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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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strahlend wie das Licht einer Kerze.« Wieder schaute er mich durchdringend an.
    Ich konnte nichts sagen, denn in meiner Kehle steckte ein Kloß, und mein Herz klopfte heftig. »Nun denn«, sagte er schließlich und legte die schwarze Schmuckschatulle neben mich auf das Bett. »Ich muß wirklich los. Wir sehen uns morgen gleich nach dem Mittagessen.«
    »Gute Nacht, Drake. Und vielen Dank für alles, was du für mich getan hast.«
    »Das ist doch selbstverständlich, Annie. Es gibt nichts, was ich nicht für dich tun würde. Vergiß das nie.«
    Er warf mir einen Kuß zu und ging dann aus dem Zimmer, wobei er rasch wieder die Haltung des vielbeschäftigten Managers einnahm, der eine Krise nach der anderen zu bewältigen hatte. Ich lehnte mich in mein Kissen zurück und blickte auf die schwarze Schmuckschatulle. Dann öffnete ich sie und holte das Diamantenhalsband heraus. Wie es glitzerte!
    Erinnerungen an meinen Geburtstag stiegen in mir hoch, und ich sah Mammis Gesicht vor mir, als sie mir dieses Halsband überreicht hatte. Ihre Augen waren voller Liebe und Stolz gewesen.
    Ich drückte das Halsband an meine Brust und hatte das Gefühl, als könnte ich seine Wärme spüren, eine Wärme, die von ihrer Großmutter auf sie übergegangen war und nun von ihr auf mich. Ich merkte gar nicht, daß ich weinte, bis die Tränen von meinen Wangen rannen und wie die Tropfen eines warmen Sommerregens auf meinen Busen perlten. Ich schluckte, legte das Halsband wieder in die Schatulle zurück und schloß sie. Drake hatte recht. Es war tröstlich für mich, diesen Schmuck in meiner Nähe zu haben.
    Ich wischte mir das Gesicht mit dem Handrücken ab und betrachtete die beiden Armbänder auf dem Bett. Dann ergriff ich das kleinere, das für mich noch kostbarer war, und legte es um mein Handgelenk. Der Anblick ließ mich lächeln.
    Was hatte Drake gesagt… Tante Fanny war im Pavillon gewesen? An dem Zauberort, wo Luke und ich so oft verweilt hatten? Die Tage unserer Phantasiespiele schienen so weit zurückzuliegen! Wenn ich dort wäre, wenn sie mich in den Pavillon brächten – vielleicht würde ich mich dann auf Lukes Arm stützen und könnte plötzlich wieder gehen. Der Arzt würde bestimmt lachen, wenn ich dies vorschlüge, aber Luke und ich wußten, daß ein bißchen spielerische Einbildung manchmal Wunder bewirken konnte. Und wenn zwei Menschen ganz fest an etwas glauben, dann konnte es wahr werden!
    Luke. Wie sehr ich seinen Trost brauchte, sein Lächeln, seine optimistische Zuversicht. Mehr als das – ich sehnte mich danach, seine Lippen auf meiner Wange zu fühlen, und ich erinnerte mich an jedes einzelne Mal, wenn wir uns küßten, selbst als wir noch kleine Kinder gewesen waren.
    Während ich so an ihn dachte, schlang ich die Arme um meinen Oberkörper und stellte mir vor, er wäre hier neben mir und würde mit meinem Haar spielen. Seine Augen würden den meinen ganz nahe kommen, und wir würden uns sehnsuchtsvoll anschauen, glücklich und doch gequält von unserem Verlangen und unserer verbotenen Liebe.
    Warm durchströmte der Gedanke an ihn meinen Körper und erfüllte ihn wieder mit Leben. Wenn die Vorstellung, daß Luke mich liebte, eine so wundervolle Wirkung auf mich hatte, dann konnte sie doch bestimmt nicht ganz schlecht sein, überlegte ich. Mit Luke an meiner Seite könnte ich über diese Tragödie hinwegkommen. Das Schicksal hatte mir jene allgegenwärtigen hohen Gipfel als Hindernisse in den Weg gestellt, aber ich würde das tun, was Luke mir immer geraten hatte – ich würde stets nach dem höchsten streben!
    »Denn von dort«, hörte ich ihn flüstern, »ist die Aussicht immer am besten, Annie. Strebe nach den höchsten Gipfeln.«
    Aber jetzt schien Luke selbst der höchste Gipfel von allen zu sein.
    Ich blickte mich in meinem leeren Zimmer um. Dann hörte ich Stimmen, die von unten zu mir heraufdrangen. Drake verabschiedete sich von jemandem. Eine Tür fiel ins Schloß.
    Ein Windstoß pfiff durch eine Jalousie. Und dann war es wieder still.
    O Luke, was kann denn nur der Grund dafür sein, daß du nicht Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um mich zu sehen!

    16. KAPITEL

    GELÄHMT!

    »Ich habe eine wundervolle Überraschung für dich«, verkündete Tony. Als ich ihn so erwartungsvoll in der Tür stehen sah, dachte ich zunächst, die Überraschung wäre sicher, daß Luke endlich gekommen war; aber meine Hoffnung wurde enttäuscht. »Du mußt aus deinem Zimmer kommen, um es zu sehen. Es ist sowieso Zeit,

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