Nacht des Begehrens - Cole, K: Nacht des Begehrens
hinter ihrem Rücken. Etwas, das den Oberkellner mit bleicher Miene die Flucht antreten ließ, sodass Lachlain sich allein hinter ihr befand.
Sie fühlte seine Anspannung. „Wo ist der Rest deiner Bluse?“, fuhr er sie mit unterdrückter Stimme an.
Das Kleidungsstück war im Rücken tief ausgeschnitten und wurde nur durch eine zarte Schleife zusammengehalten. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihre Jacke ausziehen würde, und wenn, dann war sie selbstverständlich davon ausgegangen, dass ihr Rücken dicht an eine mit graubraunem Leder bekleidete Brust gepresst sein würde.
Mit unschuldiger Miene warf sie einen Blick über ihre Schulter zurück. „Also, ich habe wirklich keine Ahnung! Du solltest mich vor die Tür schicken, damit ich draußen warte.“
Lachlain sah zur Tür, offensichtlich überlegte er, ob sie gleich wieder gehen sollten. Sie konnte ihr selbstzufriedenes Lächeln nicht unterdrücken. Er kniff die Augen zusammen und flüsterte ihr mit rauer Stimme ins Ohr: „Damit du ihre Blicke besser auf dir spüren kannst“, während er mit einer Klaue sanft über ihren Rücken fuhr.
10
„Ist das eine Bluse von Azzedine Alaia?“, erkundigte sich das junge Mädchen, das sie zu ihrem Tisch brachte, bei Emma.
„Nein. Man könnte sagen, es ist aus einer bedeutend älteren Kollektion“, antwortete Emma.
Lachlain war vollkommen gleichgültig, was es war; sie würde diesen verdammten Fetzen jedenfalls nie wieder in der Öffentlichkeit tragen.
Die Schleife, die tief im Ausschnitt ihres zarten Rückens hing, zog die Blicke sämtlicher anwesender Männer wie ein Magnet an. Lachlain war sicher, dass sich jeder von ihnen insgeheim ausmalte, wie er die Schleife aufziehen würde, genauso wie er selbst. Mehr als ein Mann stieß einen Freund mit dem Ellbogen an und murmelte etwas von wegen, wie „heiß“ sie sei, was ihm einen mörderischen Blick von Lachlain einbrachte.
Aber es waren nicht nur die Männer, die sie ganz offen anstarrten. Die Frauen betrachteten ihr Outfit voller Neid und ließen Bemerkungen darüber fallen, wie „cool“ sie sich kleide. Anschließend warfen nicht wenige von ihnen ihm selbst einen Blick zu, der nichts anderes als eine unverhohlene Einladung war.
Früher hätte er diese Aufmerksamkeit genossen und wäre möglicherweise der einen oder anderen Einladung gefolgt. Jetzt fand er ihr Interesse einfach nur leicht beleidigend. Als ob er irgendeine von ihnen dem Geschöpf, dem er auf dem Fuße folgte, vorziehen würde! Ah, aber es gefiel ihm, dass dem Vampir die Blicke der Frauen ebenfalls nicht verborgen blieben.
Am Tisch angekommen, zögerte Emma, als ob sie noch ein letztes Mal ihren Widerstand demonstrieren wollte. Doch er packte ihren Ellbogen und dirigierte sie in die Nische.
Als das Mädchen sie verließ, saß Emma mit steifem Rücken und vor der Brust verschränkten Armen da und weigerte sich, ihn anzusehen. Ein Kellner kam mit einem vollen dampfenden Teller vorbei, und sie rümpfte die Nase.
„Könntest du das essen?“, fragte er. „Wenn du keine Wahl hättest?“ Er hatte sich diese Frage in letzter Zeit öfter gestellt und nun betete er, dass es möglich war.
„Ja.“
„Warum machst du es dann nicht?“, fragte er in ungläubigem Ton.
Sie blickte ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Kannst du Blut trinken?“
„Verstehe“, sagte er ruhig, trotz seiner Enttäuschung. Lachlain liebte gutes Essen, er liebte das Ritual gemeinsamer Mahlzeiten. Wenn er nicht gerade am Verhungern war, so kostete er es richtig aus, und wie alle Lykae wusste er es immer zu würdigen. Jetzt wurde ihm mit einem Schlag klar, dass er niemals eine Mahlzeit mit ihr teilen würde, niemals mit ihr gemeinsam ein Glas Wein trinken könnte. Was würde sie bloß während der Feste des Clans machen?
Er gebot sich selbst Einhalt. Was dachte er sich da eigentlich? Er würde seinen Clan niemals beleidigen, indem er sie zu ihren Treffen mitbrächte.
Schließlich lehnte sie sich zurück. Offenbar hatte sie sich damit abgefunden, dort zu sitzen, und bedachte den jungen Mann, der auftauchte, um ihnen Wasser einzuschenken, sogar mit einem höflichen Blick.
Sie sah das Glas mit schräg gelegtem Kopf an, als ob sie sich fragte, wie sie nun am besten damit verfahren sollte. Dann stieß sie einen langen, erschöpften Atemzug aus.
„Warum bist du immer so müde?“
„Warum stellst du so viele Fragen?“
Dann war sie in der Öffentlichkeit also mutiger? Als ob diese Menschen ihn davon
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