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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ich.
    »Das kapier ich nicht.«
    »Mookie Zerrang arbeitet für Persephone Green und Jimmy Ray Dixon. Jimmy Ray weiß genau, dass Aaron Crown ihn früher oder später umbringen wird.«
    »Weshalb?«
    »Ich glaube, es hat was mit Sabelle zu tun.«
    »Im Grunde, Dave, ist es mir vollkommen egal, was diese Leute umtreibt. Ich will auch nicht wissen, warum Scheiße stinkt. Ich wünsch mir bloß, dass die uns vom Acker bleiben. Fahren Sie rüber, ja?«
    Der Sheriff wischte sich irgendwas aus den Augen. »Eins interessiert mich aber schon. Warum foltert der Kerl eine Frau und lässt sie danach auf dem Bahngleis zurück? Warum hat er sie nicht einfach umgebracht, damit sie’s hinter sich hat?«
    »Weil er auf diese Weise mehr Leuten wehtun kann«, sagte ich.
    Helen Soileau und ich fuhren mit dem Streifenwagen auf der vierspurigen Schnellstraße nach Lafayette. Warnlichter blinkten vor uns im Nebel, als wir zu dem Bahnübergang kamen, an dem eine Güterzuglokomotive Sabelles alten Spritschlucker erfasst und fünfzig Meter weit vor sich hergeschoben hatte, ehe sie Funken stiebend zum Stillstand gekommen war.
    Wir ließen das Auto am Bankett stehen und gingen durch das hohe Gras zu dem zertrümmerten Wagen, der neben den Gleisen auf dem Dach lag. Der Motorraum war durch das Spritzblech in den Innenraum gedrungen, das Dach bis zum Lenkrad zusammengedrückt. Feuerwehrleute aus Lafayette hatten die Karosserie, den Motor und den Benzintank mit Löschschaum eingedeckt und versuchten das Fenster auf der Fahrerseite mit einer Trennschere weiter aufzustemmen.
    Ein Notarzt war durch das Fenster auf der Beifahrerseite in den Wagen gekrochen, und ich hörte ihn drinnen reden. Kurz darauf krabbelte er wieder heraus. Sein Hemd und beide Plastikhandschuhe waren voller Blut.
    Er setzte sich ins Gras und stützte die Hände auf die Schenkel. Ein Feuerwehrmann steckte ihm einen Pfriem Kautabak in den Mund, ließ ihn ein Stück abbeißen und half ihm dann auf.
    »Wie sieht’s aus?«, fragte ich.
    »Der Wagen ist nicht in Brand geraten. Das ist aber auch das einzige Glück, das die Frau da drin gehabt hat«, erwiderte er. Er schaute mir in die Augen und sah meinen fragenden Blick. Er schüttelte den Kopf.
    Ich zog meine Jacke aus, schnallte das Pistolenhalfter ab und zwängte mich durch das Fenster auf der Beifahrerseite. Drinnen roch es nach Benzin, muffigen Sitzpolstern, altem Fett und durchgebrannten Kabeln.
    Sabelle war mit Kopf und Oberkörper unter dem zerknitterten Metall eingeklemmt und konnte sich keinen Millimeter von der Stelle rühren. Beine und Unterleib waren überhaupt nicht zu sehen. Sie hustete, und ich spürte die warmen Tropfen, die auf mein Gesicht fielen.
    »Was hat er dir angetan, Kleines?«, sagte ich.
    »Alles.«
    »Die Jungs da draußen sind Klasse. Die holen dich im Nu hier raus.«
    »Wenn ich die Augen zumache, spür ich, wie die Welt sich dreht. Wenn ich sie nicht schnell wieder aufmache, komm ich nicht mehr zurück ... Ich hab Daddy verraten, Dave.«
    »Dafür kannst du nichts.«
    »Mookie Zerrang weiß, wo er ist.«
    »Noch können wir das Schlimmste verhindern. Wenn du mir vertraust.«
    Sie starrte ins Leere und schaute mich dann wieder an. Die eine Gesichtshälfte war blutunterlaufen, voller geplatzter Äderchen. Das zerfetzte Blech um ihren Kopf wirkte wie ein verbogener Heiligenschein.
    Sie erklärte mir den Weg.
    »Jimmy Ray war dein Zuhälter in New Orleans, stimmt’s? Dann hat er dich mit nach Norden genommen, nach Chicago.«
    »Ich hab das von mir aus gemacht. Ohne Druck.«
    »Dein Vater hat Ely Dixon ermordet, stimmt’s?«
    »Putz mir die Nase, Streak. Meine Hände sind irgendwo eingeklemmt.«
    Ich zog mein Taschentuch heraus und tupfte ihr die Oberlippe ab. Sie hustete wieder, lang und heftig diesmal, und ich versuchte, ihr Kinn festzuhalten, damit sie sich nicht an dem schartigen Metall verletzte, das um ihre Brust lag. Mitten auf dem Taschentuch war ein hellroter Fleck.
    »Ich muss jetzt weiter«, sagte ich.
    »Sag Daddy, dass es mir Leid tut«, sagte sie.
    »Eine Tochter wie dich kann man sich als Vater nur wünschen, Sabelle.«
    Ich dachte, sie würde mir zublinzeln. Aber dem war nicht so. In ihren Augen stand die nackte Angst, und gegen die kam kein noch so gut gemeinter Spruch an.
    Ich zwängte mich durch das Fenster zurück und setzte mich ins Gras. Ich roch das faulige Wasser in dem Graben, die modernden Pecanschalen in einem benachbarten Wäldchen, konnte den Nebel schmecken und die surrenden

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