doch …«
    »Sprecht weiter!« drängte Sost.
    Peth blickte ihn an. »Es ist ein – ein Einfluss in diesem Tempel.«
    »Ah! Hat er eine Botschaft für mich?«
    »Eine Botschaft?« Peth betrachtete Sost eingehender. »Ich – ich glaube, die Zeit des Sonnenuntergangs war angedeutet – und – und der Ort der Herrschaft. Ja.«
    »Ich verstehe«, murmelte Sost. »Ich muss also bei Sonnenuntergang im Palast sein.«
    Peth blickte ihn neugierig an. »Das dürfte nicht weise sein. Wie ich sagte, die Knochen deuten an, dass Ihr auch die Möglichkeit zu entkommen habt.«
    Sost nickte ruhig. »Ja«, murmelte er. »Natürlich. Wie immer könnte ich entkommen, wenn ich es wollte.« Er hob die Kanne und streckte sie Peth entgegen, doch der schüttelte den Kopf. Sost leerte sie daraufhin in einem langen Schluck, stellte sie zur Seite und stand auf. »Kommt, Peth.«
    Er ging voraus ins Tempelinnere. Peth folgte ihm durch einen langen, mit flackernden Fackeln schlecht beleuchteten Korridor, durch Reihen von Säulen hindurch, und am Ende des Ganges durch eine Tür und eine Reihe von Treppen in die Tiefe. Sost leuchtete mit einer Öllampe. Als sie zu einer weiteren Tür kamen, öffnete Sost sie, trat jedoch nicht hindurch.
    »Dieser unterirdische Gang endet außerhalb der Westmauer«, erklärte er. »Es gibt viele solche unterirdischen Gänge. Ich nehme an, sie sind so alt wie die Stadt und zum Entkommen im Belagerungsfall ausgehoben. Durch diesen gelangt Ihr jedenfalls aus der Stadt.«
    Peth verneigte sich. »Wie kann ich mich dafür erkenntlich zeigen?«
    »Das habt Ihr bereits. Hier, nehmt die Lampe mit.«
    Peth griff danach. »Wollt Ihr nicht lieber doch mit mir fliehen?«
    »Nein, ich muss vor Sonnenuntergang im Palast sein. Geht jetzt.«
    Peth trat durch die Tür, schaute noch einmal zurück, dann eilte er weiter. Bei seinem letzten Danke hatte er vermeint, Tränen in Sosts Augen schimmern zu sehen, doch er drehte sich kein zweites Mal um. Er lauschte nur, als die Tür sich hinter ihm schloss, dann ging er seines einsamen Weges, mit der Lampe in der Hand, durch den unterirdischen Gang.
     
    Tiamu wachte erst spät auf und überraschend gut ausgeruht. Sie staunte, dass Sonja noch fest schlief. Saureb war nicht zu sehen.
    Sie nahm sich von dem Obst, Wasser und Brot am Tisch und frühstückte allein, während sie sich in Gedanken mit den Ereignissen der vergangenen Tage beschäftigte. Eine merkwürdige Schwermut befiel sie, und sie wollte Sonja aufwecken. Doch statt dessen wandte sie sich unerklärlicher Weise dem hinteren Höhlenteil zu. Vor dem Gestell mit Saurebs alten Waffen blieb sie stehen und ihr Blick fiel auf das Schwert und den Dolch, mit denen sie am vergangenen Tag geübt hatte.
    Ihr Götter! Wenn ich nur diesen Zamorier töten könnte!
    Verzweiflung folgte diesem Gedanken. Sie betrachtete ihre zarten Hände, auf denen die Arbeit mit den schweren Waffen Blasen verursacht hatte. Ihre Muskeln waren steif und schmerzten.
    Sie schlug die Hände vors Gesicht, um ein Schluchzen zu unterdrücken. Und dann, ohne zu wissen warum, trat sie durch die Öffnung auf den Gang, der tiefer in den Berg führte. Als der grobgewebte Vorhang hinter ihr zuschlug, hielt sie kurz an, verwirrt über ihre Kühnheit. Der Gang war sehr dunkel, doch voraus glühten zwei Lichter: eines rot, das andere gelb. Vorsichtig ging sie darauf zu, bis sie feststellte, dass sie vor einem niedrigen Tisch stand. Die beiden Lichter ruhten darauf, und sie holte erschrocken Luft, als ihr klar wurde, was sie waren: die glühenden Enden des schwarzen Stabes, den Saureb benutzt hatte, um die zamorianischen Soldaten zu vernichten.
    Der Stab, den nur ein Wahrer Geist schwingen darf!
    Furcht durchzuckte sie. Wo hatte sie diese Worte schon einmal gehört? Nein – sie hatte sie sicher noch nie gehört. Aber wieso schien sie sich dann erinnern zu können …?
    Die Furcht schwand schnell, statt dessen fühlte sie sich magisch von dem Stab auf dem Tisch angezogen. Ja, fast,

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