Nacht des Ketzers
gesucht werden.
Arginy kann solch ein Ort sein. Arginy nördlich von Lyon bei Belleville.
Noch immer versetzt allein die Erwähnung dieses Ortes so manchen Templerschatzsucher in helle Aufregung: Arginy – der Name soll sich vom griechischen „Arguros“ ableiten, was Silber oder Geld bedeutet. Nomen est omen, hier muss einfach ein Schatz verborgen liegen! Denn auch die zweite Deutung des Namens begründet diesen Verdacht: Arginy stammt von Argine, der Dame von Tréfle ab, die sich als Hüterin eines wie auch immer gearteten Schatzes verstand. 1952 wurde hier die berühmt-berüchtigte Sonnentemplersekte gegründet, der auch Gracia Patrizia von Monaco angehörte. Ob die Sonnentempler auch nach Gold und Geld gesucht haben?
Jedenfalls ist der Boden von Arginy durchwühlt worden wie kein zweiter. Alles vergeblich. Aber warum soll ausgerechnet Arginy das letzte Fluchtziel für den materiellen Nachlass des Mönchsordens sein? Weil die Familie, denen das Schloss im Mittelalter gehörte, eng mit dem Orden verbunden gewesen ist. Die Familie derer von Beaujeu, die im Übrigen einem berühmten Wein seinen Namen gegeben haben: dem Beaujolais. Die Beaujeus sind eine bemerkenswerte Familie gewesen. Einer von ihnen – Renaud de Beaujeu schrieb im 13. Jahrhundert einen Roman, den er „Der schöne Unbekannte“ nannte und der sich eng an die Artus-Geschichte und die Ritter der Tafelrunde anlehnt. Den Beaujeus wird auch nachgesagt, dass sie sich für kurze Zeit im Besitz des heiligen Grals befunden hätten, den allerdings ein gewisser Milon d‘Anse auf einem Familienfest unrechtmäßig an sich nahm, um dann später die kostbare Schale in den Fluss Saône warf, wo sie in den schlammigen Fluten versank. Die Nähe derer von Beaujeu zu den heiligen Mächten war bereits im 12. Jahrhundert durch ein Wunder dokumentiert worden. Damals war der Sohn Guichard II: von Beaujeu unglücklich vom Pferd gestürzt, in den Fluss gefallen und dabei ertrunken. Der Graf gelobte an Ort und Stelle des Unglücks eine Kirche zu errichten, wenn ihm sein Sohn zurückgegeben würde. Das Wunder ereignete sich tatsächlich und der Sohn kehrte von den Toten zurück. Daraufhin ließ Guichard II. von Beaujeu die Kirche Saint-Nicolas-de-Beaujeu errichten, die 1131 durch Papst Inozenz III. eingeweiht wurde. Das alles macht die Familie von Beaujeu interessant, aber bemerkenswert wurde sie allein durch den Umstand, dass einer geheimen Überlieferung nach der letzte Templergroßmeister Jacques de Molay ausgerechnet den Grafen von Beaujeu, seinen Neffen, zu seinem Nachfolger bestimmt hatte. Molay übergab ihm drei Schlüssel, mit denen er einen einzigen Koffer öffnen sollte, in dem sich das Geheimnis des Templerordens als Nachlass der besonderen Art befand. Sein Neffe gehorchte und seitdem hält sich hartnäckig das Gerücht, dass sowohl der Schatz der Templer als auch ihr häretisches Geheimnis vom Grafen von Beaujeu auf sein Schloss Arginy verbracht worden wären.
Wer heute nach Arginy kommt, der stößt vor allem auf Schilder wie „Privat“ und „Zutritt verboten“. Das alte Templerschloß ähnelt heute mehr einem landwirtschaftlichen Betrieb, als einem Ort, wo es unglaubliche Geheimnisse zu entdecken gibt. Arginy wirkt heruntergekommen und wenig einladend. Faszination löst nach wie vor jener alte runde Wehrturm aus, auf den sich die Nachforschungen der Schatzsucher in den letzten zwei Jahrhunderten konzentrierten: der Turm der acht Glückseligkeiten – so geheißen, wegen seiner acht Fenster im obersten Stockwerk. Viele sehen in ihm ein alchemistisches Bauwerk, das Rätsel aufgibt und dessen Geheimnisse nach wie vor nicht gelöst sind. Bei Grabungen unterhalb des Bauwerks stieß man auf unterirdische Räume; ähnlich wie in Gisors. Jemand will auch große Koffer gesehen haben, aber es schien unmöglich diese zu erreichen. Medien, von denen man sich Kontakte zu den verstorbenen Templern von Beaujeu versprach, berichteten Unglaubliches. Eine von ihnen, Gabrielle Carmi, wollte erfahren haben, dass in der Tat der „Turm der acht Glückseligkeiten“ der so lang gesuchte Schlüssel zum Templerschatz darstelle:
„Tief unter der Erde sehe ich ein blaues Licht ähnlich dem, das man bei der Entdeckung der Tabula Smaragdina gesehen hat. Das Licht bildet zwei große „S“ oder Schlangen, die voneinander getrennt sind. Daneben sehe ich einen Koffer. Er ist aus Stein. Er ähnelt einem Sarkophag, der knapp ein Meter lang und ebenso hoch ist. Dieser Koffer
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