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Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Titel: Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kester Schlenz
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bestrafen.«
    »Was würden sie von dir erwarten, Pia? Dass du mich zurück hältst? Mit Gewalt?«
    »Genau das, Ludmilla. Bitte, tu mir das nicht an.«
    Ich dachte an die Begegnung mit Var in ihrem Gemach.
    »Pia, du kannst mich nicht zurückhalten. Nicht mehr. Damals im Zimmer von Var… sie hat mich von ihrem Blut trinken lassen.«
    »Waaas?«
    Pia trat auf die Bremse. Der Wagen stoppte abrupt. Sie sah mich mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Sie hat dich von ihr trinken lassen?«
    Ich nickte.
    »Weißt du denn nicht, was das bedeutet, Ludmilla?«
    »Nur, da ss es meine Kräfte vergrößert.«
    »Viel mehr, Ludmilla. Von der Oberin zu trinken ist das Privileg ihrer Nachfolgerin. Sozusagen die ritualisierte Amtsübergabe. Es ist mehr als ungewöhnlich, da ss Var dich von ihr trinken ließ – eine blutjunge, unerfahrene Schwester. Es scheint ihr wirklich viel an dir zu liegen. Ahnst du überhaupt, wie stark du bist?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    Sie fuhr weiter und überlegte.
    »Gut«, sagte sie schließlich. »Wir fahren zu Barker. Ich werde ihnen einfach erzählen, da ss du mich unter einem Vorwand aus dem Wagen gelockt hast und dann weggefahren bist. Mal sehen, wie lange ich dafür in die Kammer komme.«
    Ich umarmte sie.
    »Ach, Pia, ich liebe dich.«
    Wir fuhren schweigend weiter bis zu Barkers Haus. Gegen 22 Uhr parkten wir den Wagen auf seinem Grundstück. Im Arbeitszimmer brannte Licht. Wir läuteten an seiner Tür, und ich hörte den Professor fluchend zur Tür schlurfen. Als er mich und Pia sah, hellte sich seine Miene allerdings sofort auf.
    »Ludmilla, wie schön Sie zu sehen.« Er lächelte auch Pia an.
    »Professor«, begann ich. »Es ist etwas Furchtbares passiert. Dürfen wir kurz hereinkommen?«
    »Natürlich, natürlich.«
    Er trat zur Seite.
    Als wir schließlich in seinem Arbeitszimmer saßen, kam ich schnell zur Sache.
    »Professor. Es ist das letzte Mal, da ss wir uns sehen. Es ist Zeit, Abschied zu nehmen. Ich muss noch heute Nacht die Stadt verlassen. Und Sie sollten auch nicht länger zögern. Vergessen Sie das Gerede von dem alten Baum, der nicht mehr verpflanzt werden kann. Ich will nicht auch noch an Ihrem Tod schuldig sein.«
    Barker hob die Arme in einer übertrieben theatralischen Geste.
    »Tod, Flucht, Lebensgefahr – Ludmilla, was halten Sie davon, mir erst einmal zu erzählen, was passiert ist?«
    Ich mu sste trotz meiner Anspannung lächeln. Typisch Barker. Er wusste, dass etwas Ernstes passiert war. Aber er ließ es sich nicht nehmen, mich mal wieder mit seiner großväterlichen Art beruhigen zu wollen.
    »Gut, Professor«, sagte ich. »Das hier ist Pia. Und wer weiß, ob sie es nicht ist, die den Befehl bekommt, schon morgen Nacht in Ihr Haus zurückzukehren und Sie zu töten.«
    Barker blickte Pia an. Diese schlanke, jugendliche Engelsgestalt. Pia schwieg, wich aber seinem Blick nicht aus.
    »Ist sie…«
    »Ja, Professor. Sie ist wie ich.«
    Er zuckte noch nicht einmal zusammen.
    »Gut, Ludmilla, Sie haben mich noch mal gewarnt. Und jetzt will ich alles hören. Alles. Ich will wenigstens wissen, warum ich vielleicht sterben soll.«
    Als ich geendet hatte, saß Barker lange schweigend da und sah zu Boden. Pia und ich wurden schon unruhig, als er plötzlich aufstand. So schnell und federnd, wie ich es noch nie bei ihm gesehen hatte. Er blickte uns nacheinander an und sagte dann: »Gut, ihr beiden hübschen Todesengel. Dann muss es jetzt wohl sein. Die Zeit ist gekommen.«
    Pia sah mich fragend an. Aber auch ich konnte mir auf die Worte des Professors keinen Reim machen und hob fragend die Arme.
    »Kommt mit«, forderte er uns auf und verließ das Zimmer. Pia und ich folgten ihm verwundert. Was sollte das alles?
    Barker ging auf die Tür zu, die zum Keller führte, öffnete sie und schritt hinab. Es war kalt und dunkel. Barker machte kein Licht. Ich fragte mich, wie er sich orientierte.
    »Professor«, sagte ich leise. »Bitte, verstehen Sie doch. Es ist keine Zeit mehr, um in alten Schriften zu blättern. Was immer Sie uns auch zeigen wollen, es ändert nichts an der Situation.«
    Barker blieb stehen, drehte sich um und deutete auf eine aus groben Steinquadern gemauerte Wand.
    »Doch, Ludmilla«, sagte er. »Dies hier wird alles zwischen uns ändern«.
    Er ging auf die Mauer zu, packte einen großen Eisenring und zog daran. Ein grä ssliches Knirschen war zu hören und dann sahen wir, wie sich langsam eine mannshohe Öffnung in der Wand auftat. Es war eine getarnte Tür,

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