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Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen

Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen

Titel: Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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als totale Novizin verrieten. Aber auch ein Anfänger kann trotzdem den Abzug ziehen, sagte ich mir. Durch seinen Schmerz hindurch wies mich Nathan zurecht: Drücken, Carrie. Nicht ziehen. Du drückst den Abzug.
    Ich verdrehte die Augen und platzierte den Lauf der Pistoleauf der Stirn des Mannes. Ich stellte mir vor, wie die Patrone losschoss und durch fettige Hirnmasse drang, dann zog ich die Waffe wieder weg, nur für den Fall, dass mein Finger den Abzug drückte, wenn ich es eigentlich gar nicht wollte.
    „Keine Bewegung“, fuhr ich ihn an, als er seine blutende Hand an seine Brust zog.
    „Sollten Sie sich nicht um Ihren Freund hier kümmern?“ Seine Stimme klang angenehm, unauffällig. Wie der Professor aus dem Staat New York, den ich mal hatte. Er hielt seine Pharmazie-Vorlesung, als berichtete er von einem Baseball-Match mit Sieg für die eigene Mannschaft. Das war eine ungute Eigenschaft für einen Angreifer, denn sein Timbre stimmte mich ein wenig gütig.
    Mir geht es schon besser, teilte mir Nathan mit, obwohl ich seine Schmerzen durch die Blutsbande hindurch spüren konnte. Es fiel mir auch einigermaßen schwer zu glauben, als ich ihn da auf dem Boden vor Schmerz gekrümmt liegen sah, kleine Schreie ausstoßend, als habe er gerade die zehn auf der Schmerzskala von eins bis zehn erreicht. Ich wandte mich wieder an meinen Gefangenen. „Ihm geht es gut. Wer hat dich geschickt?“
    „Nun, niemand. Ich komme einmal im Monat.“ Er deutete mit dem Kopf zum Kühlschrank. Daneben stand so etwas wie eine kleine Kühlbox, weiß mit einer roten flexiblen Abdeckung. Ein Behälter, in dem man Spenderorgane transportiert. „Ich bin Max’ Blutspender.“
    Ich ließ die Pistole ein wenig sinken. „Genau. Und du spazierst hier immer einfach so herein.“
    „Nein, nur einmal im Monat“, korrigierte er mich schulterzuckend.
    Ich war mir zu achtzig Prozent sicher, dass er mich anlog. „Tut mir leid. Aber ich glaube, dass Max einen hauseigenenBlutspender erwähnt hätte. Oder zumindest wären wir uns schon mal begegnet.“
    „Nein. Ich bin leise. Und ich habe die Schlüssel. Wie zur Hölle soll ich denn sonst hier hereinkommen? Was glauben Sie? Es gibt schließlich einen Wächter und Sicherheitsleute.“ Er fuhr sich mit der gesunden Hand durch das straßenköterblonde Haar und schaute kurz zu Nathan hinüber, der immer noch am Boden lag. „Hören Sie mal. Ich wusste, dass Ihr Freund ein Vampir ist, sonst hätte ich nicht auf ihn geschossen.“
    „Genau.“ Zitternd schob ich den Revolver in den rückwärtigen Hosenbund meiner Jeans.
    „Das würde ich nicht machen. Nicht wenn sie schussbereit und entsichert ist.“ Er hielt mir die ausgestreckte Hand entgegen.
    Ich holte die Pistole wieder hervor, drehte mich um, schoss ein Loch in den Plastikmülleimer und suchte dann den Sicherungshebel und legte ihn um, bevor ich sie wieder in den Hosenbund steckte. Durch die Waffe in meinen Händen fühlte ich mich seltsam mächtig. Aber ich war auch sehr froh, dass sich kein Schuss gelöst und mich verletzt hatte.
    Ich kniete neben Nathan nieder und versuchte, ihn auf den Rücken zu drehen. Er wehrte sich und presste die Arme auf seinen Bauch. „Lass mich mal sehen“, sagte ich und zog seine Hände von der Wunde.
    „Nicht … du musst … ihn fesseln …“, brachte Nathan zwischen zwei schwachen Atemzügen hervor.
    „Ich rühre mich nicht von der Stelle, darauf können Sie sich verlassen.“ Der Fremde hielt inne. „Genauso wie ich mich darauf verlasse, dass Sie mich nicht verspeisen.“
    „Im Moment habe ich keinen Hunger“, fuhr ich ihn an. „Aber wenn du dich bewegst, dann überlege ich es mir vielleicht noch anders.“Nathan ließ seine Arme widerwillig auf den Boden gleiten. Blut sprudelte aus der Wunde hervor, und ich legte meine Hand schnell an die Stelle, wo zuvor seine gelegen hatte. „Dieb, besorg mir ein Handtuch oder einen Topflappen oder irgendetwas.“
    Ich hörte etwas rumoren, dann wurde ein blauweiß kariertes Handtuch vor meine Augen gehalten. „Ich bin kein Dieb.“
    „Ist mir egal. Setz dich wieder dahin, wo du gesessen hast.“ Ich griff nach dem Handtuch. Die Einschusswunde war perfekt rund, genau so, wie das Loch, das ich in den Mülleimer geschossen hatte, bis natürlich auf die Fleischlappen drum herum. Es sah aus wie irgendeine verwelkte tropische Blume. Ich presste das gefaltete Handtuch auf die Wunde und sah auf die Uhr. Mit der anderen Hand strich ich über Nathans Gesicht, das

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