Nacht über der Prärie
Härte, mit der er auch gegen sich selbst zu kämpfen schien.
Queenie verwandelte sich wieder. Sie glaubte Elk zu hassen, weil er gewagt hatte, von ihrem Gefühl zu sprechen. Wie schamlos waren alle Worte! Das Blut ging ihr zum Herzen zurück, sie wurde blaß statt rot. Ihre Haltung und ihr Ausdruck wiesen darauf hin, daß sie um nichts besorgt sei als um ihren Bruder.
Elk verstand. Er glaubte wenigstens zu verstehen.
»Willst du hierbleiben, Tashina?«
Nahm er etwa an, daß Queenie Halkett auf Joe King warten werde?
»Ich bleibe nicht. Ich will heim.«
»Henry kannst du nicht mitnehmen.«
Das Mädchen zuckte hilflos mit den Schultern. »Kann ich das Geld hierlassen?«
»Du kannst Henry und das Geld hierlassen. Aber ich kann dich nicht fahren, und meine Frau kann dich nicht fahren. Wir müssen zur Arbeit gehen.«
»Ich fahre allein.«
»Das ist nicht gut, Tashina.«
»Ich kann hier nicht mit Henry sitzenbleiben. Der Vater muß alles erfahren, ehe es ein anderer hört. Ich fahre.«
Queenie stand auf.
Elk und seine Frau sagten kein Wort mehr. Mögen Wakantanka, das Große Geheimnis, und ihr Schutzgeist sie behüten, dachten sie. Sie waren Christen, aber sie dachten noch in den Worten und Vorstellungen ihrer Väter.
Queenie übergab den Lederbeutel mit der hohen Geldsumme und räumte auch noch einen Teil ihres Köfferchens aus.
Dann eilte sie zum Wagen, der Motor sprang an, und sie fuhr auf die laute Weise, die allein dem alten Gefährt noch möglich war, die Landstraße bei der Siedlung entlang, dann auf einem Umweg zu der betonierten Straße, die um den Fuß der bewaldeten Hügel herum in Richtung der Reservation führte.
Weit und breit waren kein Wagen und keine Behausung zu sehen. Der Wind wehte steif.
Queenie dachte jetzt nicht mehr darüber nach, was die Banditen unterdessen unternommen haben konnten oder was sie planten. Sie beschäftigte sich nur mit Steuer und Straße, und sie holte alles aus dem Motor heraus, was herauszuholen war. Mehr als fünfzig Meilen die Stunde gab er nicht her.
Der Wagen bockte. Vielleicht war die Benzinleitung durch feinen Sand verstopft, vielleicht funktionierte eine Kerze nicht, vielleicht war die Batterie locker. Queenie konnte nur noch vorsichtig und langsam fahren. Die Wolken am Horizont versprachen ein Hagelwetter. Ehe es herunterschlug und alle Sicht unmöglich machte, wollte das Mädchen noch zu einem bewohnten Platz. Es gab allerdings auf der ganzen Strecke nur einen einzigen, das war das Schaustellungsgelände Crazy Horse. Die Schaustellung war um diese Zeit noch nicht offen, aber da sie in den nächsten Kalendertagen eröffnet zu werden pflegte, war vermutlich schon ein Wächter da.
Queenie horchte auf ihren Wagen, fuhr langsam und stetig und beruhigte sich selbst, als sie das große Zeltstangengerüst und die Bretterwand erkennen konnte, die ein Fort darzustellen bestimmt waren. Sie kam nicht mehr ganz heran, etwa dreihundert Fuß vorher blieb der Wagen stehen.
Queenie stieg aus, schloß ab, steckte den Schlüssel ein und ging mit ihren modern nachgeformten Mokassins schnell bis zu dem Gelände und der kleinen Bude, in der sie einen Wächter oder einen Pförtner vermutete. Die Tür war jedoch verschlossen.
Queenie wartete einige Zeit, da der Mann vielleicht einen Rundgang machte, und es zeigte sich, daß sie richtig vermutet hatte. Ein Mann von mittleren Jahren in Cowboykleidung erschien, und als er das Mädchen warten sah, steuerte er auf sie zu.
»Hallo!«
»Hallo! Versteht Ihr etwas von einem Wagen?«
Der Mann blinzelte das Mädchen an. »Von einem solchen Wagen wie dem dort? Na, wollen mal sehen. Aber Ersatzteile habe ich für den nicht.«
Queenie war ärgerlich, daß der Wagen ihres Vaters verächtlich gemacht wurde. Doch mußte sie sich wohl oder übel freuen, daß ihr jemand helfen wollte.
Der Mann klappte die Motorhaube auf und erwartete von Queenie nichts weiter, als daß sie geduldig und ohne dazwischenzureden zusah, wie er Teilchen für Teilchen durchprüfte.
Die Benzinleitung hatte sich jedenfalls verstopft. Der Mann pustete durch.
Das Kabel, das die Batterie verband, war auch locker.
Der Mann schüttelte den Kopf.
»Wer da zuletzt an dem Motor war… hat ihn wohl mehr in Unordnung gebracht als in Ordnung.« Er schaute mit einem vorwurfsvollen Blick auf Queenie.
In Queenie stieg auf einmal ein Verdacht auf. Wenn diese Banditen in der Zeit, in der ihr Bruder schon betrunken war, sich an dem Motor zu schaffen gemacht
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