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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Ich stützte mich mit einem Arm am Dach ab und schaute ihm ins Gesicht. Eine ölige kupferrote Haarsträhne fiel ihm in die Augen.
    »Sie haben sich bei diesem Crown ganz richtig verhalten.  Wenn Sie sich richtig verhalten, lässt man Ihnen was zukommen. Stimmt damit was nicht?«, sagte er.
    »Ja. Ich will nicht, dass man mir was zukommen lässt.«
    »Das ist Ihre Sache, verflucht noch mal.«
    »Bleiben Sie das nächste Mal lieber in Ihrer eigenen Sumpfstadt, Mingo«, sagte ich und schloss die hintere Tür.
    »Ich hab einen Waffenschein für die Wumme, die Sie mir abgenommen haben. Ich will sie wiederhaben«, sagte er durch das offene Fenster.
    Ich stand da, wartete, dass Helen sich ans Steuer setzte, trommelte mit den Fingern auf das Dach des Streifenwagens und versuchte meine fassungslose Miene zu verbergen.
    Wenn man sich ernsthaft dem Alkohol ergibt – ich meine damit, volles Rohr, so als ob es sich um eine neue Religion handelt – und sich in die große Schar fröhlicher Zecher einreiht, die sich singend und schunkelnd von jeglicher Unschuld in ihrem Leben verabschieden, lernt man sehr rasch die Verhaltensregeln dieser exklusiven Bruderschaft, die einen teurer zu stehen kommt als alles andere auf der Welt. Man säuft ab. Das heißt, dass man nicht in hell erleuchteten Lokalen trinken kann, unter gewöhnlichen Menschen, weil man ein Paria ist, ein Außenseiter, dem man seinen Irrsinn auf den ersten Blick ansieht. Folglich sucht man die Gesellschaft anderer Säufer, die im gleichen Zustand sind wie man selber oder am besten noch schlimmer dran.
    Aber mit der Zeit wird das Revier kleiner, und es wird immer schwerer, Leute zu finden, die noch weiter heruntergekommen sind als man selbst, beziehungsweise Kneipen, in denen man auch früh um sechs noch eine Flasche Fusel kriegt.
    Dann landet man in Läden wie Sabelle Crown’s Bar an der Unterführung in Lafayette.
    In dieser Gegend hatte es einst ein schmuddeliges, aus Ziegeln gebautes Hotel und eine Reihe Billigbars gegeben, die von einer berüchtigten Familie syrischer Krimineller betrieben worden waren. Jetzt waren die alten Bars und das Hotel abgerissen, und von der letzten Säuferzeile der Stadt war nichts weiter übrig geblieben als Sabelles Bar, ein düsterer, zweistöckiger Holzbau, der wie ein letzter Zahn über der Unterführung aufragte.
    Innen gab es keinerlei Spiegel, und die Musikbox und die Bierreklame über der Bar waren die einzigen Lichtquellen. In diesem Lokal blieb die Weihnachtsdekoration das ganze Jahr über hängen, und weil man nirgendwo sein Spiegelbild sah, musste man auch keine unangenehmen Vergleiche zwischen sich und anderen anstellen. Es sei denn, man zählte Sabelle dazu, die einst als Zwanzigdollarhure in New Orleans anschaffen gegangen war, ehe sie sich für etliche Jahre nach Norden abgesetzt hatte. Sie war jetzt nicht mehr die Jüngste, hatte graue Strähnen in ihren rotbraunen Haaren, aber sie sah gut aus in ihren Bluejeans und dem beigen Pullover mit V-Ausschnitt, und ihr Gesicht besaß nach wie vor eine herbe Schönheit, die noch immer manche Männerfantasie erregte – vor allem bei jenen, die sich zu später Stunde voll laufen ließen und immer noch glaubten, im Schummerlicht einer Bar könnten die ungestümen Jugendjahre wiederkehren.
    Sie machte eine Flasche 7-Up auf, stellte sie vor mich hin und gab mir ein Glas mit Eis.
    »Geht’s dir gut, Streak?«, fragte sie.
    »Nicht schlecht. Und dir, Sabelle?«
    »Ich hoffe, du bist nicht hergekommen, weil du was Stärkeres willst.«
    Ich lächelte, ohne etwas zu erwidern. Der Tresen fühlte sich klebrig an. »Warum interessiert sich ein Gauner aus New Orleans, ein gewisser Mingo Bloomberg, für deinen Vater?«, fragte ich.
    »Bin ich überfragt.«
    »Ich habe mir Aarons Fall heut Nachmittag noch mal vorgenommen. Ich glaube, er wäre davongekommen, wenn er einen guten Anwalt gehabt hätte«, sagte ich.
    Neugierig musterte sie mein Gesicht. Die Bierreklame an der Wand warf kleine rote Lichtpunkte auf ihr Haar, wie Funken.
    »Der eigentliche Haken war doch, dass Aaron anderen Leuten erzählt hat, er war’s gewesen«, sagte ich.
    Sie drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus, stellte dann ein Schnapsglas und eine Flasche Cream Sherry neben meinen Ellbogen, ging über den Laufrost zum anderen Ende der Bar, kam auf meine Seite, setzte sich neben mich und hakte die Beine in die Sprossen des Hockers.
    »Bist du noch verheiratet?«, fragte sie.
    »Klar.«
    Sie brachte den Gedanken nicht

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