Nachtblind
nehmen und jeden Schritt, den er gestern Abend gemacht hat, genauestens überprüfen.«
»Na ja … Ich denke, ich kann ihn aus meinen Statements gegenüber den Medien heraushalten«, lenkte sie ein.
»Sehr gut«, sagte Lucas. »Noch eine andere Frage … Sie werden es in Ihrer offiziellen Vernehmung sicher darlegen, aber ich bin nun mal sehr neugierig. Alie’e Maison ist – war – ziemlich berühmt. Wahrscheinlich war sie die berühmteste Person auf Ihrer Party, oder?«
Hanson richtete den Blick zur Zimmerdecke und wiegte den Kopf hin und her, als müsse sie die Wertigkeit von Ruhm und Bekanntheitsgrad ihrer Gäste abwägen, entschied dann: »Wahrscheinlich. In dieser speziellen Welt der Mode. Wir hatten allerdings auch einige sehr bekannte Leute aus der Finanzwelt zu Gast, aber das ist ja eine ganz andere Welt.«
»Wenn sie also so berühmt war – wie konnte sie dann in ein Gästezimmer verschwinden, ohne dass jemand neugierig wurde und fragte, wo sie abgeblieben sei?«
»Das habe ich Officer Swanson gegenüber bereits erklärt … Sie war sehr müde und wollte sich ein wenig ausruhen. Wir brachten sie also in dieses Zimmer und wimmelten die Leute ab, die nach ihr fragten. Sie hatte einen schweren Arbeitstag hinter sich, Fotoaufnahmen vom frühen Morgen an … Sie war wirklich sehr erschöpft.«
»Aber niemand ging mal zu dem Gästezimmer und sah nach ihr?«
»Oh, das weiß ich nicht. Vielleicht hat das der eine oder andere ihrer Freunde mal getan.« Hansons Blick driftete weg von Lucas; sie lügt vermutlich nicht, dachte Lucas, aber sie hat Erklärungsschwierigkeiten. »Wahrscheinlich sogar. Wir hielten ja nur die Neugierigen von ihr fern.«
»Miz Hanson, lassen Sie mich Ihnen etwas sagen: Ich kenne Sie nicht gut genug, um zu wissen, ob Sie lügen oder nicht; wenn Sie es aber tun, muss ich Sie darauf hinweisen, dass Sie eine Straftat begehen.« Lucas wandte sich an Swanson: »Hast du ihr ihre Rechte vorgelesen?«
»Nein, noch nicht.«
»Dann mach’s gleich nachher.« Er sah wieder Hanson an. »Sie müssen nicht mit uns reden, wirklich nicht, und Sie können auch darauf bestehen, dass Ihr Anwalt anwesend ist; aber wenn Sie Aussagen machen, sagen Sie besser die Wahrheit. Wir können verdammt unangenehm werden, wenn es um Behinderung der Justiz in einem Fall von Doppelmord geht.«
Eine Männerstimme rief im Flur: »Hallo?«
Lucas erkannte die Stimme. »Sloan, komm rein.«
Sloan erschien unter der Tür, ausgeschlafen und proper für den Tag gekleidet: frisch gebügelter brauner Anzug, weißes Hemd mit blaugold gestreifter Krawatte. »Lucas …«
»Das ist Miz Hanson, die Besitzerin dieses Hauses«, stellte Lucas vor. »Wir brauchen eine offizielle Vernehmung von ihr, ebenso von der Lady, die Miz Maisons Leiche gefunden hat.«
»Ich kann sofort mit Miz Hansons Anhörung beginnen«, sagte Sloan. Er hielt einen Kassettenrekorder hoch und sah Hanson an. »Wenn wir ein ruhiges, gemütliches Plätzchen finden könnten …«
Sie hob die Hand, um ihr Einverständnis zu signalisieren, wandte sich aber noch einmal an Lucas. »Bevor Sie gehen, möchte ich eines noch mal eindeutig klarstellen: Sie sagen nicht, dass ich nicht mit den Medien reden darf, Sie sagen
nur …«
»Dass Sie sorgfältig abwägen sollten, was Sie sagen. Sehr sorgfältig. Ich werde sehr glücklich sein, wenn ich Sie im Fernsehen sehe, ich erwarte das geradezu. Sie können es sowieso kaum umgehen – aber es gibt Aspekte im Rahmen unserer Ermittlungen, von denen wir nicht wollen, dass sie in die Öffentlichkeit getragen werden.«
»Wie die Sache mit dem Undercover-Mann …«
»Mit wem?«, fragte Sloan und sah Lucas an.
»Del war gestern Abend bei der Party in diesem Haus«, erklärte Lucas.
»Aha … Auf der Jagd nach Dope?«
Hanson sah von Sloan zu Lucas und wieder zurück zu Sloan, schüttelte den Kopf: »Da gab’s kein Dope.«
Swanson und Lucas berichteten Sloan schnell, was sie bisher über den Fall wussten. Hanson stand auf und sagte: »Bin gleich zurück. Muss mal Pipi machen.«
»Wir treffen uns in der Küche«, sagte Sloan zu ihr.
»Wer hat die Liste der Gäste bei der Party?«, wandte sich Lucas an Swanson.
Swanson nahm ein Notizbuch aus der Jackentasche. »Die meisten Namen habe ich notiert.«
»Ist jemand mit dem Namen Amnon dabei? Oder Jael?«
»Ja, die tauchen irgendwo auf. Ich erinnere mich an die Namen. Sind Bruder und Schwester.« Er blätterte in seinem Notizbuch, fand die Namen. »Amnon Plain und
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