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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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aber sie scheint genau nach We­ sten zu fliegen, auf das Meer hinaus.«
    »Mein Gott!«, rief Necker.
    Adler sprach kurz in das Mikrofon und wandte sich an Ho­ fer. »Alle Nachtjäger aus dem Bereich der Bretagne wurden vor einer Stunde zum Einsatz über dem Reich befohlen. Man rechnet mit schweren Bombenangriffen auf das Ruhrgebiet.«
    »Um Himmels willen, wir müssen doch noch irgendetwas haben!«, rief Hofer.
    Adler brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen und lauschte, dann stellte er das Mikrofon fort und drehte sich lächelnd um. »Allerdings. Ein JU 88 S-Nachtjäger. Der eine Motor musste überprüft werden, und die Maschine war zum Start der Staffel nicht rechtzeitig fertig.«
    »Und jetzt ist das Ding startbereit?«, fragte Necker eifrig.
    »Ja.« Adler genoss die Situation. »Eben in Cherbourg gestar­ tet.«
    »Aber kommt er noch an sie ran?«, fragte Necker.
    »Herr Major, die alte Kiste schafft höchstens hundertun­ dachtzig. Die JU 88 S mit dem neuen Nachbrennsystem bringt es auf gut vierhundert. Das Schicksal wird die Flüchtlinge so schnell ereilen, dass sie gar nichts mitbekommen.«
    Triumphierend wandte sich Necker zu Hofer um. »Sie müs­ sen umkehren, sonst schießt er sie glatt ab.«
    Aber Hofer hatte inzwischen nachgedacht – über diese und etliche andere Fragen. Wenn das Postflugzeug zurückkehrte, konnte das nur eine Folge haben. Man würde Martineau und die anderen nach Berlin bringen – und nur wenige Menschen überlebten die Verhöre im Keller des Gestapo-Hauptquartiers in der Prinz-Albrecht-Straße. Dazu durfte es nicht kommen. Berger wusste, dass Rommel mit den Generälen in Verbindung stand, die Hitler beseitigen wollten – ebenso Martineau. Viel­ leicht hatte er es auch schon dem Mädchen gesagt.
    Hofer atmete tief durch. »Nein, wir dürfen es nicht riskieren, dass sie entkommen.«
    »Herr Major?«, fragte Adler erstaunt.
    »Geben Sie dem Piloten des Nachtjägers Befehl, die JU 52 sofort abzuschießen. Die Leute dürfen England nicht errei­ chen.«
    »Zu Befehl, Herr Major.« Adler griff nach dem Mikrofon. Necker legte Hofer eine Hand auf die Schulter. »Sie sehen schlimm aus. Gehen wir in die Krankenstation, dort haben wir einen Cognac für Sie. Adler verständigt uns, sobald die Sache sich zuspitzt.«
    Hofer rang sich ein Lächeln ab. »Das Beste, was ich heute Abend bisher gehört habe.«

    Dougal Munro saß in der Baker Street hinter seinem Schreib­ tisch, als Carter ihm die Meldung brachte. Der Brigadier las den Text und lächelte. »Grundgütiger Himmel, das ist außeror­ dentlich – sogar für Harry!«
    »Ich weiß, Sir. Ich habe das Flugeinsatz-Kommando ver­ ständigt, dass man ihn gebührend empfängt. Wo soll die Ma­ schine landen? Cornwall wäre der kürzeste Weg.«
    »Nein, wir wollen sie ganz nach Hause holen. Sie sollen lan­ den, wo sie gestartet sind, Jack. Auf Hornley Field. Geben Sie dem Flugeinsatz-Kommando Bescheid. Ihnen darf nichts ge­ schehen.«
    »Und General Eisenhower, Sir?«
    »Den verständigen wir, wenn Kelso tatsächlich sicher am Boden ist.« Munro stand auf und griff nach seiner Jacke. »Und lassen Sie den Wagen vorfahren, Jack. Bis Hornley Field ist es gut eine Stunde. Wenn wir Glück haben, können wir sie in

    Empfang nehmen.«

    Martineau überließ es Heini Baum, Sorsa im Auge zu behalten, und verließ das Cockpit. Hinten herrschte eine geradezu eupho­ rische Stimmung.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Kelso.
    »Könnte nicht besser sein. Ich hatte eben Kontakt mit unse­
    ren Leuten in England. Die RAF wird uns eine Eskorte schik­ ken.« Er lächelte Sarah an und ergriff ihre Hand. Nie zuvor hatte sie ihn so aufgeregt gesehen. Er wirkte plötzlich zehn Jahre jünger. »Geht es dir gut?«, fragte er.
    »O ja, Harry, sehr gut.«
    »Morgen gehen wir ins Ritz zum Abendessen«, sagte er.
    »Bei Kerzenschein?«
    »Selbst wenn ich meine eigene Kerze mitbringen müsste.« Sein Blick fiel auf Braun. »Sie haben doch vorhin etwas von Kaffee gesagt?«
    Braun versuchte aufzustehen. Im gleichen Augenblick füllte ein lautes Brausen die Luft, und die Maschine bockte und be­ gann, wie ein Stein abzustürzen. Braun verlor das Gleichge­ wicht, und Kelso rollte aufschreiend über den Boden.
    »Harry!«, schrie Sarah. »Was ist das?«
    Das Flugzeug fing sich wieder. Durch ein Seitenfenster ent­
    deckte Martineau eine JU 88 S, die hundert Meter entfernt Par­ allelkurs flog – eine jener gefährlichen schwarzen zweimotorigen Maschinen, die

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