Nacht der Geister
Boden und rollte mich ab, wobei ich den glühenden Strahl ignorierte, der durch meine Schulter jagte.
Den Hammer in der Hand, sprang ich wieder auf die Füße.
Als die Nixe wieder angriff, drehte ich den Hammer um und schwang ihn hoch. Meine ursprüngliche instinktive Absicht war gewesen, auf den Oberkörper zu zielen, aber im letzten Moment sah ich das Gesicht meiner Tochter, und ich konnte es nicht tun. Ich schwang ihn abwärts. Bei der plötzlichen Richtungsänderung und meinem einhändigen Griff streifte der Schlag sie lediglich an der Hüfte. Sie packte den Hammer, warf ihn zur Seite und schleuderte mich zu Boden.
In dieser Sekunde, in der ich stürzte, wusste ich, dass es nur eine Möglichkeit gab, Paige und Savannah zu retten.
»Es tut mir leid, Kris«, flüsterte ich, als ich auf dem Boden aufkam.
Die Nixe hielt mich am Boden fest. Ihre Hände legten sich um meine Kehle. Ich schloss die Augen und schickte in Gedanken vier Worte nach oben.
»Ich bin so weit.«
Der Raum füllte sich mit einem Lichtstrahl, so hell, dass er mich blendete. Es folgte ein weiterer Strahl. Dieses Mal traf der Lichtblitz mich und erfüllte mich mit einer weiß glühenden Hitze.
Ich griff mit der unverletzten Hand nach oben, packte den Unterarm der Nixe und riss ihn von meiner Kehle los. Ihre Augen wurden weit. Sie sah mir ins Gesicht, zwinkerte überrascht und zog dann die Oberlippe nach hinten.
»Glaubst du, das wird dir helfen, Engel?«, fragte sie.
»Das will ich doch hoffen«, sagte ich, während ich mich aufzurichten versuchte. »Es hat mich mehr gekostet, als ich mir leisten konnte.«
Sie drückte mich wieder nach unten. Wir kämpften erbittert.
Ich spürte, wie meine neue Kraft in mir kreiste, aber sie reichte nicht aus.
Meine Schulter pochte vor Schmerz, und den einen Arm konnte ich kaum bewegen; ich hatte Mühe, ihre Schläge auch nur abzuwehren. Nach ein paar Minuten hatte ich es geschafft, mich auf sie zu wuchten, aber bevor ich nach ihrer Kehle greifen konnte, packte sie meine Arme und hielt sie fest. Dann sah sie zu mir auf und lächelte.
»Du kannst es immer noch schaffen«, sagte sie. »Du brauchst nichts weiter zu tun, als mich umzubringen. Eine tödliche Formel musst du ja wohl irgendwo in deinem winzigen Hirn stecken haben. Nur zu. Probier’s.«
Oh, ich hatte durchaus eine Formel. Aber nicht die Sorte, von der sie jetzt hoffte, dass ich sie verwenden würde. Als die letzten Worte der Dämonenschutzformel meine Lippen verließen, wappnete ich mich für den Moment, in dem ich die Hände von ihrer Kehle nehmen musste, wenn der Energiestoß sie traf.
Es geschah gar nichts.
Ich versuchte es wieder; meine Zunge verhaspelte sich über den Worten. Aber es war zu spät. Paige kannte diese Formel nicht gut genug, um sie verlässlich wirken zu können, und jetzt hatte ich ihre Kräfte mit einer fehlgegangenen Wirkung vergeudet.
Ich hatte mein Jenseits geopfert, um ein Engel zu werden, und ich konnte immer noch niemanden retten. Ich würde versagen . . . und alles verlieren.
»Stimmt irgendwas nicht?«, fragte die Nixe lachend.
Sie zog sich an meinen Oberarmen hoch, und mein Körper begann sich von ihrem zu heben. Ich kämpfte darum, sie unten zu halten, aber die Formel hatte nicht nur meine magischen Kräfte erschöpft.
Als ich versuchte, zur Seite zu rollen, packte sie mich und schleuderte mich auf den Rücken. Dann warf sie sich auf mich. Sie landete mit solcher Wucht auf meiner Brust, dass es mir den Atem nahm. Ihr Gesicht senkte sich auf mich herunter.
Ich begann mit einem Bindezauber, ein verzweifelter letzter Versuch, sie
»Warte!«
Die Stimme klang fern, fast unhörbar. Eine Frauenstimme irgendwo in mir selbst.
»Versuch es mit dem hier«, flüsterte sie.
Worte jagten mir durch den Kopf. Der Beginn einer Beschwörung.
Ich hatte keine Zeit zum Nachdenken. Ich öffnete den Mund und sprach die Worte nach, wiederholte sie so, wie sie mir in den Sinn kamen. Griechisch. Irgendwas mit Wind. Eine Hexenformel.
Die Nixe keuchte. Ihr Kopf flog nach hinten, und ihre Augen weiteten sich ungläubig. Sie beugte sich wieder vor, und ihre Lippen verzogen sich zu einem Fauchen. Ihre Hände glitten zu meiner Kehle und hielten inne. Ihr Mund öffnete und schloss sich, sie rang nach Atem. Ihr Blick traf meinen. Ich sah die Augen meiner Tochter aus ihren Höhlen treten, ihre Lippen blau werden. Und ich konnte es nicht tun. Ich hörte auf zu sprechen.
»Nein!«, flüsterte die Stimme. »Mach weiter!«
Ich
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