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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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am Nachthimmel über Europa den RAF-Bomber-Kommandos schlimme Verluste zugefügt hatten.
    »Das gibt Ärger«, sagte er. »Ein Nachtjäger der Luftwaffe.« Er riss die Tür zum Cockpit auf und lehnte sich hindurch.
    Sorsa schaute kurz über die Schulter. Sein Gesicht war ernst und bleich im Licht der Instrumente. »Keine Chance. Er will uns zwingen umzukehren.«
    »Hat er das gesagt?«
    »Nein. Bisher kein Funkkontakt.«
    »Warum nicht? Das ergibt keinen Sinn.«
    Die JU 88 S gewann plötzlich an Höhe und verschwand, und dann war es Heim, der die einzig mögliche Antwort gab. »Es ist doch logisch, dass die uns nicht zurückhaben wollen, mein Freund.«
    Da erkannte Martineau die Wahrheit. Irgendetwas war schief gegangen, sicher mit Hofer – und wenn das stimmte, durfte der Major es nicht zulassen, dass sie der Gestapo in die Hände fie­ len und Erwin Rommel belasteten. Das wäre das Letzte gewe­ sen, was er sich wünschen konnte.
    »Was jetzt?«, fragte Sorsa. »Das Ding pustet uns mühelos vom Himmel, das weiß ich. Ich fliege die JU 88 S selbst schon seit zwei Jahren.«
    Im gleichen Moment war erneut das Dröhnen zu hören, und Geschosse fetzten in den Rumpf und ließen das Postflugzeug erbeben. Ein Schrapnell brach durch den Boden des Cockpits, raste dicht an Sorsa vorbei und zerschmetterte die Windschutz­ scheibe. Der Pilot drückte die Steuersäule nach vorn und ver­ suchte im Steilflug eine tiefer gelegene Wolkenschicht zu erreichen. Zugleich raste die JU 88 S wie ein dunkler Schatten über die andere Maschine dahin.
    Martineau fiel auf ein Knie, bekam aber die Tür auf und schob sich hindurch. Mehrere Löcher klafften in der Wandung, zwei Fenster waren zerbrochen. Kelso lag auf dem Boden und klammerte sich an einem Sitz fest, während sich Sarah über Braun beugte, der auf dem Rücken lag und mit den Augen roll­ te. Seine Uniform war blutdurchtränkt. Er zuckte mehrmals heftig und rührte sich nicht mehr.
    Sarah hob den Kopf. Ihr Gesicht war erstaunlich ruhig. »Er ist tot, Harry.«
    Darauf gab es keine Antwort, und Martineau kehrte zum Cockpit zurück, wobei er sich festhalten musste, denn das Flugzeug setzte seinen Sturzflug durch die Wolken fort. Wie­ der dröhnte die JU 88 S über die langsamere Maschine hinweg und schüttelte sie durch.
    »Schweinehund!«, tobte Sorsa. »Dir zeig ich’s!«
    Baum hockte am Boden und blickte mit verkrampftem Lä­ cheln zu Harry auf. »Ein Finne, Sie erinnern sich? Die haben nicht viel für uns Deutsche übrig.«
    Das Postflugzeug tauchte in etwa tausend Metern Höhe aus den Wolken heraus, setzte die rasende Talfahrt aber fort.
    »Was machen Sie?«, brüllte Martineau.
    »Ich kann in der Wolke mit dem Burschen nicht Verstecken spielen. Das wäre unser Ende. Ein einziger Trick bleibt mir. Der andere ist sehr schnell und ich sehr langsam – das er­ schwert ihm die Sache.« Wieder blickte Sorsa über die Schulter und lächelte entschlossen. »Mal sehen, ob er was kann.«
    Er setzte den Steilflug fort und war etwa bei dreihundert Me­ tern Höhe, als die JU 88 S sich wieder hinter die Postmaschine klemmte – und viel zu schnell nach Backbord ziehen musste, um einen Zusammenstoß zu vermeiden.
    In zweihundert Metern fing Sorsa sein Flugzeug ab und ging in den Horizontalflug. »Nun gut, du Schwein, mal sehen, was du drauf hast!«, sagte er und führte sicher das Steuer.
    Martineau spürte plötzlich das Können, das hier am Werk war, begriff, warum der Finne so viele Orden trug, einschließ­ lich des Ritterkreuzes, und fühlte eine große Ruhe in sich auf­ steigen. Es war alles irgendwie unwirklich – die Lichter der Instrumente, der Wind, der durch die leeren Fensterrahmen pfiff… Schließlich war es in Sekundenschnelle vorbei. Wieder raste die JU 88 S von hinten heran, und Sorsa zog ruckhaft die Steuersäule zurück und begann zu steigen. Der Pilot des Nacht­ jägers wich steil nach unten aus, um einem unvermeidlich er­ scheinenden Zusammenstoß zu entgehen, aber in dieser Höhe und bei seiner Geschwindigkeit konnte er seine Maschine nicht mehr abfangen und stürzte ins Wasser.
    Sorsas Gesicht entspannte sich. »Du hast das Spiel verloren, mein Freund«, sagte er leise und zog den Steuerknüppel an. »Jetzt gehen wir wieder auf Höhe.«
    Martineau öffnete die Tür und schaute nach hinten. Durch unzählige Löcher blies der Flugwind in den Laderaum, der ein einziges Chaos war. Braun lag blutig am Boden. Sarah hockte neben Kelso.
    »Alles in Ordnung mit euch

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