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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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meine Zurückhaltung. Wie von einem Magneten angezogen, fuhr ich zur nächsten Tür, die zu einem Schlafzimmer führte.
    Ich bewegte meinen Rollstuhl hinein und blieb stehen. Auf dem Hocker vor dem Toilettentisch aus weißem Marmor lag eine bodenlange elfenbeinfarbene Decke, die mit rosa Spitze besetzt war. Auf dem Tisch selbst standen zahllose Puderdosen, Cremetiegelchen, Fläschchen mit Lotionen und Parfümflakons. Was jedoch meine Aufmerksamkeit am meisten erregte, war die helle, ovale Stelle an der Wand. Der Spiegel, der einst über diesem Kosmetiktischchen gehangen hatte, war entfernt worden. Warum?
    Ich blickte nach links und sah, daß auch die Spiegel an der anderen Wand und an den Schränken entfernt worden waren.
    Von beiden war nur noch der Rahmen da. Meine Neugier wuchs. Ich bewegte meinen Rollstuhl noch ein Stück vorwärts und sah die roten Satinschuhe neben dem riesigen Himmelbett, das aussah wie ein Duplikat meines eigenen. Irgend jemand hatte ein kirschrotes, festliches Kleid mit Krinoline, Puffärmeln und gerüschtem Kragen darauf ausgebreitet. Die Tagesdecke des Bettes war zurückgeschlagen, so als hätte gerade noch jemand darin gelegen.
    Die Schubladen der Kommode zu meiner Rechten standen offen. Es sah aus, als hätte sie jemand durchwühlt und nach etwas Kostbarem gesucht, das seiner Ansicht nach darin verborgen sein mußte. Dessous und Strümpfe hingen an den Seiten der Schubladen heraus.
    Auf den Kommoden und Tischen standen offene Schmuckschatullen herum. Überall sah ich glitzernde Halsketten, juwelenbesetzte Ohrringe, Diamant- und Smaragdarmbänder. Mich beschlich das unangenehme Gefühl, daß ich in die Privatsphäre eines anderen Menschen eingedrungen war; daher begann ich mich rückwärts zur Tür zu bewegen. Plötzlich stieß ich gegen eine Wand. Doch als ich mich umdrehte, blickte ich in die funkelnden Augen von Mrs.
    Broadfield.
    Ihr Gesicht war dunkelrot vor Zorn. Sie sah aus, als wäre sie gerannt, so schnell sie konnte. Ihr gewöhnlich straff zurückgebürstetes Haar war zerzaust, einige Strähnen ragten wie Saiten eines kaputten Klaviers in die Luft. Da ich zu ihr hochblicken mußte, sahen ihre Nasenlöcher so riesig aus wie Nüstern eines wütenden Bullen. Sie atmete schwer, und ihre Brust hob und senkte sich unter ihrer engen, sterilen Schwesterntracht, die so straff gespannt war, daß ich glaubte, die Knöpfe würden im nächsten Augenblick abspringen. Ich wollte meinen Rollstuhl von ihr wegbewegen, aber sie hielt einfach eine Armlehne fest.
    »Was glauben Sie eigentlich, was Sie angerichtet haben?«
    fragte sie mit drohender Stimme.
    »Angerichtet?«
    »Ich kam in Ihr Zimmer und entdeckte, daß Sie weg waren –
    mitsamt Ihrem Rollstuhl.« Sie holte tief Atem und drückte ihre Handfläche unterhalb der Kehle gegen die Brust.
    »Ich habe nach Ihnen gerufen und da ich wußte, daß Sie nicht unten sein konnten, habe ich den Korridor abgesucht.
    Allerdings hätte ich niemals gedacht, daß Sie hier sein könnten. Ich konnte mir gar nicht vorstellen… Ich war mir sicher, daß Ihnen in einem der Zimmer etwas zugestoßen sein mußte.«
    »Es ist alles in Ordnung.«
    »Sie haben hier nichts zu suchen«, sagte sie und begann mich rasch fortzuschieben. »Mr. Tatterton hat mir eingeschärft, daß niemand hier herein darf. Er wird glauben, daß ich Sie hierhergebracht habe!« schimpfte sie. Als wir den Raum verließen, blickte sie erst ängstlich den Korridor hinunter, bevor sie weiterging.
    Ich fand es lächerlich, daß sie so tat, als dürfte uns niemand sehen. »Tony wäre sicherlich nicht böse darüber, daß ich den Korridor hinuntergefahren bin«, rief ich, aber sie verlangsamte ihren Schritt nicht. Offensichtlich hatte sie furchtbare Angst, ihre Stellung zu verlieren.
    »Wenn er es herausfindet, werde ich ihm sagen, daß Sie nichts damit zu tun haben, Mrs. Broadfield.«
    »Das wird nichts helfen. Ich bin für Sie verantwortlich. Ich brauche nur einen Augenblick nach draußen zu gehen, um mir die Beine zu vertreten und ein wenig frische Luft zu schnappen
    – und was passiert? Sie wachen auf, setzen sich in den Rollstuhl und fangen an, durchs Haus zu kutschieren.«
    »Aber was sollte Tony denn dagegen haben?«
    »Vielleicht gibt es Bereiche in diesem Haus, die nicht mehr sicher sind… kaputte Dielen oder so etwas. Woher soll ich das wissen? Er hat mir gesagt, was er wünscht, und das genügt mir.
    Wer hätte gedacht, daß Sie so etwas tun würden? Du meine Güte.« Sie verlangsamte

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