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Nacht des Ketzers

Nacht des Ketzers

Titel: Nacht des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weinek
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Freund von Cyrano von Bergerac, findet sich ebenfalls ein Hinweis auf die Kapelle der Heiligen Katharina. Eine Abschrift dieser Textstelle könnte Roger Lhomoy besessen haben. Und warum hat er dann erst 1944 angefangen zu graben? Meine Antwort: weil er erst kurz vor Kriegsausbruch davon erfahren hat, dass sich in der Kapelle möglicherweise ein Schatz befindet. Ich stieß nämlich auf einen Brief, den der Pfarrer von Gisors – Abbé Vaillant – 1938 an einen Pariser Architekten geschickt hatte. Aus dem Schreiben geht hervor, dass er dem Architekten vor Jahren mal ein Paket mit wichtigen Dokumenten anvertraut hatte. Wie sich nun herausstellte, war das ein Fehler gewesen, denn der Pfarrer von Gisors beklagte sich darüber, dass er ein ganz bestimmtes altes Manuskript in lateinischer Sprache nicht zurückerhalten habe. Das Manuskript stamme aus dem 15. Jahrhundert und darin stünde etwas von 30 großen Koffern aus Eisen an verborgener Stelle in Gisors. Genau dieselbe Anzahl von Koffern erwähnte Lhomoy später auch. Zufall?
    Weitere Recherchen ergaben, dass die Burg von Gisors 1097 vom Architekten Leufroy geplant und erbaut worden war. Zu diesem Zeitpunkt existierten die Templer noch gar nicht. Dennoch wird Leufroy in einem späteren Text als „Ritter des Tempels“ bezeichnet, was uns annehmen lässt, dass er am Ende seines Lebens dem Orden der Mönchssoldaten beigetreten sein muss. Viel wichtiger für unsere Überlegungen, ob Lhomoy die Wahrheit über seine Entdeckung gesagt hat oder nicht, ist jedoch die Feststellung, dass der mittelalterliche Architekt Leufroy sich anscheinend mit unterirdischen Kapellen recht gut auskannte. Und zwar beruflich! Denn immerhin hatte er solche für die Burgen von Belême und Nogent-le-Rotrou errichtet – und zwar genau unter den jeweiligen Wehrtürmen. Bemerkenswert ist zudem, dass die Burg von Gisors 500 Jahre lang genau an der Grenze zwischen dem Territorium Englands auf dem Kontinent und dem Königreich Frankreich lag. So spielte sie zu allen Zeiten des Templerordens eine wichtige strategische Rolle. Und noch etwas Ungewöhnliches: Als Philipp der Schöne von Frankreich gegen die Templer im Jahre 1307 vorging, da hieß der Verwalter des „Temple de Paris“ Jehan de Gisors. Der berühmte Frauenschädel, den man in Paris zur Zeit des Templerprozesses entdeckte und der die Aufschrift „Caput LVIIIm“ trug, wurde später einem gewissen Guillaume de Gisors anvertraut, Jehans Bruder. Im Übrigen wurden am 13. Oktober 1307 alle Templer in Frankreich durch die Soldaten des Königs inhaftiert, bis auf die Mönchsritter von Gisors. Die ließ Philipp der Schöne merkwürdigerweise erst am 29. November 1308 in den Kerker stecken. Aus welchem Grund? Keine Ahnung! Auch Jacques de Molay verbrachte die letzten Tage vor seiner Hinrichtung in Paris hinter den Mauern von Gisors. Standen die Tempel von Gisors vielleicht auf der Seite des Königs und waren somit Verräter? Man könnte es fast annehmen. Die Frage bleibt, was mit den dreißig Koffern geschehen ist, die Roger Lhomoy in der unterirdischen Kapelle gesehen haben will. Ich denke, wir können diesen Punkt recht schnell und schlüssig abhandeln. Setzen wir voraus, dass er die Koffer tatsächlich erblickt hat, dann können wir auch ebenso gut erklären, dass diese Koffer zu dem Zeitpunkt längst geleert worden waren. Jedenfalls enthielten sie keine Schätze mehr. Einmal, weil Philipp der Schöne die Burg von Gisors zu seinem Eigentum erklärt hatte und sicherlich auch die unterirdische Kapelle entdeckt und durchsucht haben wird. Zum anderen, weil bis ins Mittelalter hinein, Lage und Aussehen dieser Kapelle zahlreichen Menschen – wie es die von mir erwähnten Dokumente belegen – ebenfalls bekannt gewesen sein dürften. Dabei ist völlig auszuschließen, dass sich kein Mensch schon vor Jahrhunderten nicht für den Inhalt dieser dreißig Truhen interessiert haben dürfte. Das ist schon deshalb undenkbar, weil man ja fieberhaft nach dem Templerschatz suchte. Bargen die Truhen einen Schatz, so bleibt zu fragen, ob sie den gesamten Schatz der Templer aufgenommen haben, und das kann aller Wahrscheinlichkeit nach verneint werden, weil er zum einen größer gewesen sein muss und zum anderen, auch eine unterirdische Kapelle, selbst wenn sie 21 Meter unter einem Wehrturm liegt, kein sicherer Ort für ihn ist. Das wird auch Jacques de Molay klar gewesen sein; zumal Gisors viel zu exponiert für ein Versteck ist. Nein! Der Schatz muss woanders

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