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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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beiden?«, rief er.
    »Ja, bestens. Mach dir unseretwegen keine Sorgen«, antwor­ tete Sarah. »Ist es vorbei?«
    »Und ob!«
    Sorsa brachte die Maschine auf zweitausend Metern in den Horizontalflug. »Das alte Mädchen ist durchlöchert wie ein Sieb, aber alles scheint zu funktionieren«, sagte der Finne.
    »Probieren wir mal das Funkgerät aus.« Martineau zwängte sich auf den Sitz des Copiloten. Versuchsweise drehte er an den Knöpfen, doch schien alles in Ordnung zu sein. »Ich gebe durch, was geschehen ist«, sagte er und meldete sich auf der Notfrequenz der SOE.
    Heini Baum versuchte sich eine Zigarette anzuzünden, muss­ te aber aufgeben, da seine Hände zu sehr zitterten. »Mein Gott!«, ächzte er. »Was für ein aufregender letzter Akt!«
    Sorsa fragte munter: »Sagen Sie, gibt’s in englischen Gefan­ genenlagern anständiges Essen?«
    Martineau lächelte: »Ach, ich glaube, für Sie werden wir et­ was Besonderes arrangieren können, mein Freund.« Gleich darauf meldete sich das SOE-Hauptquartier.

    Im Kontrollraum von Jersey starrte Adler ungläubig auf das Funkgerät. Er nahm den Kopfhörer ab und drehte sich langsam um.
    »Um Himmels willen, was ist?«, fragte Necker.
    »Das war die Flugleitung Cherbourg. Man hat die JU 88 S verloren.«
    »Was soll das heißen – verloren?«
    »Es bestand Funkkontakt mit dem Piloten. Er hat mehrmals angegriffen. Plötzlich brach der Kontakt ab, außerdem ver­ schwand die Maschine vom Radarschirm. Man nimmt an, dass sie abgestürzt ist.«
    »Ich hätt’s wissen müssen«, sagte Hofer leise. »Sorsa ist ein großartiger Pilot. Ein außergewöhnlicher Mann. Ich hätte es wissen müssen, denn ich habe ihn selbst ausgesucht. Und die Postmaschine?«
    »Noch immer auf dem Radar, fliegt über den Kanal auf die englische Küste zu. Nicht mehr aufzuhalten.«
    Schweigen trat ein. Regen prasselte gegen die Fensterschei­ be. »Was jetzt?«, fragte Necker.
    »Ich fliege bei Tagesanbruch mit dem ›Storch‹«, antwortete Hofer. »Der Pilot des Postflugzeugs soll sich bereithalten. Ich muss dringend mit Generalfeldmarschall Rommel sprechen:«
    »Und was dann?«, wollte Necker wissen. »Was passiert, wenn Berlin davon erfährt?«
    »Das weiß Gott allein, mein Freund.« Hofer lächelte be­ drückt. »Schlechte Aussichten – für uns alle.«

    Etwa eine Viertelstunde nachdem Sorsa zum zweiten Mal den Kurs geändert hatte, erhielt Martineau Antwort auf seinen Funkspruch. »Bitte melden, Martineau.«
    »Hier Martineau.«
    »Ihr Ziel ist Homley Field. Fliegen Sie auf fünftausend Fuß und erwarten Sie weitere Anweisungen. Es gibt eine Eskorte. Müsste in wenigen Minuten zur Stelle sein.«
    Martineau wandte sich an Sorsa, der die Kopfhörer aufge­ setzt hatte. »Alles mitbekommen?«
    Der Finne schüttelte den Kopf. »Kann kein Englisch.«
    Martineau übersetzte und hockte sich dann neben Baum nie­ der. »So weit, so gut.«
    Baum hatte sich aufgerichtet und deutete aus dem Fenster.
    »Sehen Sie mal!«
    Martineau drehte sich um und erblickte im Mondlicht eine Spitfire, die auf der Backbordseite Position bezogen hatte. Im gleichen Augenblick erschien eine zweite an Steuerbord. Er griff nach dem Kopfhörer des Copiloten.
    »Martineau«, sagte eine forsche Stimme, »können Sie mich verstehen?«
    »Hier Martineau.«
    »Wir stehen im Moment zwanzig Meilen östlich der Insel Wight. Wir biegen zum Binnenland hin ab und gehen auf drei­ tausend runter. Ich fliege voraus, mein Freund bildet die Nach­ hut. Wir begleiten Sie ins Ziel.«
    »Es ist uns ein Vergnügen.« Martineau lieferte Sorsa eine Übersetzung und lehnte sich zurück.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Baum.
    »Bestens. Man weist uns ein. Dauert höchstens noch eine Viertelstunde.«
    Baum war aufgeregt. Trotzdem war seine Hand diesmal ganz ruhig, als er sich aus dem Zigarettenetui bediente. »Ich habe jetzt wirklich das Gefühl, einen Durchbruch zu erleben.«
    »Ich weiß, was Sie meinen«, sagte Martineau.
    »Ach, wirklich? Ich weiß nicht. Ich war in Stalingrad, habe ich Ihnen das schon erzählt? Die größte Katastrophe in der Ge­ schichte der deutschen Wehrmacht. Dreihunderttausend Gefal­ lene. Ich wurde am Fuß verwundet – am Tag bevor die Rollbahn dichtmachte. Abtransportiert wurde ich mit einer bra­ ven alten JU 52 – wie diese Maschine hier. Einundneunzigtau­ send Gefangene, darunter vierundzwanzig Generäle. Warum die und nicht ich?«
    »Mit solchen Fragen quäle ich mich schon jahrelang herum«, erwiderte

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