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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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hat gesagt, seine Tochter hätte sich hier draußen mit einem Boot verirrt. Sie war vierzehn, und niemand wollte sie suchen, weil sie dafür bekannt war, dass sie öfter davonlief, Dope rauchte und allerlei andere Sachen trieb. Kommst du mit?«
    Sie schaute zu dem Schwimmer, der zwischen den Pfählen trieb.
    »Und ich habe sie auch gefunden. Sie hatte sich aber nicht verirrt. Sie war auf einem Hausboot, genau da drüben, auf der anderen Seite der Bucht. Mit zwei Männern. Ich habe Aaron nie erzählt, was sie gemacht hat. Aber ich glaube, er wusste Bescheid.«
    »Meinst du, er ist unschuldig?«
    »Wahrscheinlich nicht. Irgendwas stößt mir dabei bloß seltsam auf, Alf. Der Typ hat an seiner Tochter gehangen, was wiederum bedeutet, dass er etwas empfindet, die gleichen Gefühle hat wie wir auch. An so was denken wir nicht gern, wenn wir jemanden zum Mörder und Bürgerschreck abstempeln.«
    Sie prustete los, weil sie den Ausdruck
Bürgerschreck
komisch fand.
    Kurz darauf fing es an zu tröpfeln, weshalb wir uns die Regenmäntel über den Kopf hängten, sodass wir aussahen wie zwei Bettelmönche, weiter unsere Angeln auslegten und bis in den Vormittag hinein zwischen den Pfählen auf
Sac-a-lait
-Jagd gingen. Danach legten wir unsere Beute in der Kühlbox auf Eis und fuhren nach Hause, als von Süden gerade der nächste Regenschauer aufzog.
    Wir nahmen die Fische unter der Segeltuchplane am Bootsanleger aus, schnitten sie hinter den Kiemen ein und entschuppten sie mit zwei Löffeln. Batist, der Schwarze, der für mich arbeitete, kam mit einer kalten Zigarre im Mund aus dem Köderladen. Er ließ die Tür hinter sich zuknallen. Er war kahlköpfig und trug eine ausgestellte Bluejeans und ein weißes T-Shirt, das sich wie ein altes Seihtuch um seine breite Brust spannte.
    »Da drin is’ ’n Wärter von der Sträflingsfarm«, sagte er.
    »Was will er?«, fragte ich.
    »Hab nicht gefracht. Geld ausgeben will er jedenfalls nich’. Dave, müssen wir jemand wie den in unsern Laden lassen?«
    O Mann, dachte ich.
    Ich ging hinein und sah den alten Wachmann aus Angola, mit dem ich gestern bei meinem Besuch im Zellenblock zu tun gehabt hatte, an einem Tisch weit hinten sitzen, neben dem Kühlschrank, in dem wir das Fleisch für das Mittagessen lagerten. Er hielt sich kerzengerade, und sein Gesicht wirkte wie aus Teakholz geschnitzt. Er trug ein frisches Khakihemd, dazu die entsprechende Hose, einen von Hand gefertigten Gürtel und einen weißen Strohhut, den er tief in die Stirn gezogen hatte. Sein Gehstock, oben gekrümmt, unten mit einer fünfzehn Zentimeter langen Stahlkappe versehen, so wie einst bei den Aufsehern der Sträflingstrupps am Straßenrand, hing mit dem Griff an der Rückenlehne. Er hatte sich eine Dose Soda für fünfzehn Cent gekauft und aß dazu Ingwerplätzchen aus einer braunen Papiertüte, die er mitgebracht hatte.
    »Was ist los, Cap?«, fragte ich.
    »Ich muss mal Ihre Meinung zu was hörn«, erwiderte er. Er sprach den typischen Dialekt aus dem Bergland von Nordlouisiana, kehlig, mit gedehnten Vokalen und trotzdem abgeschliffen und vernuschelt – eine Sprache wie aus dem neunzehnten Jahrhundert.
    Seine mit Leberflecken gesprenkelten Hände zitterten leicht, als leide er an Schüttellähmung. Er hatte seinen Beruf bereits zu einer Zeit ausgeübt, als Sträflinge noch mit der Lederpeitsche geprügelt, bäuchlings auf Ameisenhaufen gebunden, in die Schwitzkästen von Camp A gesteckt, manchmal sogar aus purer Lust und Laune von den Wärtern ermordet und am Uferdamm des Mississippi verscharrt wurden. In all den Jahren, die ich ihn kannte, hatte ich ihn nicht ein Mal lächeln sehen oder irgendetwas über sein Privatleben außerhalb der Strafanstalt erwähnen hören.
    »Ein paar Filmleute ham mir fünftausend Dollar für ein Interview über Crown geboten. Was soll ich Ihrer Ansicht nach machen?«, sagte er.
    »Nehmen Sie’s. Was kann das schon schaden?«
    Er biss den Rand eines Ingwerplätzchens ab.
    »Ich hab das Gefühl, dass die von mir hörn wolln, dass er nicht auf die Farm da droben gehört. Dass da womöglich der Falsche einsitzt.«
    »Aha.«
    »Irgendwas ist doch da faul, oder nicht?«
    »Wie bitte?«
    »Wenn ein Weißer drunten im Süden ’n Schwarzen umbringt, kommen doch die Leute aus Hollywood nicht daher und versuchen den Weißen rauszuhaun.«
    »Darauf fällt mir auch nichts ein, Cap. Erzählen Sie ihnen einfach, was Sie meinen, und vergessen Sie die Sache.« Ich schaute auf die elektrische

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