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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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weiter den Flur hinunter; dieses Zimmer hatte eine andere farblich zueinander passende Ausstattung mit Bettdecken, Vorhängen und Teppichen. Lucas sah durch die Scheibe nach draußen. Nur Rasen und Gebüsch. »Irgendwelche Fußspuren mit einem auffälligen Logo-Abdruck der Sohle im Matsch vor dem Fenster?«
    »Da gibt’s keinen verdammten Matsch. Es hat seit zwei Wochen nicht mehr geregnet.«
    »Meine Frage war scherzhaft gemeint«, sagte Lucas.
    »Ich habe das nicht als Scherz angesehen«, knurrte Swanson. »Ich war draußen und habe es überprüft. Das Gras ist nicht mal eingedrückt.«
    »Okay … Wo ist dieses Telefon?«
    Hansons Privatbüro war ein kleiner, zweckmäßig eingerichteter Raum mit Kirschholzregalen an einer der Wände für Telefonbücher, Lexika und eine Kompakt-Stereoanlage. Der Schreibtisch, ebenfalls aus Kirschholz, hatte vier Schubladen –zwei mit Aktenmappen an der rechten Seite, zwei mit Briefumschlägen links. Eine Adressen-Rollkartei aus Holz stand rechts auf der Schreibtischplatte, ein Telefon links. Ein Dell-Laptop lag auf einer ausziehbaren Schreibmaschinenplatte; die Verkabelung verschwand hinter dem Schreibtisch, tauchte dann an einem Laserdrucker wieder auf, der auf einem hölzernen, mit zwei Schubladen ausgestatteten Aktenschränkchen neben dem Schreibtisch seinen Platz hatte.
    »Ist Hanson noch im Wohnzimmer?«, fragte Lucas.
    »Ja«, antwortete Swanson.
    »Geh und rede mit ihr. Unterhalte sie … Stell ihr Fragen, fang mit der Gästeliste an.«
    »Okay, mach ich.« Swanson warf einen wissenden Blick auf den Laptop, nickte und verschwand.
     
     
    Als Swanson die Tür hinter sich verschlossen hatte, setzte sich Lucas an den Computer und schaltete ihn ein. Windows 98 erschien auf dem Bildschirm, und er klickte nacheinander Programme – Zubehör – Address Book an. Das Adressenverzeichnis war leer. Er ging zurück zum Start und klickte Microsoft Outlook an. Als die Datei erschien, überprüfte er die Eingänge und Ausgänge und fand heraus, dass Hanson eine kleine E-Mail-Korrespondenz unterhielt …
    Er nahm den Telefonhörer auf, wählte aus dem Gedächtnis Dels Nummer, und als das Telefon am anderen Ende zu läuten begann, klickte er noch einmal auf »Eingänge«, dann auf »Suchen« und tippte »Alie’e« ein.
    Noch während er den Namen eingab, meldete sich Dels Frau am Telefon. Ihr »Hallo« klang allerdings eher nach einem mürrischen Stöhnen als nach einer freundlichen Begrüßung.
    »Cheryl, hier ist Lucas. Ist Del da?«
    »Er schläft, Lucas. Er hat die ganze Nacht hindurch versucht, dich zu erreichen.« Sie war sauer. »Wie viel Uhr ist es, nur mal so nebenher gefragt?«
    »Entschuldige. Aber weck ihn bitte, es ist wichtig. Ich muss ihn sprechen.«
    »Moment …«
    Nach einigem Gemurmel im Hintergrund meldete sich Del. »Hat man dir gesagt, dass ich versucht habe, dich zu erreichen?«
    »Ja, Cheryl hat es mir gerade gesagt … Was hast du gestern hier gemacht?«
    Nach einem Moment des Schweigens fragte Del: »Was?« Er schien noch nicht ganz wach zu sein. Dann: »Wo ist hier ?«
    »Sallance Hansons Haus. Du warst doch gestern Abend auf der Party hier, nicht wahr?«
    »Ja, aber was machst du denn jetzt dort?«
    »Ich kümmere mich um den Maisonfall«, antwortete Lucas.
    »Was?«
    Lucas starrte das Telefon an: »Du weißt es nicht?«
    »Doch, ich habe ja überall versucht, dich zu erreichen. Ich habe sogar bei deinem Nachbarn da oben am See angerufen und ihn gebeten, in deiner Hütte nachzusehen, ob du dort bist. Aber du warst schon weg.«
    »Du hast mich gesucht, weil du mir sagen wolltest, dass Alie’e Maison erwürgt worden ist?«
    Ein noch längeres Schweigen. Dann: »Wovon zum Teufel sprichst du?«
    »Jemand hat Alie’e Maison erwürgt und ihre Leiche hinter das Bett in einem Gästezimmer geworfen«, sagte Lucas. »Eine zweite Frau wurde ermordet und in einen Wandschrank im Flur gesteckt. Hanson meint, ein heruntergekommener Dealer von der Straße hätte es getan – der Kerl hätte ein T-Shirt mit der Aufschrift ›Ich treib’s gern mit Dummen‹ angehabt …«
    Nach einer weiteren Pause fragte Del: »Du machst keine Scherze?«
    »Nein.«
    »Jesus Christus …« Del war jetzt hellwach. Und noch einmal: »Jesus Christus.«
    Lucas hörte, wie Cheryl im Hintergrund fragte: »Was ist passiert?«
    »Ja, ich war der runtergekommene Dealer«, sagte Del. »Hast du dir sicher schon gedacht. Ich war bis ein Uhr dort. Habe Maison aber ungefähr ab Mitternacht nicht mehr

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